Flora der Seealpen und der Riviera plus einige Beobachtungen entlang west- und südeuropäischer Bahnstrecken
- Jürgen Baldinger
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Flora der Seealpen und der Riviera plus einige Beobachtungen entlang west- und südeuropäischer Bahnstrecken
Hier ein Thema nach einem Besuch der französischen Seealpen (Département Alpes-Maritimes) in dieser Woche, von einem Ende des Alpenbogens zum anderen also. Das Gebiet ist im Land für seine Artenvielfalt bekannt, zahlreiche Arten kommen nur hier in dieser Region vor und fehlen weiter westlich an der Mittelmeerküste. Ich werde das Thema mit ausgewählten Arten nach und nach füllen, nachdem es genug zu beobachten gab, ich viele Funde aber noch im dortigen Forum kontrollieren lasse bzw. auf weiterführende Bestimmungsliteratur warte. Jeder Hinweis ist wie immer willkommen.
Die Anreise führte über die Po-Ebene (dort schon Arundo donax abundant, nördlichste Beobachtung war in San Stino di Livenza, NE Venedig) an die italienische Küste bei Vado Ligure. Hier auf felsigem Sandstrand Dittrichia viscosa, Crithmum maritimum, Kali tragus, Verbascum sinuatum,... ...an nährstoffreichen Bachufern wie in Pflasterritzen Erigeron cf. bonariensis, Cyperus eragrostis, Centaurea calcitrapa, Bidens frondosa.
Die Anreise führte über die Po-Ebene (dort schon Arundo donax abundant, nördlichste Beobachtung war in San Stino di Livenza, NE Venedig) an die italienische Küste bei Vado Ligure. Hier auf felsigem Sandstrand Dittrichia viscosa, Crithmum maritimum, Kali tragus, Verbascum sinuatum,... ...an nährstoffreichen Bachufern wie in Pflasterritzen Erigeron cf. bonariensis, Cyperus eragrostis, Centaurea calcitrapa, Bidens frondosa.
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Stefan Lefnaer
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Re: Flora der Seealpen
Kann das nicht Dittrichia viscosa sein? In Kroatien wächst die überall, an Küsten aber auch sonst, neophytisch.
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen
Die war auch gemeint, danke für den Hinweis. Ich ändere das oben.
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen
Bevor ich einige Arten der Wildflora vorstelle, noch einige häufige Kultivierte.
Weiter westlich an der Riviera1) findet sich im Siedlungsgebiet sehr häufig, wie auch an der ligurischen Küste in Livorno, siehe hier, Pittosporum tobira (ohne Foto), als Alleebaum wie auch Hecken-bildend. Weitere Parkbäume in Villefranche-sur-mer sind dieser Eukalyptus, es könnte Eucalyptus globulus sein, Magnolia grandiflora, Jacaranda mimosifolia oder Yucca cf. aloifolia. Auch Euphorbia cf. candelabrum geht es gut hier im milden Klima. Vom Einblick in den Garten her halte ich hier einen Gartenflüchtling für nicht unwahrscheinlich – Nephrolepis cordifolia vermutlich. Pteris vittata hier in einer Steinmauer eines Parks Eine Wildart hingegen dieses Sedum – S. dasyphyllum?
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1) Die geographische Abgrenzung variiert je nach Autor. Ich verwende diesen Begriff hier analog zur Karte in der Flora Gallica, wo die Côte d'Azur erst westlich von Cannes beginnt und der Küstenabschnitt östlich davon wie einst als (französische) Riviera bezeichnet wird. Leider gibt es in diesem Buch auch dafür keine exakte Definition, grundsätzlich ein Schwachpunkt des Werks. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird seit 1887 der gesamte französische Küstenabschnitt von Menton im Osten meist bis Marseille als westlichster Punkt als Côte d'Azur bezeichnet.
Weiter westlich an der Riviera1) findet sich im Siedlungsgebiet sehr häufig, wie auch an der ligurischen Küste in Livorno, siehe hier, Pittosporum tobira (ohne Foto), als Alleebaum wie auch Hecken-bildend. Weitere Parkbäume in Villefranche-sur-mer sind dieser Eukalyptus, es könnte Eucalyptus globulus sein, Magnolia grandiflora, Jacaranda mimosifolia oder Yucca cf. aloifolia. Auch Euphorbia cf. candelabrum geht es gut hier im milden Klima. Vom Einblick in den Garten her halte ich hier einen Gartenflüchtling für nicht unwahrscheinlich – Nephrolepis cordifolia vermutlich. Pteris vittata hier in einer Steinmauer eines Parks Eine Wildart hingegen dieses Sedum – S. dasyphyllum?
