Flora der Seealpen und der Riviera plus einige Beobachtungen entlang west- und südeuropäischer Bahnstrecken
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Auch der Bestimmungsgang mittels Flora Gallica scheint mir recht eindeutig.
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Die glasigweißen "Spagatpilze" oder "Glasnudeln" könnten Clavaria fragilis sein. Die Fragilität ist auf dem Bild zu erahnen.
LG michl
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Ein Keulenpilz also vielleicht, danke. – Als nächstes bin ich mit der berühmten Zuglinie Train des Pignes (mit dem Bockerl-Zug also) Richtung Dignes-les-bains gefahren, die letzte verbliebene von ehemals vier Linien der Provence-Bahn. Beim Bedarfshalt Le Chaudan im Hinterland von Nizza, am Fluss Var gelegen, wo sich ein paar Häuser befinden, bin ich ausgestiegen und nach oben gestapft. In der Nähe der Bahntrasse fand sich diese
Allium sp., eventuell A. oleraceum – Ergänzung: A. oleraceum wird es wohl nicht sein. Eventuell handelt es sich um A. roseum subsp. roseum. eine Orchidaceae sp. – Epipactis-Preisklasse? – Ergänzung: Es könnte sich um Himantoglossum robertianum handeln. Es müsste schon "noch" Echium vulgare sein, eventuell subsp. pustulatum. kümmernde Orlaya platycarpos im Gleisschotter Pallenis spinosa
Allium sp., eventuell A. oleraceum – Ergänzung: A. oleraceum wird es wohl nicht sein. Eventuell handelt es sich um A. roseum subsp. roseum. eine Orchidaceae sp. – Epipactis-Preisklasse? – Ergänzung: Es könnte sich um Himantoglossum robertianum handeln. Es müsste schon "noch" Echium vulgare sein, eventuell subsp. pustulatum. kümmernde Orlaya platycarpos im Gleisschotter Pallenis spinosa
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- Hermann Falkner
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Zu deinem Allium: A. oleraceum würde ich hier eigentlich ausschliessen, denn erstens sind bei dem die Bulbillen meist deutlich spindelförmig, jeenfalls aber nie nahezu kugelrund, und das Perigon verblühter Pflanzen ist auch nicht so "papieren" und schliesst sich nicht bauchig um die junge Frucht. Ausserdem fehlen auch die bei oleraceum sehr langen (und bleibenden!) Hüllblätter. Vermutlich ist deine Art auch nicht aus der Sekt. codonoprasum, zu der oleraceum gehört.
Ich kann leider aber auch nix besseres anbieten, ich kenne die mediterranen Arten kaum.
Ich kann leider aber auch nix besseres anbieten, ich kenne die mediterranen Arten kaum.
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Danke, Hermann, ich schaue mir das nochmals an, wenn ich die Beiträge fertig habe.
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Vom winzigen Dörfchen Le Chaudan über dem Fluss Var gelegen schweißtreibend höhenwärts (warm war's...) gab es zu sehen
Anthericum liliago Aphyllanthes monspeliensis, ein Art der Liliengewächse ein weiteres Farngewächs: Asplenium cf. adiantum-nigrum var. adiantum-nigrum Carduus litigosus Ist das Aethionema saxatile? Cistus albidus mit letzten Blüten und schon fruchtend Convolvulus cantabrica Euphorbia spinosa sollte das sein. Es gibt mit Helichrysum italicum eine ähnliche, weiter westlich vorkommende Art, das hier scheint mir H. stoechas zu sein. Zu Verbascum pulverulentum gibt es hier eigentlich keine Alternative, auch wenn die Exemplare kümmerlich wachsen, vermutlich bodenbedingt.
