Flora der Seealpen und der Riviera plus einige Beobachtungen entlang west- und südeuropäischer Bahnstrecken
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Danke. Ja, hier im Süden herunten steht Centranthus ruber auf den Bahnhöfen herum und sieht ansonsten zumindest aus der Entfernung gleich aus. Ich sehe gerade, dass eine weißblühende Sorte gärtnerisch als C. ruber 'Albus' bzw. 'Alba' genützt wird.
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Stefan Lefnaer
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Weißblütes Centranthus ruber gibt es sogar in Floridsdorf in der Bessemerstraße :-)
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Einerseits beherbergen die Seealpen rund 3.800 Pflanzen-Arten, darunter neben zahlreichen bedrohten wie bereits erwähnt rund 100 endemische der südlichen Westalpen (das stenoendemische Erodium rodiei zum Beispiel kommt auf einem nur 4 km langen Felsriegel vor) und stellen somit im Mediterranen Becken eine Hochburg der Biodiversität dar; aufgrund der geographischen und geschichtlichen Situation war es möglich, dass sich hier sowohl fanden
Andererseits ist die Region massiv menschlichem Einfluss ausgesetzt. Frankreich ist das weltweite Tourismusland Nr. 1, und natürlich ist der Midi, der Süden also, populär. Jeder Jahr kommen zur Zeit mehr als 13 Millionen Besucher. Die 1,1 Millionen Einwohner des Départements konzentrieren sich vor allem im Littoral auf beiden Seiten des Flusses Var. Und auch wenn in den mittleren Lagen, in den Tälern und im Hochland ebenfalls starke menschliche Überprägungen wirken, gilt vor allem dieses Tiefland seit Jahrhunderten als besonders stark umgeformt, vor allem seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Hier wiederum am stärksten betroffen sind Küstenbereiche, Grasland und Feuchtgebiete. Erloschen dürften beispielsweise sein Stachys maritima, Scrophularia canina subsp. ramosissima, Calystegia soldanella, Nymphaea alba, Myriophyllum verticillatum, Utricularia minor.
Eines der letzten Gebiete, wo man die humide Tieflagenvegetation zumindest noch erahnen kann, ist der Parc Naturel Départemental de Vaugrenier in Villeneuve-Loubet. Hier einige Eindrücke.
Im unteren Teil des Naturparks befindet sich ein Teich mit angrenzenden Sümpfen und Feuchtwiesen. Die Vegetation kommt uns hier bekannt vor, und weil es ohnehin viele Fotos sind, spare ich mir Lythrum salicaria, Carex pendula agg. und andere mehr. In den "Höhenlagen" auf etwa 35 msm gibt es teilweise xerotherme Eichenwälder mit wunderschönen Exemplaren von Quercus suber. cf. Hedera helix Eine ornithologische Beobachtung: Schon in Paris betrug die Fluchtdistanz bei Ringeltauben in einem Fall nur etwa drei Meter. Hier im Naturpark saßen auf den Offenflächen zahlreich Elstern herum, die bei Annäherung ebenfalls erst spät aufflogen. Außerhalb des Parks ist mir eine solche geringe Scheu bei Türkentauben aufgefallen sowie bei Hausspatzen (bei denen ich dieses Phänomen auch aus Livorno kenne, wo sie aus meiner Hand fraßen). Und dieser Wiedehopf saß ebenfalls keine 3 Meter von mir entspannt auf dem Boden. Kann jemand dazu etwas sagen?
- ・westmediterrane Elemente wie Anarrhinum laxiflorum, Aristolochia pistolochia, Thymelaea dioica, Ononis striata
・ostmediterrane wie Iberis umbellata, Quercus cerris, C. crenata, Fritillaria montana, Coronilla sercuridaca
・thermomediterrane wie Atractylis cancellata, Molineriella minuta, Stachys ocymastrum (die teilweise mit Sardinien und Korsika Trittsteine Richtung Norden fanden)
・montanmediterrane wie Myosotis speluncicola, Carex grioletii, Rhaponticoides alpina, Gagea reverchonii, Juniperus thurifera
・eurasiatische wie Veratrum nigrum (dessen Verbreitung bis Japan geht und der hier seine westliche Arealgrenze findet)
・eurosibirische wie Campanula bononiensis, Aster amellus
・europäische wie Ostrya carpinifolia, Fraxinus ornus, Thesium bavarum, Trifolium pannonicum
・orophytische wie Asplenium fissum, Pinus mugo subsp. mugo, Geranium macrorrhizum, Erica carnea
・boreale wie Carex bicolor, C. microglochin, Juncus arcticus, Chamorchis alpina, Potentilla fruticosa, Drosera rotundifolia, Carex buxbaumii subsp. hartmanii, Draba nemorosa
・cosmopolitische wie Andropogon distachyos, Heteropogon contortus, Pteris cretica
Andererseits ist die Region massiv menschlichem Einfluss ausgesetzt. Frankreich ist das weltweite Tourismusland Nr. 1, und natürlich ist der Midi, der Süden also, populär. Jeder Jahr kommen zur Zeit mehr als 13 Millionen Besucher. Die 1,1 Millionen Einwohner des Départements konzentrieren sich vor allem im Littoral auf beiden Seiten des Flusses Var. Und auch wenn in den mittleren Lagen, in den Tälern und im Hochland ebenfalls starke menschliche Überprägungen wirken, gilt vor allem dieses Tiefland seit Jahrhunderten als besonders stark umgeformt, vor allem seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Hier wiederum am stärksten betroffen sind Küstenbereiche, Grasland und Feuchtgebiete. Erloschen dürften beispielsweise sein Stachys maritima, Scrophularia canina subsp. ramosissima, Calystegia soldanella, Nymphaea alba, Myriophyllum verticillatum, Utricularia minor.