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1) Die geographische Abgrenzung variiert je nach Autor. Ich verwende diesen Begriff hier analog zur Karte in der Flora Gallica, wo die Côte d'Azur erst westlich von Cannes beginnt und der Küstenabschnitt östlich davon wie einst als (französische) Riviera bezeichnet wird. Leider gibt es in diesem Buch auch dafür keine exakte Definition, grundsätzlich ein Schwachpunkt des Werks. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird seit 1887 der gesamte französische Küstenabschnitt von Menton im Osten meist bis Marseille als westlichster Punkt als Côte d'Azur bezeichnet.
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Re: Flora der Seealpen
Das Sedum ist sicher kein dasyphyllum, aber welches: keine Ahnung. Eine schnelle Internetsuche hat nichts ähnliches gebracht...
Peter Pilsl
SABOTAG
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen
Es war leider schon ziemlich dunkel, die Fotos sind schlecht. Da wären weitere:
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen – Mont Leuze (Villefranche-sur-mer) I
Auf dem 581 msm hohen und daher noch mediterran geprägten Mont Leuze bei Villefranche-sur-mer findet sich über Kalkgestein Macchien-Vegetation, stellenweise dichter (siehe Foto) und überleitend zu Hartlaubwäldern mit Steineichen und Olivenbäumen, südseitig zunehmend lückig und dort in Felstrockenrasen übergehend.
Cistus albidus Fraxinus ornus Echinops ritro Dianthus carthusianorum hätte ich dazu gesagt. Zunächst habe ich an Genista scorpius gedacht, die Kollegen im französischen Forum meinen dazu Cytisus spinosus, der noch rinnigere Triebe zu haben scheint und daher besser passen dürfte. Cephalaria leucantha Sorbus domestica Ceratonia siliqua Lonicera implexa Centaurea jacea subsp. timbalii Coris monspeliensis Allium coloratum würde ich meinen, in der EfÖLS läuft er unter A. carinatum subsp. pulchellum."(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen – Mont Leuze (Villefranche-sur-mer) II
Hier der zweite Teil des mediterranen Hochsommer-Aspekts mit einigen ausgewählten Arten des Mont Leuze:
Im Hartlaubwald Quercus ilex, eine Eichen-Art mit behaarten Spreiten und ebensolchem Endokarp sowie mit variabler Spreitenform, heißt es. Allerdings wäre diese Vielgestaltigkeit schon frappant (siehe Foto #2), ich bin nicht sicher, ob ich das richtig sehe und ob das auch noch ilex ist. Zunächst dachte ich bei der zweiten Art, die auch syntop mit "augenscheinlicher" ilex wuchs (siehe Foto #3), an Qu. coccifera. Der Schlüssel ließe sie möglicherweise zu: Im Gebiet gibt es fünf Hartlaub-Eichen, und coccifera wird gleich zu Beginn von den restlichen vier ausgeschlüsselt als "Blätter verkahlend auf der Unterseite; Kleinbaum oder Strauch, adult üblicherweise ≤1,5 m (nicht verwechseln mit Q. ×auzandrii)". Über die Oberseite steht nichts da. Leider habe ich verabsäumt, die Blattunterseite zu inspizieren. Jedenfalls zeigt coccifera auf den Fotos im Netz kahle, glänzende Spreitenoberseiten, etwas hervortretende Nervatur und eine Spur längere, dornigere Blattzähne. Und es waren auf einigen untersuchten Bäumen ganzrandige wie dornig gezähnte Spreiten zu finden. Sind doch alle Eichen auf den Fotos Qu. ilex? An Q. ×auzandrii möchte ich bei meinem ersten Aufenthalt in den Seealpen lieber noch nicht denken. ;-) Reife Cupulae lagen noch nicht vor, sie hätten auch helfen können. Unreif wirken sie auf den ersten Blick ähnlich, auch der Reifegrad wäre gleich. Kann jemand etwas dazu sagen? die erste von zwei Pistazien-Arten hier, Pistacia lentiscus Viburnum tinus Spartium junceum Daphne gnidium Smilax aspera Rubia peregrina auf der lückigen, heißen Südseite ein Sedum, mir scheint S. sediforme zu passen (mit passendem Vernakularnamen Nizza-Mauerpfeffer) und in einer Felswand Phagnalon sordidum