Anthericum liliago Aphyllanthes monspeliensis, ein Art der Liliengewächse ein weiteres Farngewächs: Asplenium cf. adiantum-nigrum var. adiantum-nigrum Carduus litigosus Ist das Aethionema saxatile? Cistus albidus mit letzten Blüten und schon fruchtend Convolvulus cantabrica Euphorbia spinosa sollte das sein. Es gibt mit Helichrysum italicum eine ähnliche, weiter westlich vorkommende Art, das hier scheint mir H. stoechas zu sein. Zu Verbascum pulverulentum gibt es hier eigentlich keine Alternative, auch wenn die Exemplare kümmerlich wachsen, vermutlich bodenbedingt.
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
...und außerdem noch drei schöne, teilweise noch gelb blühende Fabaceen-Sträucher, nämlich den unangenehm dornigen
Cytisus spinosus sowie Genista cinerea und Spartium junceum Lactuca perennis Linum cf. strictum var. strictum (var. strictum: Infloreszenz schirm- oder köpfchenartig gegen var. spicatum: Infloreszenz ährenartig) Orlaya platycarpos (bzw. bei uns Caucalis platycarpos) kümmerlich habe ich schon weiter oben gezeigt – Ergänzung: Es könnte sich vielmehr um eine Torilis sp. handeln, ev. T. africana. Spricht etwas gegen Ranunculus bulbosus? Rhamnus alaternus Senecio cf. incana – Ergänzung: An S. incana glaube ich mittlerweile nicht mehr, diese Art bleibt kleinwüchsig und ist für Frankreich auf silikatischen Böden in den Alpen von 1800-3400 msm angegeben. Es handelt sich wohl schlicht um S. maritima (subsp. maritima), die neben dem Littoral auch Kalkfelsen besiedelt. Dafür spricht unter anderem der offenbar unten verholzende Stängel. Teucrium montanum gibt es auch hier. Thymus cf. vulgaris Blick südwärts auf den Var
Cytisus spinosus sowie Genista cinerea und Spartium junceum Lactuca perennis Linum cf. strictum var. strictum (var. strictum: Infloreszenz schirm- oder köpfchenartig gegen var. spicatum: Infloreszenz ährenartig) Orlaya platycarpos (bzw. bei uns Caucalis platycarpos) kümmerlich habe ich schon weiter oben gezeigt – Ergänzung: Es könnte sich vielmehr um eine Torilis sp. handeln, ev. T. africana. Spricht etwas gegen Ranunculus bulbosus? Rhamnus alaternus Senecio cf. incana – Ergänzung: An S. incana glaube ich mittlerweile nicht mehr, diese Art bleibt kleinwüchsig und ist für Frankreich auf silikatischen Böden in den Alpen von 1800-3400 msm angegeben. Es handelt sich wohl schlicht um S. maritima (subsp. maritima), die neben dem Littoral auch Kalkfelsen besiedelt. Dafür spricht unter anderem der offenbar unten verholzende Stängel. Teucrium montanum gibt es auch hier. Thymus cf. vulgaris Blick südwärts auf den Var
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OnlineStefan Lefnaer
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Die Orlaya platycarpos sieht ja eher wie Torilis aus.
Der Hahnenfuß vielleicht Ranunculus sardous?
Der Hahnenfuß vielleicht Ranunculus sardous?
