Parietaria judaica auf Gleis 11
Verfasst: Freitag 24. August 2018, 21:58
Liebe Leute,
ich bin öfters dienstlich in München unterwegs und fahre meist mit dem Zug hin und zurück. Der Railjet nach Wien fährt immer auf Gleis 11 ab (daher der "Österreich-Bezug" des Beitrags) und dort, in der überdachten Halle zwischen Gleis 11 und 12, sah ich immer eine Parietaria-Population:
Parietaria officinalis und Parietaria judaica lassen sich oft nicht leicht unterscheiden. Speziell Individuen von P. officinalis, die dem Ordnungsfimmel zum Opfer gefallen sind und abrasiert wurden, treiben nochmals aus und entwickeln dann relativ kleine Laubblätter und auch einen verzweigten, niederliegenden Habitus, der jenem von P. judaica sehr ähnelt. Von der Bahnsteigkante aus konnte ich das nie einwandfrei erkennen und auf das Gleis zu steigen traute ich mich nicht. Die Deutschen sind ja so humorlos und hätten mir das vielleicht nicht verziehen. Als heute mein Railjet einfuhr, stieg ich ein und probierte einfach die gegenüberliegende, bahnsteigabgewandte Türe zu öffnen. Beim ersten Drücken des Knopfes hörte man zwar Geräusche, aber die Tür blieb zu. Hartnäckig wie ich bin, drückte ich nochmals -- und siehe da: die Türe öffnete sich und ich stand direkt oberhalb der Parietaria. Also bin ich schnell hinausgesprungen, habe ein paar Zweige eingesammelt und bin wieder in den Zug geklettert. Einen Zweig habe ich gleich in meine kleine Presse eingelegt, die ich sogar auf Dienstreisen mitschleppe. Was tut man nicht alles für die Wissenschaft.
Unter dem Bino ließ sich das Pflänzchen eindeutig als Parietaria judaica bestimmen. Hier ein paar Detailfotos von Laubblättern, Blütenständen, Blüten und Früchten.
Im der Verbreitungskarte von http://floraweb.de ist die Art auch tatsächlich für Quadrant 7835-3 angegeben. Vielleicht bezieht sich das sogar auf das Gleis 11-Vorkommen. Unter dem schützenden Dach der Bahnhofshalle scheint es die mediterrane Art auch im rauhen Klima Bayerns warm und trocken zu haben. Jedenfalls freu ich mich, dass ich endlich Klarheit schaffen konnte und nun weiß was es ist.
Schöne Grüße
Stefan
ich bin öfters dienstlich in München unterwegs und fahre meist mit dem Zug hin und zurück. Der Railjet nach Wien fährt immer auf Gleis 11 ab (daher der "Österreich-Bezug" des Beitrags) und dort, in der überdachten Halle zwischen Gleis 11 und 12, sah ich immer eine Parietaria-Population:
Parietaria officinalis und Parietaria judaica lassen sich oft nicht leicht unterscheiden. Speziell Individuen von P. officinalis, die dem Ordnungsfimmel zum Opfer gefallen sind und abrasiert wurden, treiben nochmals aus und entwickeln dann relativ kleine Laubblätter und auch einen verzweigten, niederliegenden Habitus, der jenem von P. judaica sehr ähnelt. Von der Bahnsteigkante aus konnte ich das nie einwandfrei erkennen und auf das Gleis zu steigen traute ich mich nicht. Die Deutschen sind ja so humorlos und hätten mir das vielleicht nicht verziehen. Als heute mein Railjet einfuhr, stieg ich ein und probierte einfach die gegenüberliegende, bahnsteigabgewandte Türe zu öffnen. Beim ersten Drücken des Knopfes hörte man zwar Geräusche, aber die Tür blieb zu. Hartnäckig wie ich bin, drückte ich nochmals -- und siehe da: die Türe öffnete sich und ich stand direkt oberhalb der Parietaria. Also bin ich schnell hinausgesprungen, habe ein paar Zweige eingesammelt und bin wieder in den Zug geklettert. Einen Zweig habe ich gleich in meine kleine Presse eingelegt, die ich sogar auf Dienstreisen mitschleppe. Was tut man nicht alles für die Wissenschaft.
Unter dem Bino ließ sich das Pflänzchen eindeutig als Parietaria judaica bestimmen. Hier ein paar Detailfotos von Laubblättern, Blütenständen, Blüten und Früchten.
Im der Verbreitungskarte von http://floraweb.de ist die Art auch tatsächlich für Quadrant 7835-3 angegeben. Vielleicht bezieht sich das sogar auf das Gleis 11-Vorkommen. Unter dem schützenden Dach der Bahnhofshalle scheint es die mediterrane Art auch im rauhen Klima Bayerns warm und trocken zu haben. Jedenfalls freu ich mich, dass ich endlich Klarheit schaffen konnte und nun weiß was es ist.
Schöne Grüße
Stefan