Eines der letzten Gebiete, wo man die humide Tieflagenvegetation zumindest noch erahnen kann, ist der Parc Naturel Départemental de Vaugrenier in Villeneuve-Loubet. Hier einige Eindrücke.
Im unteren Teil des Naturparks befindet sich ein Teich mit angrenzenden Sümpfen und Feuchtwiesen. Die Vegetation kommt uns hier bekannt vor, und weil es ohnehin viele Fotos sind, spare ich mir Lythrum salicaria, Carex pendula agg. und andere mehr. In den "Höhenlagen" auf etwa 35 msm gibt es teilweise xerotherme Eichenwälder mit wunderschönen Exemplaren von Quercus suber. cf. Hedera helix Eine ornithologische Beobachtung: Schon in Paris betrug die Fluchtdistanz bei Ringeltauben in einem Fall nur etwa drei Meter. Hier im Naturpark saßen auf den Offenflächen zahlreich Elstern herum, die bei Annäherung ebenfalls erst spät aufflogen. Außerhalb des Parks ist mir eine solche geringe Scheu bei Türkentauben aufgefallen sowie bei Hausspatzen (bei denen ich dieses Phänomen auch aus Livorno kenne, wo sie aus meiner Hand fraßen). Und dieser Wiedehopf saß ebenfalls keine 3 Meter von mir entspannt auf dem Boden. Kann jemand dazu etwas sagen?
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Nun zu einigen botanischen Beobachtungen im Park. Bei uns ebenfalls vorkommende Arten habe ich meist weggelassen, siehe oben, ebenso schwierigere Gattungen wie Galium oder nach größeren Herausforderungen aussehende Poaceen.
Zuerst ein Beitrag zu den feuchteren Standorten:
cf. Bunium bulbocastanum. Auf den Donauschutzdämmen östlich von Wien soll dieser Doldenblütler ja vorkommen, ich kenne ihn noch nicht. Fumaria cf. capreolata müsste stimmen. cf. Arecaceae sp. Scrophularia cf. auriculata subsp. auriculata ist hoffentlich ebenso richtig. Lythrum cf. junceum sollte passen. Oenanthe cf. fistulosa
Zuerst ein Beitrag zu den feuchteren Standorten:
cf. Bunium bulbocastanum. Auf den Donauschutzdämmen östlich von Wien soll dieser Doldenblütler ja vorkommen, ich kenne ihn noch nicht. Fumaria cf. capreolata müsste stimmen. cf. Arecaceae sp. Scrophularia cf. auriculata subsp. auriculata ist hoffentlich ebenso richtig. Lythrum cf. junceum sollte passen. Oenanthe cf. fistulosa
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Im Übergang zu den höhergelegenen, trockeneren Lagen finden sich
Asplenium onopteris Cistus salviifolius neben Serapis cordigera wuchsen auch Linum cf. trigynum, Linum cf. usatissimum und Lotus hirsutus Urospermum dalechampii (das auch ruderal zahlreich auftritt)
Asplenium onopteris Cistus salviifolius neben Serapis cordigera wuchsen auch Linum cf. trigynum, Linum cf. usatissimum und Lotus hirsutus Urospermum dalechampii (das auch ruderal zahlreich auftritt)
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Und in den trockeneren Bereichen unter anderem Gladiolus italicus, Campanula rapunculus, Aegilops geniculata. – Ich freue mich über Korrekturen und Bestätigungen, un grand merci d'avance.
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- Stefan Lefnaer
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Danke für's zeigen! Bestätigen oder korrigieren kann in mangels Kenntnisse in diesem Gebiet leider nichts.
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Der Hinweis auf weißblühenden Centranthus ruber in Floridsdorf war jedenfalls schon einmal interessant. :-) Davon wusste ich bisher nichts.
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Peter, ich war zwar heuer nicht mehr in Villefranche-sur-mer, aber dieses Sedum hier im bergigen Hinterland von Nizza sollte auch S. dasyphyllum sein; vielleicht können diese Fotos zu unseren Bestimmungen aus dem vergangenen Jahr noch etwas beitragen.
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Sedum dasyphyllum passt, ich hab zur Sicherheit noch die Flora alpina durchgeblättert und nichts anderes gefunden, das passen könnte
Peter Pilsl
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