Massenvorkommen Datura stramonium

Was beeindruckt. Ästhetische Themen ohne tiefere fachliche Einbettung
(Hinweis: Informative Themen zu selteneren Arten bitte im Forum "Interessante Funde" eröffnen)
Benutzeravatar
2045
Beiträge: 971
Registriert: Donnerstag 20. Oktober 2016, 19:05
Wohnort: NÖ, Breitenfurt
Kontaktdaten:

Massenvorkommen Datura stramonium

Beitragvon 2045 » Sonntag 26. September 2021, 10:03

Am 25.09.2021 konnte im Bereich des Warmsees, Apetlon, Bgld ein Massenvorkommen von Datura stramonium - Gewöhnlich-Stechapfel beobachtet werden.

Einzelpflanzen dieser Art sind ja in der Gegend immer wieder anzutreffen, aber unzählige Pflanzen flächendeckend wie hier habe ich bisher noch nie beobachten können.

Ist diese Fläche "selbstständig" entstanden oder wird die Pflanze für irgendeinen Zweck noch angebaut?

Ich bin dann auch auf einen nahegelegenen Hochstand gestiegen und zwischen Wiesenstreifen und abgeernteten Feldern zieht sich über eine lange Strecke (durch das dunkelgrün schön erkennbar) dieses Datura stramonium Feld.

LG Markus
Dateianhänge
Warmsee - 25092021 - (26) - Datura stramonium - Gewöhnlich-Stechapfel.JPG
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Warmsee - 25092021 - (26) - Datura stramonium - Gewöhnlich-Stechapfel.JPG (676.08 KiB) 3123 mal betrachtet
Warmsee - 25092021 - (23) - Datura stramonium - Gewöhnlich-Stechapfel.JPG
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Warmsee - 25092021 - (23) - Datura stramonium - Gewöhnlich-Stechapfel.JPG (814.45 KiB) 3123 mal betrachtet
Warmsee - 25092021 - (24) - Datura stramonium - Gewöhnlich-Stechapfel.JPG
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Warmsee - 25092021 - (24) - Datura stramonium - Gewöhnlich-Stechapfel.JPG (463.71 KiB) 3123 mal betrachtet
Warmsee - 25092021 - (25) - Datura stramonium - Gewöhnlich-Stechapfel.JPG
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Warmsee - 25092021 - (25) - Datura stramonium - Gewöhnlich-Stechapfel.JPG (506.44 KiB) 3123 mal betrachtet
Warmsee - 25092021 - (27) - Datura stramonium.JPG
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Warmsee - 25092021 - (27) - Datura stramonium.JPG (417.46 KiB) 3123 mal betrachtet
Warmsee - 25092021 - (27) - Datura stramonium - Gewöhnlich-Stechapfel.JPG
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Warmsee - 25092021 - (27) - Datura stramonium - Gewöhnlich-Stechapfel.JPG (294.43 KiB) 3123 mal betrachtet

Oliver Stöhr
Beiträge: 3332
Registriert: Freitag 25. November 2016, 20:05
Wohnort: Nussdorf-Debant
Kontaktdaten:

Re: Massenvorkommen Datura stramonium

Beitragvon Oliver Stöhr » Montag 27. September 2021, 17:59

Hallo Markus,
Da keiner auf deinen Beitrag repliziert, hier meine knappe Antwort: ich kenne bis dato keinen feldmässigen Anbau dieser Art in Österreich, was aber nicht heißen soll dass es ihn nicht gibt (im Osten gibt es ja so manch unerwartete Feldfrüchte). Schaut jedenfalls spektakulär aus dieses Datura-„Feld“.
Lg
Oliver

Benutzeravatar
2045
Beiträge: 971
Registriert: Donnerstag 20. Oktober 2016, 19:05
Wohnort: NÖ, Breitenfurt
Kontaktdaten:

Re: Massenvorkommen Datura stramonium

Beitragvon 2045 » Montag 27. September 2021, 18:09

Lieber Oliver!

Herzlichen Dank für Deine Anmerkungen.
Leider hat am frühen Nachmittag nichts mehr geblüht. Gleich in der Früh, nach der Blüte in der Nacht, wohl noch spektakulärer. Interessant wären wohl auch die Nachtfalter dort, ist aber leider etwas weit weg vom Wohnort.
Die Idee mit bewussten Anbau ist mir nur gekommen, weil immer wieder der Hinweis auf Arzneipflanze bei der Art zu finden ist.
Wenn das dort nicht bewusst angebaut ist, ist das Feld wohl ohne massiven Herbizideinsatz für nichts mehr zu gebrauchen. Bei der Dichte und der Samenbelastung ist dort alles was eventuell wächst, vergiftet.

