Frühe Blüte und floristischer Status von Erucastrum gallicum
-
- Beiträge: 3332
- Registriert: Freitag 25. November 2016, 20:05
- Wohnort: Nussdorf-Debant
- Kontaktdaten:
Frühe Blüte und floristischer Status von Erucastrum gallicum
Liebes Forum,
Heute habe ich Erucastrum gallicum, die Französische Hundsrauke, in Debant auf einem Erdhaufen in Vollblüte angetroffen. Es war nicht nur ein Einzelindividuum mit Blüten zu sehen, sondern ein großer Bestand in Blüte. In der EFÖLS ist die Blütezeit mit "V-X" angegeben, ich denke das ist zu revidieren. Überhaupt sollten die Blütezeiten-Angaben einmal genauer einer kritischen Revision unterzogen werden, wie haben ja allein heuer schon etliche Abweichler im Forum vorgestellt.
Spannender für mich ist die Frage nach dem Status der Art in Österreich. Die EFÖLS bezeichnet die Art als Neophyten und gibt als Heimat W-Europa an. In der großformatigen Flora von A. Polatschek ist aber zu lesen, dass die Art in Vorarlberg ev. heimisch sein könnte; die neue RL für Vorarlberg von Amann diskutiert diese Angabe nicht kritisch bzw. widerlegt sie nicht. In Südtirol (lt. Internetplattform FaunaFloraSüdtirol) gilt sie als Neophyt. Für Kärnten wird sie lt. dem Kärntner Verbreitungsatlas aber wiederum im Normalstatus geführt, in Bayern lt. BIB ebenso.
Für Osttirol wird sie in der alten Tirolflora von Hausmann (1851-1854) nicht erwähnt, die älterste Angabe datiert m.W. von F. Sauter (1899), die sie von "Bahndämmen bei Mittewald" angibt. Heute ist die Art in Osttirol weit verbreitet (in meiner DB derzeit 41 Nachweise!) und tritt auch an naturnäheren Standorten wie die Isel-Alluvionen auf. Ob diese aber zugleich die natürlichen Standorte der Art in Osttirol ist fraglich - ein Gros der Bestände hier ist zweifelsfrei ruderal eingenischt. Eventuell wurde die Art in Osttirol frühzeitig mit der Bahn eingeschleppt und hat sich dann hier erfolgreich ausgebreitet.
Wie seht ihr diese Art und welchen Status würdet ihr vergeben?
Viele Grüße
Oliver
Heute habe ich Erucastrum gallicum, die Französische Hundsrauke, in Debant auf einem Erdhaufen in Vollblüte angetroffen. Es war nicht nur ein Einzelindividuum mit Blüten zu sehen, sondern ein großer Bestand in Blüte. In der EFÖLS ist die Blütezeit mit "V-X" angegeben, ich denke das ist zu revidieren. Überhaupt sollten die Blütezeiten-Angaben einmal genauer einer kritischen Revision unterzogen werden, wie haben ja allein heuer schon etliche Abweichler im Forum vorgestellt.
Spannender für mich ist die Frage nach dem Status der Art in Österreich. Die EFÖLS bezeichnet die Art als Neophyten und gibt als Heimat W-Europa an. In der großformatigen Flora von A. Polatschek ist aber zu lesen, dass die Art in Vorarlberg ev. heimisch sein könnte; die neue RL für Vorarlberg von Amann diskutiert diese Angabe nicht kritisch bzw. widerlegt sie nicht. In Südtirol (lt. Internetplattform FaunaFloraSüdtirol) gilt sie als Neophyt. Für Kärnten wird sie lt. dem Kärntner Verbreitungsatlas aber wiederum im Normalstatus geführt, in Bayern lt. BIB ebenso.
Für Osttirol wird sie in der alten Tirolflora von Hausmann (1851-1854) nicht erwähnt, die älterste Angabe datiert m.W. von F. Sauter (1899), die sie von "Bahndämmen bei Mittewald" angibt. Heute ist die Art in Osttirol weit verbreitet (in meiner DB derzeit 41 Nachweise!) und tritt auch an naturnäheren Standorten wie die Isel-Alluvionen auf. Ob diese aber zugleich die natürlichen Standorte der Art in Osttirol ist fraglich - ein Gros der Bestände hier ist zweifelsfrei ruderal eingenischt. Eventuell wurde die Art in Osttirol frühzeitig mit der Bahn eingeschleppt und hat sich dann hier erfolgreich ausgebreitet.
