Jürgen Baldinger hat geschrieben:Aha, interessanter Aspekt. Hast Du Literatur über die Hydrodynamik der Fischa?
Literatur hab ich drüber keine, aber ich kenne die Hydrodynamik der Fischer aus eigener Anschauung recht gut ;-) in diesem Zusammenhang - der Fischa-Ursprung ist imposant, falls du den nicht kennen solltest, unbedingt hinfahren!!
Ein ähnlicher, aber viel kleinerer Grundwasserbach ist der Kalte Gang, der etwas weiter nördlich entspringt.
Die Brunnlust (mit vielen Eiszeitrelikten) ist übrigens auch so eine Grundwasserquelle.
Da die Fischa fast nur von Grundwasser gespeist wird (der Grundwasser-Pool "wirft" wirklich unglaubliche Wassermengen), ist das Fischa-Wasser insbes. im Oberlauf sehr klar und kalt - ungewöhnlich kalt für ein Gewässer im pannonischen Tiefland - und es fliesst auch ganz schön schnell; selbst bei Wienerherberg ist die Strömung noch sehr stark, ich hab einmal versucht, drüberzuschwimmen, habe mich aber aufgrund der starken Strömung nicht getraut.
In den ganz klaren Oberläufen solcher Grundwasserbäche (also neben Fischa insbes. auch Kalter Gang) findet man teilweise flächige "Unterwasser-Wiesen" mit Berula erecta, auf grösseren Flächen auch Chara sp. und natürlich Veronica beccabunga. Das wären übrigens auch ideale Krebsgewässer, ich hab dort bisher aber nur "Amerikaner" gesehen, die ja die Krebspest übertragen und den heimischen Edelkrebs daher sofort verdrängen, wo sie auftauchen.
Ab dem Mittellauf ist die Fischa dann nicht mehr ganz so klar, weil insbes. über die Landwirtschaft ein nicht unerheblicher Schadstoffeintrag erfolgt.
Die Speisung durch Grundwasser bewirkt ausserdem, dass über alle Jahreszeiten hinweg der Wasserstand kaum Schwankungen unterworfen ist, Hochwasser kann's eigentlich nur bei Starkregenereignissen geben und die Hochwässer sind selbst dann nur sehr bescheiden, glaube ich (ich bin noch nie während eines Starkregens an der Fischa überrascht worden, kann daher auch nur Vermutungen anstellen).
Sowohl die kühle Temperatur als auch die mangelnden Hochwässer sorgen dafür, dass solche Grundwasserbäche grundlegend anders sind (insbes. auch botanisch).
Die mangelnden Hochwässer sind wohl auch ein Grund, warum sich zB Impatiens glandulifera dort stellenweise so wohl fühlt und flächig ausbreiten kann, gerade auch zB bei Wienerherberg - sie können ungehindert wachsen und an vielen Stellen gibt's dort Reinbestände dieser Art.
Erst im untersten Unterlauf merkt man dann den Einfluss der Donau, die zB bei Hochwasser in die Fischa zurückstaut, bzw. wird dann auch das Gefälle der Fischa geringer, der Unterlauf kurz vor der Mündung verläuft ein Stück parallel zur Donau (versetzte Mündung) und der fällt sicher unter die Kategorie "Stromtäler".