Tieflandflora von Venetien und Friaul-Julisch Venetien
- Jürgen Baldinger
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Tieflandflora von Venetien und Friaul-Julisch Venetien
Nach dem Tagliamento führte uns unser Weg in die Venezianische Tiefebene. Orientiert anhand Irene Drozdowskis und Alexander Mrkvickas "Naturführer Obere Adria" haben wir uns in der Lagunenlandschaft um Grado ein bisschen umgesehen. Bei Aquileia gibt es, noch auf dem Festland, den Pinienhain San Marco. Es handelt sich um gefestigte Sanddünen, entstanden in einer warmen Klimaphase vor 5000 Jahren, als der Meeresspiegel etwas höher lag als heute. Wie so oft habe ich zwar nicht alles gefunden, was an Kostbarkeiten für das Gebiet angeführt wird (zum Beispiel Clematis flammula, Ononis reclinata, Trifolium scabrum), dafür entdeckt man genug anderes Schönes, wie ja auch Stefan gerade sagte.
häufig kultiviert in und um Grado Pinus pinea Cupressus sempervirens Auf den ausgedörrten Sandtrockenrasen war nur mehr wenig zu holen. im Wald Ruscus aculeatus Anthericum ramosum Aristolochia sp. allgegenwärtig auch hier Asparagus acutifolius Ist das Peucedanum oreoselinum?
häufig kultiviert in und um Grado Pinus pinea Cupressus sempervirens Auf den ausgedörrten Sandtrockenrasen war nur mehr wenig zu holen. im Wald Ruscus aculeatus Anthericum ramosum Aristolochia sp. allgegenwärtig auch hier Asparagus acutifolius Ist das Peucedanum oreoselinum?
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Stefan Lefnaer
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Re: Flora in und um Grado, Friaul-Julisch Venetien
Ja, sieht nach Peucedanum oreoselinum aus.
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora in und um Grado, Friaul-Julisch Venetien
Danke für die Bestätigung. – Weiter geht es mit dem kleinen Schutzgebiet Valle Cavanata am östlichen Rand der Lagune von Grado, hierzu nur ein kurzer Beitrag. Es stand nicht viel Zeit zur Verfügung, die Tümpel waren ausgetrocknet, und die Halophytenausstattung ist jener in Grado, die ich später noch zeigen möchte, ähnlich. Geschützt wird in diesem Fall ein Feuchtgebiet, das aus einer brackigen Lagunenlandschaft, Röhricht, Inseln, Kanälen, Wald besteht und sich zwischen Canale Primero und Isonzo-Mündung befindet.
Östlich davon liegen die durch die "Bonifica della Vittoria" neu geschaffenen Landflächen. zwei auch bei uns vorzufindende Arten, Rhamnus cathartica und Trifolium fragiferum Uferzone, unter anderem mit dem hier häufigen Arthrocnemum fruticosum Was ist das? Genista tinctoria?"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora in und um Grado, Friaul-Julisch Venetien
Zum letzten Bild mit der ungeklärten Art: Ist das hier dieselbe? Die Blattnervatur wäre auch parallelnervig. Handelt es sich vielleicht um ein üppiges Symphyotrichum squamatum?
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora in und um Grado, Friaul-Julisch Venetien
Ein weiteres schönes, entspanntes Schutzgebiet ist jenes an der nahen Isonzo-Mündung mit der darin gelegenen Isola della Cona.
Nach 136 km mündet der Isonzo hier in die Obere Adria. Nachdem man einen Insekten-reichen Auwald und Feuchtwiesen hinter sich gebracht hat, tauchen ausgedehnte Brackwassertümpel auf, zunächst noch ausgetrocknet... ...mündungsnäher zunehmend vernässt, mit stattlichen Juncus-Horsten allenthalben – J. maritimus? J. acutus? Drei Strandflieder-Arten nennt die Artenliste des Schutzgebiets, gefunden habe ich jedenfalls Limonium narbonense, mit seinen großen, fiedernervigen Blättern und den langen Zweigen. Camargue-Pferde leben hier teils wild, teils zum Reiten, und auch Rinderbeweidung soll es geben."(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora in und um Grado, Friaul-Julisch Venetien
Nun zu einigen Arten der Isonzo-Mündung:
noch im Auwald Clematis viticella Symphyotrichum squamatum Blackstonia perfoliata subsp. perfoliata ist schon kaum mehr zu sehen. auf (wechsel-?)feuchten Wiesen dieser Spargel, der unter anderem nach Abgleich mit der Artenliste des Schutzgebiets Asparagus maritimus sein könnte ebenfalls auf diesen Wiesen einer der botanischen Höhepunkte dieser Reise, die endemische Centaurea jacea subsp. forojuliensis Besagte Artenliste weist für Melilotus nur M. altissimus aus, eine Art, die ich noch nicht kenne. Ich habe aber leider keine Fotos von Fruchtknoten und Frucht und bleibe daher bei M. cf. altissimus. Oder kann es jemand bestätigen? Auf Fotos im Netz scheinen die altissimus-Kelchzähne etwas kürzer zu sein als jene von officinalis, das würde also passen. Sonchus maritimus Die Brackwasser- und Gezeitentümpel haben es mir wieder besonders angetan.
Artemisia caerulescens subsp. caerulescens Inula crithmoides Kali turgidum Limonium narbonense Salicornia europaea agg. wüchsiger Samolus valerandi Schenkia spicata müsste das sein.
noch im Auwald Clematis viticella Symphyotrichum squamatum Blackstonia perfoliata subsp. perfoliata ist schon kaum mehr zu sehen. auf (wechsel-?)feuchten Wiesen dieser Spargel, der unter anderem nach Abgleich mit der Artenliste des Schutzgebiets Asparagus maritimus sein könnte ebenfalls auf diesen Wiesen einer der botanischen Höhepunkte dieser Reise, die endemische Centaurea jacea subsp. forojuliensis Besagte Artenliste weist für Melilotus nur M. altissimus aus, eine Art, die ich noch nicht kenne. Ich habe aber leider keine Fotos von Fruchtknoten und Frucht und bleibe daher bei M. cf. altissimus. Oder kann es jemand bestätigen? Auf Fotos im Netz scheinen die altissimus-Kelchzähne etwas kürzer zu sein als jene von officinalis, das würde also passen. Sonchus maritimus Die Brackwasser- und Gezeitentümpel haben es mir wieder besonders angetan.
Artemisia caerulescens subsp. caerulescens Inula crithmoides Kali turgidum Limonium narbonense Salicornia europaea agg. wüchsiger Samolus valerandi Schenkia spicata müsste das sein.
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora in und um Grado, Friaul-Julisch Venetien
Nun zu einigen Zweifelsfällen an der Isonzo-Mündung, vielleicht weiß jemand etwas dazu.
im Auwald: Allium carinatum auf trockenerem Standort: Allium oleraceum Juncus acutus, weil im Gegensatz zum einen ähnlichen Habitus aufweisenden J. maritimus überragendes Laubblatt eher kurz; bei acutus soll die Frucht die Perigonblätter im Unterschied zu maritimus deutlich überragen, es gibt aber davon keine Detailfotos. Was würdet ihr zu dieser Lonicera-Art sagen? Grundsätzlich sollen im Gebiet L. caprifolium, L. etrusca und die adventive L. japonica vorkommen. Auf Feuchtwiesen dieser Plantago: Es komme hier neben P. media, P. major, P. lanceolata und der zum P. maritima agg. gestellte P. holosteum auch P. altissima vor, den ich bisher noch nicht kenne. Der Schaft ist unter dem Blütenstand nicht sehr kantig; der Schaftschnitt, siehe Foto, stammt von etwa dessen Mitte. Die Länge der Früchte würde zwar passen, aber die Samen sind wieder zu kurz. Ich habe kein Rhizom ausgegraben.
im Auwald: Allium carinatum auf trockenerem Standort: Allium oleraceum Juncus acutus, weil im Gegensatz zum einen ähnlichen Habitus aufweisenden J. maritimus überragendes Laubblatt eher kurz; bei acutus soll die Frucht die Perigonblätter im Unterschied zu maritimus deutlich überragen, es gibt aber davon keine Detailfotos. Was würdet ihr zu dieser Lonicera-Art sagen? Grundsätzlich sollen im Gebiet L. caprifolium, L. etrusca und die adventive L. japonica vorkommen. Auf Feuchtwiesen dieser Plantago: Es komme hier neben P. media, P. major, P. lanceolata und der zum P. maritima agg. gestellte P. holosteum auch P. altissima vor, den ich bisher noch nicht kenne. Der Schaft ist unter dem Blütenstand nicht sehr kantig; der Schaftschnitt, siehe Foto, stammt von etwa dessen Mitte. Die Länge der Früchte würde zwar passen, aber die Samen sind wieder zu kurz. Ich habe kein Rhizom ausgegraben.
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora in und um Grado, Friaul-Julisch Venetien
Hat niemand Ideen zur Lonicera? Können die beiden Allium-Arten bestätigt werden?
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Hermann Falkner
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Re: Flora in und um Grado, Friaul-Julisch Venetien
Ich kann die beiden Allium bestätigen! (Zum Rest kann ich leider nix beitragen.)
Wobei, zur Unterart: ich bilde mir ein, auch bulbillenlose A. carinatum zu sehen.
Grundsätzlich hab ich mich sowieso schon öfters gefragt, ob die subg. von carinatum wirklich auf dieser Ebene anzusiedeln sind oder nicht doch eher als Varietäten; insbes. da ich selten, aber doch immer wieder mal bulbillenlose Kümmerexemplare sehe (bei der Dürre heuer schon ein paar mal in der Lobau), aber womöglich gibts ja wirklich relevante genetische Unterschiede, egal.
Intressant jedenfalls, dass es dort subsp. carinatum gibt, auf Istrien dagegen hab ich bisher nur subsp. pulchellum gesehen.
Wobei, zur Unterart: ich bilde mir ein, auch bulbillenlose A. carinatum zu sehen.
Grundsätzlich hab ich mich sowieso schon öfters gefragt, ob die subg. von carinatum wirklich auf dieser Ebene anzusiedeln sind oder nicht doch eher als Varietäten; insbes. da ich selten, aber doch immer wieder mal bulbillenlose Kümmerexemplare sehe (bei der Dürre heuer schon ein paar mal in der Lobau), aber womöglich gibts ja wirklich relevante genetische Unterschiede, egal.
Intressant jedenfalls, dass es dort subsp. carinatum gibt, auf Istrien dagegen hab ich bisher nur subsp. pulchellum gesehen.
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora in und um Grado, Friaul-Julisch Venetien
Danke, Hermann. – Am Lido in Grado befindet sich östlich der Stadt ein an den Strand grenzender, xerothermer Föhrenwald über Sand.
dort mächtige Horste von Juncus acutus... ...und immer wieder im Sand Schoenus nigricans Scirpoides holoschoenus Oxyris alba Rubia peregrina ist fertig für heuer. Pistacia terebinthus müsste das sein. Pinus pinaster Lagurus ovatus Am Strand davor habe ich versucht, mir die Seegräser anzusehen. Nach Drozdowski und Mrkvicka gibt es von Posidonia oceanica, dem Neptungras, an der Oberen Adria, im italienischen Teil des Golfs von Triest, nur mehr ein Reliktvorkommen von knapp einem Kilometer Länge und etwa 50 Metern Breite, zwischen Koper und Izola, alle anderen Vorkommen gelten als zerstört. Was hier in Grado angeschwemmt wird, sollen Cymodocea nodosa (Kleines Neptungras), Zostera marina (Gewöhnliches Seegras) und Zostera noltii (Kleines Seegras) sein. Meine Fotos dazu sind jedoch nicht gut genug geworden, deshalb stelle ich sie hier nicht rein. Interessant: An einer Stelle hat ein Ortsansässiger aus den zusammengerechten Seegräsern über Jahre förmlich einen erhöhten Liegeplatz mit kleinem Wall herum gebaut und daneben auf Seegräsermatten einen Gemüsegarten angelegt. cf. Suada maritima nimmt die Wallwände jedenfalls an. auf einer kleinen Insel auf Pionierstandorten die therophytische Salicornia europaea agg. Auch das ausdauernde Arthrocnemum fruticosum ist hier schön entwickelt. Salicornia europaea agg. und Arthrocnemum fruticosum nebeneinander Halimione portulacoides (synonym mit Atriplex portulacoides) würde ich dazu meinen. Ein weiterer botanischer Höhepunkt der Reise, den ich dem "Naturführer Obere Adria" verdanke, ist das weltweit nur hier vorkommende, pharmazeutisch genutzte Hundsgiftgewächs Apocynum venetum. Ein paar Blüten gab es noch. kultivierte Magnolia kobus
dort mächtige Horste von Juncus acutus... ...und immer wieder im Sand Schoenus nigricans Scirpoides holoschoenus Oxyris alba Rubia peregrina ist fertig für heuer. Pistacia terebinthus müsste das sein. Pinus pinaster Lagurus ovatus Am Strand davor habe ich versucht, mir die Seegräser anzusehen. Nach Drozdowski und Mrkvicka gibt es von Posidonia oceanica, dem Neptungras, an der Oberen Adria, im italienischen Teil des Golfs von Triest, nur mehr ein Reliktvorkommen von knapp einem Kilometer Länge und etwa 50 Metern Breite, zwischen Koper und Izola, alle anderen Vorkommen gelten als zerstört. Was hier in Grado angeschwemmt wird, sollen Cymodocea nodosa (Kleines Neptungras), Zostera marina (Gewöhnliches Seegras) und Zostera noltii (Kleines Seegras) sein. Meine Fotos dazu sind jedoch nicht gut genug geworden, deshalb stelle ich sie hier nicht rein. Interessant: An einer Stelle hat ein Ortsansässiger aus den zusammengerechten Seegräsern über Jahre förmlich einen erhöhten Liegeplatz mit kleinem Wall herum gebaut und daneben auf Seegräsermatten einen Gemüsegarten angelegt. cf. Suada maritima nimmt die Wallwände jedenfalls an. auf einer kleinen Insel auf Pionierstandorten die therophytische Salicornia europaea agg. Auch das ausdauernde Arthrocnemum fruticosum ist hier schön entwickelt. Salicornia europaea agg. und Arthrocnemum fruticosum nebeneinander Halimione portulacoides (synonym mit Atriplex portulacoides) würde ich dazu meinen. Ein weiterer botanischer Höhepunkt der Reise, den ich dem "Naturführer Obere Adria" verdanke, ist das weltweit nur hier vorkommende, pharmazeutisch genutzte Hundsgiftgewächs Apocynum venetum. Ein paar Blüten gab es noch. kultivierte Magnolia kobus
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