Wie seht ihr diese Art und welchen Status würdet ihr vergeben?
Viele Grüße
Oliver
- Dateianhänge
-
- Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
- 0Y0A9181.jpg (1.72 MiB) 3199 mal betrachtet
-
- Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
- 0Y0A9177.jpg (1.92 MiB) 3199 mal betrachtet
-
- Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
- 0Y0A9180.jpg (1.63 MiB) 3199 mal betrachtet
- Stefan Lefnaer
- Beiträge: 3525
- Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
- Wohnort: Wien
- Kontaktdaten:
Re: Frühe Blüte und floristischer Status von Erucastrum gallicum
Hier meine Kartierungsdaten:
Meist sehe ich die Art in Schottergruben und auf anderen Ruderalflächen. Bisher nur einmal in einem Acker. Ich würde daher eher ein Indigenat verneinen.
Meist sehe ich die Art in Schottergruben und auf anderen Ruderalflächen. Bisher nur einmal in einem Acker. Ich würde daher eher ein Indigenat verneinen.
-
- Beiträge: 3332
- Registriert: Freitag 25. November 2016, 20:05
- Wohnort: Nussdorf-Debant
- Kontaktdaten:
Re: Frühe Blüte und floristischer Status von Erucastrum gallicum
Danke Stefan für die rasche Antwort! Ich denke im pannonischen Bereich Österreichs dürfte die Einstufung dieser subatlantischen Art als Neophyt durchaus passen.
Viele Grüße
Oliver
Viele Grüße
Oliver
-
- Beiträge: 581
- Registriert: Donnerstag 15. Dezember 2016, 09:19
- Wohnort: Salzburg
Re: Frühe Blüte und floristischer Status von Erucastrum gallicum
Hallo Oliver,
In Salzburg wurde die Art erstmals von Sauter 1879 und erneut von 1899 (Fugger & Kastner 1899: 29-79) vom Bahnhof auf Schutt angegeben, in den älteren Landesfloren fehlt sie noch.
Leeder & Reiter 1958 bezeichnen die Art schon als völlig eingebürgert und verbreitet, womit sie diese Art als Neophyten einstuften.
Aufgrund des Lebensraumes fast ausschließlich an Ruderal- und Bahnstandorten (und meiner Meinung nach sekundär auf ähnlich strukturierten Flußalluvionen) würde ich die Art bei uns als Neophyten einstufen.
Noch ein Hinweis auf die Blütezeiten dieser (und auch anderer) Arten. Ich denke, dass sich sehr viele Arten finden lassen, die neben der "normalen" Blütezeit auch ausnahmsweise Blüten bilden. Das kann mehrere Ursachen haben (Störungen im Lebensraum, warme Winter, aber auch die Tageslänge im Herbst, spezieller Standort,...), doch in einer Flora sollte doch die Blütezeit auch eine Hilfe bei der Bestimmung darstellen. Daher würde ich nicht dazu raten die Blütezeiten in der Exkursionsflora nach den Extremen auszuweiten, was aber nicht sagen soll, dass es bei manchen Arten doch Nachschärfungsbedarf gibt. Es ist auch wissenschaftliche Praxis, dass bei statistischen Auswertungen Extremwerte nicht berücksichtigt, oder speziell ausgewiesen werden.
In Salzburg wurde die Art erstmals von Sauter 1879 und erneut von 1899 (Fugger & Kastner 1899: 29-79) vom Bahnhof auf Schutt angegeben, in den älteren Landesfloren fehlt sie noch.
Leeder & Reiter 1958 bezeichnen die Art schon als völlig eingebürgert und verbreitet, womit sie diese Art als Neophyten einstuften.
Aufgrund des Lebensraumes fast ausschließlich an Ruderal- und Bahnstandorten (und meiner Meinung nach sekundär auf ähnlich strukturierten Flußalluvionen) würde ich die Art bei uns als Neophyten einstufen.
Noch ein Hinweis auf die Blütezeiten dieser (und auch anderer) Arten. Ich denke, dass sich sehr viele Arten finden lassen, die neben der "normalen" Blütezeit auch ausnahmsweise Blüten bilden. Das kann mehrere Ursachen haben (Störungen im Lebensraum, warme Winter, aber auch die Tageslänge im Herbst, spezieller Standort,...), doch in einer Flora sollte doch die Blütezeit auch eine Hilfe bei der Bestimmung darstellen. Daher würde ich nicht dazu raten die Blütezeiten in der Exkursionsflora nach den Extremen auszuweiten, was aber nicht sagen soll, dass es bei manchen Arten doch Nachschärfungsbedarf gibt. Es ist auch wissenschaftliche Praxis, dass bei statistischen Auswertungen Extremwerte nicht berücksichtigt, oder speziell ausgewiesen werden.