Im Hartlaubwald Quercus ilex, eine Eichen-Art mit behaarten Spreiten und ebensolchem Endokarp sowie mit variabler Spreitenform, heißt es. Allerdings wäre diese Vielgestaltigkeit schon frappant (siehe Foto #2), ich bin nicht sicher, ob ich das richtig sehe und ob das auch noch ilex ist. Zunächst dachte ich bei der zweiten Art, die auch syntop mit "augenscheinlicher" ilex wuchs (siehe Foto #3), an Qu. coccifera. Der Schlüssel ließe sie möglicherweise zu: Im Gebiet gibt es fünf Hartlaub-Eichen, und coccifera wird gleich zu Beginn von den restlichen vier ausgeschlüsselt als "Blätter verkahlend auf der Unterseite; Kleinbaum oder Strauch, adult üblicherweise ≤1,5 m (nicht verwechseln mit Q. ×auzandrii)". Über die Oberseite steht nichts da. Leider habe ich verabsäumt, die Blattunterseite zu inspizieren. Jedenfalls zeigt coccifera auf den Fotos im Netz kahle, glänzende Spreitenoberseiten, etwas hervortretende Nervatur und eine Spur längere, dornigere Blattzähne. Und es waren auf einigen untersuchten Bäumen ganzrandige wie dornig gezähnte Spreiten zu finden. Sind doch alle Eichen auf den Fotos Qu. ilex? An Q. ×auzandrii möchte ich bei meinem ersten Aufenthalt in den Seealpen lieber noch nicht denken. ;-) Reife Cupulae lagen noch nicht vor, sie hätten auch helfen können. Unreif wirken sie auf den ersten Blick ähnlich, auch der Reifegrad wäre gleich. Kann jemand etwas dazu sagen? die erste von zwei Pistazien-Arten hier, Pistacia lentiscus Viburnum tinus Spartium junceum Daphne gnidium Smilax aspera Rubia peregrina auf der lückigen, heißen Südseite ein Sedum, mir scheint S. sediforme zu passen (mit passendem Vernakularnamen Nizza-Mauerpfeffer) und in einer Felswand Phagnalon sordidum
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen
Auf einem weiteren Hügel im Siedlungsgebiet mit den zwei "Gipfeln" Mont Boron (meernah) und Mont Alban (meerfern) gibt es ein nettes Aufforstungsprojekt, wo für jede Geburt auf dem Gemeindegebiet von Nizza ein einjähriger Baum gepflanzt wird, seit 2003 seien das 22.000 gewesen, weiß eine Info-Tafel. Genommen würden heimische Arten wie Pinus pinea, P. halepensis, Cercis silliquastrum, Olea europea, Phillyrea angustifolia, Quercus ilex wie auch die uns bekannten Ostrya carpinifolia und Acer campestre. Wie überall hier wunderbare Panoramen auf einen der schöneren Flecken Erde, die Bucht La Darse mit den Orten Villefranche-sur-mer und Beaulieu-sur-mer, rechts beginnt Cap Ferrat.hier) Ptilostemon gnaphaloides cf. Lotus ornithopodioides vermuten hier die gallischen Kollegen. Briza maxima Euphorbia dendroides, die die sommerliche Trockenzeit am Mittelmeer blattlos überdauert, im Herbst neu austreibt und mit Frühlingsbeginn blüht Brachypodium retusum, typisch, so unsere Kollegen, seien die versengten, bodendeckenden Teppiche aus dicht beblätterten sterilen Trieben. Lagurus ovatus Smyrnium olustratum
Auf diesem Hügel meine ich die laut Literatur häufige Hybride der beiden französischen Pistazien-Arten gefunden zu haben, Pistacia × saportae. P. lentiscus, rechtes Foto, ist paarig gefiedert, immergrün, hat ledrige Spreiten und einen geflügelten Blattstiel, bis 3 m hoch; P. terebinthus subsp. terebinthus ist unpaarig gefiedert, laubabwerfend, hat wenig ledrige Spreiten und einen ungeflügelten Blattstiel, bis 5 m hoch. Die Hybride mache in gemischten Populationen bis 5 % des Bestands aus, sei oft größer als die Eltern-Arten, weise immergrüne, ledrige Spreiten auf, die größer als jene von lentiscus seien und oft mit reduzierten Endblättchen. Zunächst ein Foto der beiden Elternarten, darunter die mutmaßliche Hybride. Pinus halepensis Ceratonia siliqua, ein Beispiel für Kauliflorie, die Blütenstände kommen hier also direkt aus den Ästen, wobei ausschließlich männliche Blütenstände (Blüten mit entweder langen oder kurzen Staubfäden), nur weibliche, nur zwittrige wie auch Blütenstände mit männlichen, weiblichen und zwittrigen Blüten vorkommen können. Wer die weiblichen Blüten noch nicht kennt, siehe "(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Hermann Falkner
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Re: Flora der Seealpen
Hallo Jürgen,
wunderschöne Gegend ;-) zur Bestimmung der cf's kann ich aber leider auch nicht wirklich beitragen.
Bezüglich Quercus ilex vgl aber:
https://www.baumkunde.de/Quercus_ilex/
wunderschöne Gegend ;-) zur Bestimmung der cf's kann ich aber leider auch nicht wirklich beitragen.
Bezüglich Quercus ilex vgl aber:
https://www.baumkunde.de/Quercus_ilex/
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