Atriplex patula

Beobachtungen, auch an trivialen Arten
kurt nadler
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Re: Atriplex patula

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 23. Oktober 2019, 19:49

nach exemplarischer freilandnachschau und nochmaliger innendienstrecherche erhöhe ich im poker um atriplex meinen einsatz und gehe mit einer erneuten diagnose patula in die nächste runde (vorbehaltlich, dass es auch tatsächlich eine fischadler-sippe ist).

dazu noch ein foto einer anderen patula von heut früh, vom erwähnten garten mit patula, oblongifolia und sagittata: siehe bilder.

ERGÄNZUNG vom 29.9.2020: Die Herbstformen zeigen öfter "ausgewachsene" Vorblätter (siehe auch weiter unten), daher besteht kein Grund zur Annahme, dass nicht auch das grüne linke Exemplar oblongifolia sein kann!
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P1930284-kopie.JPG
"Früchte" bzw. Fruchtstände von Atriplex patula (und einige Blätter) links, Atriplex oblongifolia in der Mitte und Atriplex sagittata rechts. 23.10.2019, Zentrum Prellenkirchen. Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
P1930284-kopie.JPG (622.26 KiB) 8516 mal betrachtet
P1930277-kopie.jpg
Hier noch der morgens beerntete Bestand von Atriplex patula. Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Re: Atriplex patula

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 23. Oktober 2019, 19:56

A. patula hat ganz warzige und zackige Valven, so wie hier:

Bild

Ich würde das links auch für A. oblongifolia halten (ein Massstabsbalken wäre hilfreich).

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Re: Atriplex patula

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 23. Oktober 2019, 19:59

meiner meinung nach kann das sein, muss aber nicht.

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Re: Atriplex patula

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 23. Oktober 2019, 20:06

Der Habitus ist auch wichtig. A. patula hat waagrecht abstehende Zweige die meist so lang wie der Hauptsposs sind. Zudem sind sie bis zur Mitte gegenständig. Auf dem gekippten Fotos glaube ich das nicht erkennen zu können (Zweige schräg aufrecht, wechselständig), aber leider sieht man da nicht wirklich viel (auch weil der Hintergrund zu unruhig ist).

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Re: Atriplex patula

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 23. Oktober 2019, 22:07

diese in studienzeiten eingeprägte wuchsform und die charakteristische standortsökologie waren bis vor kurzem die gründe, mich - ich brauchte die art ja beruflich im naturschutz nicht - mit fernstdiagnosen begnügen zu können.
das waagrechte ist halt leider auch nicht immer gut ausgebildet.
da ich mich den ganzen abend mit heurigen fotos von atriplex beschäftigt habe (ich werde demnächst "meine" zwei andren sippen im forum "vorstellen"), hier noch das von heute gepostete "patula"-gewirr bei der erstaufnahme am 25.8.2019 (prellenkirchen ortsmitte).
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Re: Atriplex patula

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 23. Oktober 2019, 22:13

seids mir bitte alle nicht bös: auch bei dieser - selber tag wie letztes foto und ähnliche lokalität - kann ich trotz fehlender waagrechtverzweigung und trotz weithin fehlender gegenständigkeit im nicht sichtbaren unteren pflanzenteil zu keinem anderen ergebnis als atriplex patula kommen.
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Re: Atriplex patula

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 24. Oktober 2019, 07:04

Die Melden sind schlampig-diözisch, d.h. es gibt Individuen mit überwiegend weiblichen Blüten und andere mit überwiegend männlichen Blüten. Das was man da auf dem letzten Bild sieht ist eine mit vorwiegend männlichen (jedenfalls finde ich keine weibliche) Blüten. Eine Bestimmung anhand des Blütenstands ist da nicht möglich.