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Danke für den Torilis-Hinweis. Die Früchte der Berghang-Pflanze sehen tatsächlich etwas anders aus als bei der Bahnsteig-Pflanze, bei der ich bei Orlaya platycarpos bleiben würde. Eventuell Torilis africana, nach Flora Gallica (es gibt vier Arten im Gebiet) mit dreistrahligen, langstieligen Schirmen und meist geraden, langen Fruchtborsten nicht schlecht passend, siehe auch diese Fotos der Mittelmeerflora. Die Blätter waren trockenheitsbedingt etwas welk. Die Art würde grundsätzlich in der Region vorkommen, dürfte aber nicht häufig sein. Detailfoto Frucht der Bergpflanze: Ranunculus sardous müsste ja am Stängel +/- abstehend behaart sein, hier liegen die Haare oben eher an. Und ist der sardous-Fruchtschnabel nicht immer schön regelmäßig in der Mitte der Nüsschen, während er bei bulbosus mehr so asymmetrisch ansetzt? Detailfoto Fruchtstand:
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Seealpen und der Riviera
Zum Abschluss noch Ruderalarten sowie schöne Kultivierte in Nizza:
auf sicher auch als Klo benutztem Grünstreifen in einem toten Winkel der Straßen wohl Blackstonia perfoliata
Ich komme auf Cyperus rotundus. Das müsste Chamaerops humilis sein, Altbäume stehen überall herum. Bei dieser einen von zwei angenommenen europäischen Palmenarten wird für das Département Alpes-Maritimes ein mögliches Indigenat diskutiert. Die Hypothese stützt sich auf frühe Beobachtungen im 18. Jahrhundert und auf Aufsammlungen zahlreicher Botaniker von Fundstellen an den corniches, den berühmten Felsvorsprüngen mit ihren traumhaften Panoramen östlich von Nizza. Dort wurde die Art bis etwa 1850 beobachtet. Angenommen wird, dass aufgrund von Verbauungen und exzessivem Besammeln die Vorkommen so stark zurückgingen, dass sie zumindest nicht mehr aufgefunden wurde. Erst in den 1970ern wurde die Zwergpalme wieder entdeckt, um Nizza und Villefranche-sur-mer, meist unweit "exotischer" Gärten und Villen; seitdem nehmen die Bestände wieder zu; teilweise auch weiter vom Littoral entfernt, wobei abzuwarten bleibt, ob die Pflanzen dort das Adultstadium erreichen. Ob es an veränderter Landnutzung, Erderhitzung oder Gartenfluchten liegt, ist unklar. In Nizza tauchen junge Pflanzen jedenfalls auch ruderal auf. kultivierte Strelitzia reginae Kultivierte Yucca cf. rostrata am Rande des Jardin Albert I. neben dem schönen Place Masséna, der sich über der Mündung des dort vollständig überbauten zweiten, kleineren Flusses in Nizza, dem Le Paillon, befindet. Callistemon linearis Vielleicht können die gärnterisch Beschlagenen die drei letzten Arten bestätigen oder wenn nötig, korrigieren.
auf sicher auch als Klo benutztem Grünstreifen in einem toten Winkel der Straßen wohl Blackstonia perfoliata
Ich komme auf Cyperus rotundus. Das müsste Chamaerops humilis sein, Altbäume stehen überall herum. Bei dieser einen von zwei angenommenen europäischen Palmenarten wird für das Département Alpes-Maritimes ein mögliches Indigenat diskutiert. Die Hypothese stützt sich auf frühe Beobachtungen im 18. Jahrhundert und auf Aufsammlungen zahlreicher Botaniker von Fundstellen an den corniches, den berühmten Felsvorsprüngen mit ihren traumhaften Panoramen östlich von Nizza. Dort wurde die Art bis etwa 1850 beobachtet. Angenommen wird, dass aufgrund von Verbauungen und exzessivem Besammeln die Vorkommen so stark zurückgingen, dass sie zumindest nicht mehr aufgefunden wurde. Erst in den 1970ern wurde die Zwergpalme wieder entdeckt, um Nizza und Villefranche-sur-mer, meist unweit "exotischer" Gärten und Villen; seitdem nehmen die Bestände wieder zu; teilweise auch weiter vom Littoral entfernt, wobei abzuwarten bleibt, ob die Pflanzen dort das Adultstadium erreichen. Ob es an veränderter Landnutzung, Erderhitzung oder Gartenfluchten liegt, ist unklar. In Nizza tauchen junge Pflanzen jedenfalls auch ruderal auf. kultivierte Strelitzia reginae Kultivierte Yucca cf. rostrata am Rande des Jardin Albert I. neben dem schönen Place Masséna, der sich über der Mündung des dort vollständig überbauten zweiten, kleineren Flusses in Nizza, dem Le Paillon, befindet. Callistemon linearis Vielleicht können die gärnterisch Beschlagenen die drei letzten Arten bestätigen oder wenn nötig, korrigieren.
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