LG Markus

Benutzeravatar
Stefan Lefnaer
Beiträge: 3523
Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Re: Massenvorkommen Datura stramonium

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 27. September 2021, 18:33

Mir hat gerade letztes Wochenende ein Biobauer erzählt, dass sie das giftige Zeug mühsam händisch ausreißen müssen. Weil wenn da ein Same in die Ernte kommt und ein Labor stellt Reste des Gifts fest, ruiniert das den Ruf des Landwirts. Die Samen können beim Ernten auch zerplatzen und größere Kontaminierungen erzeugen.

Renate Trnek
Beiträge: 280
Registriert: Sonntag 22. Januar 2017, 13:40

Re: Massenvorkommen Datura stramonium

Beitragvon Renate Trnek » Samstag 23. Oktober 2021, 17:59

Möchte noch eine verspätete Beobachtung zu Markus' Stechapfelfeld und Stefans Bemerkung zur all over-Giftigkeit von Datura stramonium machen:
Auch ich habe bei meinem letzten Seewinkel-Besuch (28.09.2021) reichlich Datura gesehen, allerdings mit einer Besonderheit, mit der ich nicht gerechnet hätte: Auch Datura hat Fressfeinde: An einer Pflanze habe ich eine Raupe beobachtet, die sichtlich aus dem unübersehbaren Ausbohrloch an einem halbreifen Stechapfel kam und von dessen Samen gelebt haben muss. Rechcherchen in den verschiedensten Medien unter Parasiten von Datura bzw. Datura als Wirtspflanze brachten keinerlei Ergebnisse. Möglicherweise bin ich bei einem Neophyten-Schmetterling fündig geworden (kommt aus dem mediterranen Raum und wird mit Obst-/Gemüseimporten verbracht), der neuerdings als gefüchteter Gemüseschädling (bes. bei Tomaten, Paprika) beschrieben wird: Helicoverpa armigera, der Raupe der Baumwollkapsel-Eule. Dessen Raupe zeigt diese typischen Ausbohrlöcher, kommt aber in unzähligen Färbungsvarianten vor. Da braucht es einen Profi-Insektenkenner.
LG Renate
Dateianhänge
Insekten Schmetterlinge) Raupe auf Datura strumaria, Illmitz ruderal südl. Kirchsee 28.09.2021 C5X (4).JPG
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Insekten Schmetterlinge) Raupe auf Datura strumaria, Illmitz ruderal südl. Kirchsee 28.09.2021 C5X (4).JPG (392.18 KiB) 2934 mal betrachtet
Insekten Schmetterlinge) Raupe auf Datura strumaria, Illmitz ruderal südl. Kirchsee 28.09.2021 C5X (5).JPG
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Insekten Schmetterlinge) Raupe auf Datura strumaria, Illmitz ruderal südl. Kirchsee 28.09.2021 C5X (5).JPG (375.35 KiB) 2934 mal betrachtet

Benutzeravatar
Stefan Lefnaer
Beiträge: 3523
Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Re: Massenvorkommen Datura stramonium

Beitragvon Stefan Lefnaer » Samstag 23. Oktober 2021, 20:26

Interessant! Interessant wäre auch, ob die Raupe dann giftig ist und deshalb von Vögeln etc. nicht gefressen wird (woher sollen die einheimischen, die die Raupe noch nicht kennen, das wissen?).

Benutzeravatar
2045
Beiträge: 971
Registriert: Donnerstag 20. Oktober 2016, 19:05
Wohnort: NÖ, Breitenfurt
Kontaktdaten:

Re: Massenvorkommen Datura stramonium

Beitragvon 2045 » Sonntag 24. Oktober 2021, 18:46

Vielen Dank für die interessante Ergänzung mit der auf/in Datura stramonium fressenden Raupe.
Die Raupe von der Baumwollkapseleule (auch Gemüse-Eule/ Tomaten-Eule genannt) - Helicoverpa armigera ist extrem vielgestaltig. Insofern befürchte ich, dass die abgebildete Raupe nicht leicht bestimmt werden kann.

Ganz allgemein sind diese Datura Vorkommen aber sicher ein willkommener Anziehungspunkt für diverse Nachfalter. Wie schon erwähnt halt leider etwas zu weit entfernt vom Wohnort, um schnell einmal eine Nachtbeobachtung dort durchzuführen…

Aufgrund der Ergänzung habe ich heute versucht, einmal nach zu vollziehen, wie und vor allem wann diese Art eigentlich bei uns gelandet ist. Ist mir eigentlich nicht wirklich gelungen.
Huemer (2013) führt diese Art aus Österreich schon aus allen Bundesländern außer Kärnten an.
Der Falter ist im Mittelmeerraum offenbar inzwischen etabliert, ursprüngliche Heimat u.a. die Tropen Afrikas.
Der Falter wird als Wanderfalter geführt, kann daher entsprechend lange Strecken selber zurücklegen, es gibt aber immer wieder Nachweise in aus dem Süden importierten Gemüse im Supermarkt.
In Österreich sind inzwischen Schäden in Gemüsekulturen bekannt (Paprika, Paradeiser,…) deshalb wird bei der AGES auf einer eigenen Seite die Art dargestellt.
https://www.ages.at/themen/schaderreger/baumwollkapselwurm/

Aber auch der Schmetterling selbst ist nicht einfach bestimmbar. Für eine rein optische Ansprache sind ideale Bilder von einem gut erhaltenen (frischen) Falter notwendig, bei verwaschenen Exemplaren ist eine Unterscheidung nur durch Sichtung/Bild zu den anderen heimischen Arten fast nicht möglich.