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Re: Atriplex patula

Beitragvon kurt nadler » Donnerstag 7. November 2019, 20:58

Ich hab mir heute in Wien "klassische" Atriplex patula angeschaut (siehe Beilagen) und nochmals eingehend recherchiert:
Entweder man legt A. patula morphologisch extrem weit aus, oder es es existiert mindestens eine weitere Sippe in Österreich, die nicht im Fischadler vorkommt oder in Blumen in Schwaben oder in Flora-NHM.
Bei A. patula aus Wien-22 stimmen alle Fischadler- und Lefnaer-Merkmale, insbes. die dünnen Stängel, die wirklich waagrechte Verzweigung und die im Verhältnis zur Zentralachse sehr gleichrangigen Nebenachsen, die klassischen Fruchtvorblättermerkmale.
Meine quasi vikariierende Prellenkirchner Sippe ist deutlich grauer, nie waagrecht verzweigt und nie mit gleichwertigen Seitenachsen, auch geht die Dekussation wenig weit empor. Die glatt bevorblätterten Früchte sind deutlich größer.
Wie bereits geschrieben, sind die "Früchte" der Prellenkirchner pseudo-patulas größer als solche von oblongifolia, jene der Wiener echten patula jedoch kleiner als jene von oblongifolia.
Andere Sippen aus den erwähnten Kompendien sind nach meinem Defürhalten kategorisch auszuschließen. Und wenn´s Hybriden wären, dann wären sie dennoch bereits eine eigenständige Sippe, da sie ja eine ganze Lokal- und Regionalpopulation aufbauen. Intermediäre Morphologie zwischen irgendwelchen (vorhandenen) Eltern kann ich nicht erkennen, auch keinen morphologisch aufdifferenzierten Hybridschwarm.
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Re: Atriplex patula

Beitragvon kurt nadler » Montag 28. September 2020, 00:35

Die graue, überall in prellenkirchen und der umliegenden kulturlandschaft häufige sippe, ich hab ihr einmal (im sept. 2020) den kosenamen "prellenkirchensis" verpasst, wird von johannes walter - wir haben sie heute an etlichen standorten am spitzerberg und im ort begutachtet - als oblongifolia angesprochen. ganz offensichtlich ist nach meiner einschätzung eine wechselnde patula-introgression, da immer wieder exemplare zu finden sind, die nicht ganz klar zuordenbar sind. interessant ist in diesem zusammenhang der wechselnde vorblattverwachsungsgrad und die häufige höckrigkeit der vorblätter bei unsren oblongifolias. die obige "samen"-vergleichsdarstellung ist demnach zweimal oblongifolia in verschiedenem reifegrad, grad wohlgenährte herbst-vorblätter können sehr groß und "folios", also laubblattähnlich werden.
alle prellenkirchner patulas waren brav mit kleinen, sehr dicklichen, höckrigen "früchten", die zudem wie am foto von stefan stets deutliche "beflockung" aufweisen.
foto download/file.php?id=22084 (dorfflora prell., seite 11, zeigt demnach links a. oblongifolia und das knapp daneben aufgenommene folgende foto download/file.php?id=22085 a. patula.
ich hoffe, mit ostmitteleuropäischer lit. noch heuer zu erfahren, ob es einen stabilisierten hybrid zwischen den 2 arten gibt oder ob immer wieder hybridschwärme herumgeistern.

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Re: Atriplex patula

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 28. September 2020, 07:26

Ich möchte den Thread hier von mutmaßlichen Hybriden wieder auf das originale Thema zurückführen, nämlich A. patula-Individuen mit ganzrandigen, schmalen Laubblättern. Solche Zwergexemplare fand ich vorgestern im Waldviertel an einem Straßenrand, nämlich an der Innenseite einer überhöhten Kurve, wo das Wasser samt Streusalz versickert. Vergesellschaftet war die Atriplex mit massenhaft Spergularia marina. Ich habe mir die Pflanzen genauer angesehen und Schlauchhaare am Grund der Valven gefunden. Es wäre daher interessant zu wissen wie man solche Pflanzen zwischen A. patula und A. littoralis agg. unterscheiden kann. Sind die Schlauchhaare ein gutes Merkmal für A. littoralis agg. oder kann die A. patula auch haben? Und falls es A. littoralis agg. ist, wie kann man A. littoralis von der in Österreich indigenen A. intracontinentalis unterscheiden? Die Angaben in Suchorukow (2007) ("A. intracontinentalis unterscheidet sich von der "echten" A. littoralis durch die rhombischen, kleineren und an der Spitze nicht langgestreckten Vorblätter, sowie durch die hellbraunen (und nicht rotbraunen) Samen.") sind mir noch nicht ganz klar, zumal keine reifen Samen vorhanden waren. Wer kann hier helfen? Hier Fotos:

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