Peter Pilsl
SABOTAG
SABOTAG
-
- Beiträge: 3332
- Registriert: Freitag 25. November 2016, 20:05
- Wohnort: Nussdorf-Debant
- Kontaktdaten:
Re: Frühe Blüte und floristischer Status von Erucastrum gallicum
Lieber Peter,
danke für das Statement zum Land Salzburg, das ich wissentlich oben nicht angeführt habe, da ich hoffte, dass du antworten wirst ;-). Interessant ist aber immerhin, dass die Bayern die Art als möglicherweise heimisch (vgl. BIB) angeben, wobei Bayern natürlich groß ist und sich weit nach Westen hin Richtung subatlantische Regionen erstreckt.
Betreffend der Blütenzeiten verstehe ich grundsätzlich deine Argumentation, nur bin ich skeptisch ob für die EFÖLS wirklich aktuelle Daten dazu wissenschaftlich ausgewertet wurden. Zu oft habe ich gesehen, dass - und das beziehe ich jetzt nicht auf die EFÖLS, weil ich es nicht beweisen kann - einfach von ein auf das andere Mal und von einem Werk auf das andere abgeschrieben wird (das wissen wir ja auch von Schlüsselmerkmalen nur zu gut). Dass leichte Blühzeit-Abweichungen immer in der Natur der Sache liegen (Wetter, Standorte, Schneedeckendauer ...), liegt auf der Hand. Aber ich denke, man wird irgendwann schon auch dem klimawandelbedingten Trend zu kürzeren Wintern bzw. längeren Vegetationsperioden Rechnung tragen müssen. Immerhin gäbe es auch die Möglichkeit, solche Abweichungen mit einer Klammerangabe zu lösen wie z.B. im Fall von Erucastrum gallicum (III)V-X(IX), wie dies ja schon bei einigen Taxa der Fall ist. Dass dies (noch) mehr Arbeit bedeutet ist klar; es wäre aber aus meiner Sicht sinnvoll, um dem Bestimmer eben nicht mit nicht mehr korrekten Angaben noch zusätzlich zu verwirren ...
Viele Grüße
Oliver
danke für das Statement zum Land Salzburg, das ich wissentlich oben nicht angeführt habe, da ich hoffte, dass du antworten wirst ;-). Interessant ist aber immerhin, dass die Bayern die Art als möglicherweise heimisch (vgl. BIB) angeben, wobei Bayern natürlich groß ist und sich weit nach Westen hin Richtung subatlantische Regionen erstreckt.
Betreffend der Blütenzeiten verstehe ich grundsätzlich deine Argumentation, nur bin ich skeptisch ob für die EFÖLS wirklich aktuelle Daten dazu wissenschaftlich ausgewertet wurden. Zu oft habe ich gesehen, dass - und das beziehe ich jetzt nicht auf die EFÖLS, weil ich es nicht beweisen kann - einfach von ein auf das andere Mal und von einem Werk auf das andere abgeschrieben wird (das wissen wir ja auch von Schlüsselmerkmalen nur zu gut). Dass leichte Blühzeit-Abweichungen immer in der Natur der Sache liegen (Wetter, Standorte, Schneedeckendauer ...), liegt auf der Hand. Aber ich denke, man wird irgendwann schon auch dem klimawandelbedingten Trend zu kürzeren Wintern bzw. längeren Vegetationsperioden Rechnung tragen müssen. Immerhin gäbe es auch die Möglichkeit, solche Abweichungen mit einer Klammerangabe zu lösen wie z.B. im Fall von Erucastrum gallicum (III)V-X(IX), wie dies ja schon bei einigen Taxa der Fall ist. Dass dies (noch) mehr Arbeit bedeutet ist klar; es wäre aber aus meiner Sicht sinnvoll, um dem Bestimmer eben nicht mit nicht mehr korrekten Angaben noch zusätzlich zu verwirren ...
Viele Grüße
Oliver
Zurück zu „Schönheit der Natur“
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 16 Gäste