Interessanterweise konnte bei uns im Garten in Breitenfurt, Bez. Mödling, mitten im Wienerwald, zunächst am 29.09.2018 eine Raupe in /an Tomatenfrüchten beobachtet werden und wohl anhand der typischen Nahrungspflanze dann auch von einem Experten bestimmt werden.
Im heurigen Jahr konnte dann ein Falter am 09.09.2021 gegen 23:30 rund 15 Minuten im Garten auf einer Goldrute „schlemmend“ beobachtet werden. Dadurch sind Bilder in verschiedenen Flügelstellungen vom gleichen, sehr frischen Tier gelungen, die alleine schon so unterschiedlich aussehen, das man ja gar nicht mehr von einer gleichen Art ausgehen würde, wenn das unabhängige Bilder wären.

Interessant ist das Vorkommen bei uns mitten im Wienerwald aber schon, denn wir hatten nie einen Raupenbefall in einem gekauften Gemüse. Wie ist also der Falter bei uns gelandet? Er hat es nun irgendwie 2x geschafft, wobei heuer die Tomaten keine Schäden hatten, heute in der Nacht hat dann der Frost die heurige Tomatensaison beendet.. Es gibt auch weit und breit keine größeren Gemüsekulturen in der Gegend, zumindest was Tomaten u.a. eher wärmebedürftige Arten angeht. Unsere Gegend ist ja nicht gerade ein Wärmepool sondern durch die örtlichen Gegebenheiten eher ein Kälteloch, also ganz so Temperatur empfindlich dürfte die Art dann auch nicht sein. Hat sich vielleicht schon an unsere Temperaturen gewöhnt, Tropenklima haben wir hier sicher keines.

Ob die Raupe selbst auch giftig ist, ist mir nicht bekannt.

Interessanterweise können die heimischen Vögel neue Nahrungsquellen relativ schnell erkennen und nutzen. Beim Buchsbaumzünsler ist diese neue Nahrungsannahme inzwischen belegt. Möglicherweise hängt diese rasche Annahme aber auch mit den fehlenden, ursprünglichen Insekten zusammen (könnte ich mir persönlich gut vorstellen).

LG Markus
Dateianhänge
Breitenfurt-29092018-Raupe auf Tomaten-(1) - Baumwollkapseleule.JPG
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Breitenfurt-29092018-Raupe auf Tomaten-(1) - Baumwollkapseleule.JPG (749.42 KiB) 2894 mal betrachtet
Bft - Garten - 09092021- (1) - Helicoverpa armigera - Baumwoll-Kapseleule.JPG
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Bft - Garten - 09092021- (1) - Helicoverpa armigera - Baumwoll-Kapseleule.JPG (288.55 KiB) 2894 mal betrachtet
Bft - Garten - 09092021- (9) - Helicoverpa armigera - Baumwoll-Kapseleule.JPG
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Bft - Garten - 09092021- (9) - Helicoverpa armigera - Baumwoll-Kapseleule.JPG (413.67 KiB) 2894 mal betrachtet

Renate Trnek
Beiträge: 280
Registriert: Sonntag 22. Januar 2017, 13:40

Re: Massenvorkommen Datura stramonium

Beitragvon Renate Trnek » Sonntag 24. Oktober 2021, 20:46

Lieber Markus,
zu meiner im Beitrag geäußerten Vermutung hast Du dann noch sehr viel tiefer geschürft zu Helicoverpa armigera und noch einige interessante Fakten und vor allem eigene Beobachtungen zusammengetragen. Danke dafür! Ich hatte von dem Falter ja bis zu meiner Recherche noch nie gehört und mir ist klar, dass weder die Raupe noch der Falter selbst schwer zu bestimmen sein werden in ihrer vielfarbigen Erscheinung und dem unscheinbaren Erscheinungsbild des Schmetterlings. Mich haben bei meiner Recherche diese Ausbohrlöcher aufmerksam gemacht und die Tatsache, dass Helicoverpa in/an Nachtschattengewächsen frisst. Die Raupe auf Deiner Tomate schaut der auf meiner Datura auch nicht wirklich unähnlich.
Zur Klärung der Insektenfrage brauchen wir einen Entomologen - ebenso wie zu der von Stefan aufgeworfenen Frage, wie die Raupe das Datura-Gift -Hyoscyamin?- verstoffwechselt und wie deren Fressfeinde darauf reagieren.
Mich hat in erster Line verblüfft, dass eine derart giftige Pflanze wie Datura s. überhaupt von wem gefressen wird.
LG
Renate


Zurück zu „Schönheit der Natur“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste