Flora der Südlichen Karnischen Alpen um den Lago di Cavazzo, Friaul-Julisch Venetien
- Jürgen Baldinger
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Flora der Südlichen Karnischen Alpen um den Lago di Cavazzo, Friaul-Julisch Venetien
Wir waren gerade auf Kulinarik-, Sprach- und Naturreise am Lago di Cavazzo (zwischen Tolmezzo und Gemona del Friuli), von der ich ein paar Funde hier vorstellen möchte. Die Ufer des kleinen, kühlen Sees, der eine Oberfläche von 1,18 Quadratkilometer aufweist und von einem etwa 8 Kilometer entfernten Stausee gespeist wird, sind weitgehend unverbaut, die Bergwände ringsum steil, die Siedlungsdichte ist gering. Die Berge in diesem Teil der Südalpen sind wenig erschlossen, die Wege teilweise auch nicht gut markiert, statt bewirtschafteter Hütten gibt es oft nur Notunterkünfte, Begegnungen beim Wandern sind entsprechend selten. Die Klimatabelle von Gemona del Friuli zeigt, dass die durchschnittlichen Temperaturmaxima in jedem Monat höher liegen als beispielsweise in Wien, die durchschnittlichen Minima in den Wintermonaten sind ähnlich. Vor rund 15 Jahren wurden als Tiefstwert knapp -20 Grad gemessen. Die gesamte Region gilt als Unwetter-Hotspot in Europa.
Pflanzenarten, die in Österreich nur in Südkärnten auftreten, wo unser Land südlich des Gailtals bereits Anteil an den Südalpen hat, sieht man hier häufiger. Viele Funde waren neu für mich, falls ich Fehler gemacht habe, bin ich für jede Korrektur dankbar.
Ich beginne zunächst mit dem Südufer des Sees, eine Stelle mit leichtem Nutzungsdruck durch Badegäste, wo sich auch, neben einem schönen Röhricht, der Abfluss des Sees befindet.
Der Wasserspiegel schwankt (zuleitungsbedingt?) täglich um rund 20 bis 30 cm, sodass Stellen wie diese hier mit schönen Horsten von Scirpoides holoschoenus in der Früh noch unter Wasser standen und am Nachmittag trockenlagen. Carex cf. tumidicarpa Ob es sich hier um Bidens frondosa handelt oder um B. vulgata, muss im vegetativen Zustand offen bleiben. etwas weiter vom Ufer entfernt Centaurea nigrescens allgenwärtig, auch im lichten Bergwald wie in ausgetrockneten Alluvionen Anthericum ramosum Peucedanum oreoselinum Hier würde ich mich über eure Einschätzung freuen. Unter anderem aufgrund der dicht abstehenden Behaarung des oberen Stängels würde ich zu Ononis arvensis tendieren, den ich noch nicht kenne. Am Zaun wächst die offenbar einzige Vertreterin der Yamwurzgewächse (Dioscoreaceae) in Mitteleuropa, nämlich Dioscorea communis, die Schmerwurz. Centaurium erythrea, wenn auch wüchsig, müsste das sein.
Pflanzenarten, die in Österreich nur in Südkärnten auftreten, wo unser Land südlich des Gailtals bereits Anteil an den Südalpen hat, sieht man hier häufiger. Viele Funde waren neu für mich, falls ich Fehler gemacht habe, bin ich für jede Korrektur dankbar.
Ich beginne zunächst mit dem Südufer des Sees, eine Stelle mit leichtem Nutzungsdruck durch Badegäste, wo sich auch, neben einem schönen Röhricht, der Abfluss des Sees befindet.
Der Wasserspiegel schwankt (zuleitungsbedingt?) täglich um rund 20 bis 30 cm, sodass Stellen wie diese hier mit schönen Horsten von Scirpoides holoschoenus in der Früh noch unter Wasser standen und am Nachmittag trockenlagen. Carex cf. tumidicarpa Ob es sich hier um Bidens frondosa handelt oder um B. vulgata, muss im vegetativen Zustand offen bleiben. etwas weiter vom Ufer entfernt Centaurea nigrescens allgenwärtig, auch im lichten Bergwald wie in ausgetrockneten Alluvionen Anthericum ramosum Peucedanum oreoselinum Hier würde ich mich über eure Einschätzung freuen. Unter anderem aufgrund der dicht abstehenden Behaarung des oberen Stängels würde ich zu Ononis arvensis tendieren, den ich noch nicht kenne. Am Zaun wächst die offenbar einzige Vertreterin der Yamwurzgewächse (Dioscoreaceae) in Mitteleuropa, nämlich Dioscorea communis, die Schmerwurz. Centaurium erythrea, wenn auch wüchsig, müsste das sein.
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Südlichen Karnischen Alpen um den Lago di Cavazzo, Friaul-Julisch Venetien
Am Rand des Röhrichts am südlichen Ufer des Lago di Cavazzo habe ich ein wenig überraschend für mich Samolus valerandi gefunden. Feucht ist der Boden hier natürlich, als salzhaltig wird er von der italienischen Bodenkarte jedenfalls nicht ausgewiesen. Und, für mich neu, ich hoffe, es stimmt, Senecio paludosus, der ja auch donauabwärts von Wien vorkommen soll, wo er mir bisher entgangen war.
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Südlichen Karnischen Alpen um den Lago di Cavazzo, Friaul-Julisch Venetien
Westlich des Cavazzo-Sees gibt es eine Gebirgskette, die vom seenächsten Gipfel, die Cima Sompalis mit 1128 msm, westwärts bis zum Monte Piombada mit 1746 msm ansteigt. Ein Stück weit bin ich rauf. Im ersten Teil ist mir am steinigen Weg schnell etwas in's Auge gestochen, das ich von den Ostalpen nicht kenne. Stellenweise monodominant, auf karstigem Boden, wächst hier Molinia caerulea agg. Ich habe nicht geprüft, um welche Kleinart es sich handelt, von der Größe her würde M. caerulea besser passen, vom Standort wohl eher M. arundinacea. In der Florenliste von Friaul-Julisch Venetien werden beide genannt. Auch in ausgetrockneten, schottrigen Flussbetten in der Ebene ist Molinia zahlreich, vielleicht gibt es dort einen lehmigen Untergrund. Weiß dazu jemand von den in Südösterreich oder Südtirol Versierten mehr dazu?
Zwei für mich neue Dianthus-Arten gibt es hier: D. sylvestris und D. hyssopifolius sollten das sein. Centaurea dichroantha Campanula spicata Das müsste wieder Allium carinatum subsp. pulchellum sein. Weiter oben, auf rund 500 bis 600 msm tauchte eine erste Rotbuche, also Fagus sylvaticus, auf. Genau schauen... auf baumarmen Flächen über anstehendem Kalk Genista radiata, auch neu für mich Panorama Richtung Osten über den Lago di Cavazzo mit der seeseitigen Ortschaft Interneppo und im Hintergrund der Tagliamento Panorama Richtung Norden nach Amaro und Monte Amariana (1905 msm)"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Stefan Lefnaer
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Re: Flora der Südlichen Karnischen Alpen um den Lago di Cavazzo, Friaul-Julisch Venetien
Die zwei Molinia-Arten gibt es in der Realität eh nicht (auch nach Meinung von Gerhard Karrer). Da ist es müßig eine Bestimmung zu versuchen.
Aber danke für die schönen Bilder und Eindrücke!
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Südlichen Karnischen Alpen um den Lago di Cavazzo, Friaul-Julisch Venetien
Das macht die Sache natürlich einfacher, sehr gut. Und du weißt nicht vielleicht etwas über Ononis arvensis? Ich sehe, dass der im Weinviertel nicht vorkommen soll, erst wieder an der March und an der Donau ostwärts von Wien, aber möglicherweise kennst du ihn von dort? Wurde der bei einer Exkursion einmal gezeigt?
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- Stefan Lefnaer
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Re: Flora der Südlichen Karnischen Alpen um den Lago di Cavazzo, Friaul-Julisch Venetien
Die Ononis kenne ich leider noch nicht.
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Südlichen Karnischen Alpen um den Lago di Cavazzo, Friaul-Julisch Venetien
Nun noch zwei Bestimmungsfragen auch bei uns vorkommender Arten, die ich jedoch noch nicht gesehen habe: Sind das Aposeris minima und Chrysopogon gryllus? Erstere wuchs im Bergwald auf etwa 500 msm im Blumeneschen-Hopfenbuchen-Wald, zweitere weiter unten in der collinen Stufe auf einem befestigten, sonnigen Weg.
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Re: Flora der Südlichen Karnischen Alpen um den Lago di Cavazzo, Friaul-Julisch Venetien
Ja, ist beides richtig.
- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Südlichen Karnischen Alpen um den Lago di Cavazzo, Friaul-Julisch Venetien
Super, danke, Elias.
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- Jürgen Baldinger
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Re: Flora der Südlichen Karnischen Alpen um den Lago di Cavazzo, Friaul-Julisch Venetien
Hat man gesehen, dass es sich beim Farnfoto oben um zwei Arten handelt?
Ansonsten: Molinia caerulea agg., oder wie auch immer, so es sich eh nicht um getrennte Spezies handelt, hier auch im ausgetrockneten Flussbett des Rio da Cóut, einem Zufluss am Südufer des Cavazzo-Sees; würdet ihr das daneben, ich habe überall nur mehr die Grundblätter gefunden, für Petasites paradoxus halten? Dort auch diese Campanula, bei der ich unsicher bin: Ist die Krone vorne verengt genug, um von C. cespitosa ausgehen zu können? Je drei Längsnerven laufen zu einem Kronzipfel zusammen? Die meisten Blüten und Blütenknospen nicken. am wunderschönen Gebirgsfluss Torrente Palâr bei Alesso die am weitesten unten stehende Picea abies, die ich gesehen habe, auf etwa 220 msm Hier, am Rand des Tagliamento bei Trasaghis (wo wir bei einem Dorffest friulanische Köstlichkeiten wie Frico con patate, Schnecken und Frittelle di mele genießen durften, dazu das Achtel guter Landwein um 1 Euro) habe ich diese Pflanze gesehen, die mich im ersten Moment an Asparagus acutifolius denken ließ. Gleich daneben diese Altpflanzen, die mich eher an Wacholder denken lassen. Und zumindest A. acutifolius scheint es soweit nördlich in der Region nicht zu geben. Zwei verschiedene Arten? Was wäre das dann auf den ersten beiden Bildern? Eine andere Asparagus-Art?
Ansonsten: Molinia caerulea agg., oder wie auch immer, so es sich eh nicht um getrennte Spezies handelt, hier auch im ausgetrockneten Flussbett des Rio da Cóut, einem Zufluss am Südufer des Cavazzo-Sees; würdet ihr das daneben, ich habe überall nur mehr die Grundblätter gefunden, für Petasites paradoxus halten? Dort auch diese Campanula, bei der ich unsicher bin: Ist die Krone vorne verengt genug, um von C. cespitosa ausgehen zu können? Je drei Längsnerven laufen zu einem Kronzipfel zusammen? Die meisten Blüten und Blütenknospen nicken. am wunderschönen Gebirgsfluss Torrente Palâr bei Alesso die am weitesten unten stehende Picea abies, die ich gesehen habe, auf etwa 220 msm Hier, am Rand des Tagliamento bei Trasaghis (wo wir bei einem Dorffest friulanische Köstlichkeiten wie Frico con patate, Schnecken und Frittelle di mele genießen durften, dazu das Achtel guter Landwein um 1 Euro) habe ich diese Pflanze gesehen, die mich im ersten Moment an Asparagus acutifolius denken ließ. Gleich daneben diese Altpflanzen, die mich eher an Wacholder denken lassen. Und zumindest A. acutifolius scheint es soweit nördlich in der Region nicht zu geben. Zwei verschiedene Arten? Was wäre das dann auf den ersten beiden Bildern? Eine andere Asparagus-Art?
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