Bromus-Schlüssel

Beobachtungen, auch an trivialen Arten
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Stefan Lefnaer
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Bromus-Schlüssel

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 15. Juli 2019, 07:11

Liebe Leute,

da ich mich gerade wieder damit herumplagen musste und aus meiner Sicht der Bromus-Schlüssel tlw. völlig unbrauchbar ist, fange ich an hier offensichtliche Fehler und Unstimmigkeiten einzutragen. Vielleicht können andere Teilnehmer mich ergänzen.

  • Es fängt bei Punkt 1 an: "Ä’ch seitl. zus.gedrückt?". Aus meiner Sicht sind die Ä'ch immer seitl. zusammengedrückt, z.B. bei B. sterilis.
  • Ein deutliches Manko ist, dass man Merkmale der Blüte (z.B. Antherenlänge in Punkt 13) und der Frucht (z.B. Punkt 14) benötigt aber kaum beides gleichzeitig zur Verfügung hat.
  • In Punkt 14 heißt es "zur Reifezeit die Ä’chAchse deutl. sichtbar, diese zäh, meist bis über den Winter unzergliedert bleibend", danach in Punkt 15-b plötzlich "Ä’chAchse brüchig, Ä’ch damit zur FrReife leicht zerfallend".
  • In Punkt 14 heißt es "zur Reifezeit die Ä’chAchse deutl. sichtbar", danach in Punkt 15 "Ä’chAchse dadurch ± verdeckt".
  • Das in Punkt 14 mit der verdeckten oder nicht verdeckten Ä’chAchse ist überhaupt unklar. Auch z.B. bei B. japonicus ist die Ä’chAchse tlw sichtbar.

Schöne Grüße
Stefan

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Stefan Lefnaer
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Re: Bromus-Schlüssel

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 18. September 2019, 20:34

Nachdem ich nun revidierte Belege von Bromus secalinus subsp. decipiens habe, möchte ich hier diskutieren was am Schlüssel passt und was nicht. Vgl. hier Fotos.

1– Ä’ch nicht zus.gedrückt, HSp u. DSp am Rücken gerundet --> 3

Siehe oben, das Ährchen ist eigentlich schon etwas zusammengedrückt.

3– HüllSp annähernd gleich lg, br’lanz. bis ellipt., untere HüllSp mit 3–5(7), obere mit (5)7–9(11) LBü. – (B. sect. Bromus) --> 13

OK.

13– Anthere vor dem Sichöffnen 0,5–3 mm lg, höchstens ⅓× so lg wie die DSp; untere LB’Scheiden meist locker-rauhaarig od. kahl. — Ä’ch meist grün --> 14

Das Hauptmerkmal funktioniert nur bei noch nicht voll blühenden Pflanzen. Rauhaarig würde ich die LBScheiden auch nicht bezeichnen, eher abstehend weichhaarig. (Anm.: und bei B. japonicus, das in diesem Zweig folgt, sind die Ährchen oft purpurn überlaufen.)

14 DSp zur FrZeit walzl. eingerollt, voneinander abstehend u. einander nicht deckend; LB’Scheiden meist kahl. — DSp nicht länger als die VSp, mit weißl. Hautrand; Rispenzweige aufrecht-abstehend; zur Reifezeit die Ä’chAchse deutl. sichtbar, diese zäh, meist bis über den Winter unzergliedert bleibend. – (B. secalinus agg..) --> 15

Das Hauptmerkmal funktioniert nur bei fruchtenden Pflanzen. Die LBScheiden sind bei Bromus secalinus subsp. decipiens abstehend behaart und die Ä’chAchse zerfällt, das sind beides gerade die maßgeblichen Unterscheidungsmerkmale! Bei meinen Pflanzen waren die Rispenzweige zudem eher überhängend und die VorSp bis zu 1mm kürzer als die DeckSp.

15– Untere HSp 4–6 mm lg, obere 5–8 mm lg, mit 5–7 LBü; Ä’ch (10)13–20(30) mm lg; DSp 6,5–9(10) mm lg, ihr Hautrand höchstens 0,5 mm br; DSpGranne 0–10 mm lg; DSp zur FrZeit zur Gänze eingerollt, Ä’chAchse dadurch nicht verdeckt. — Anthere höchstens 2,5 mm lg; Fr 6–9 mm lg. H: (20)40–100(120) cm. À–Á Th. VI–VII. Getreideäcker, Ruderalstellen; coll–mont; s slt. Roggen-T., „Duacht“ / B. secalinus

OK.

a– Ä’chAchse brüchig, Ä’ch damit zur FrReife leicht zerfallend. — Anthere 0,5–1,5(2) mm lg; FrDSp dünn u. flach. N, O, St, NordT; SüdT. V. Ausst. bedr. (!). – (B. commutatus subsp. decipiens: → Pkt 20–, Anm. dort!) Täuschende R.-T. / B. s. subsp. decipiens

Das Hauptmerkmal funktioniert nur mit fruchtenden Pflanzen. Michael Hohla meinte übrigens, dass sich blühende Pflanzen leichter bestimmen lassen als fruchtende.

Meines Erachtens ist der Schlüssel nicht wirklich geeignet um die Unterart zu bestimmen. Es wäre aus meiner Sicht jedenfalls zwingend nötig die Unterart einzeln auszuschlüsseln, nicht gemeinsam mit B. secalinus subsp. secalinus oder B. commutatus subsp. commutatus, da sie ja zwischen diesen zwei Sippen steht und es daher schwierig sein dürfte genügend gemeinsame Merkmale für eine gemeinsame Ausschlüsselung mit der Schwesterunterart (welche das auch immer sein mag) zu finden. Sollte man zur Meinung kommen, dass es sich um keine gute Unterart handelt, sollte man sie als Synonym anführen (wie das die Tschechen im PLADIAS machen). Sobald man sie akzeptiert, muss man sie korrekt und bestimmbar schlüsseln.


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