Melica ciliata

Beobachtungen, auch an trivialen Arten
MariaPP
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Melica ciliata

Beitragvon MariaPP » Samstag 30. Mai 2020, 08:12

Habe gerade erstmals Eföls 3 zum Bestimmen einer Melica-Art benutzt, weil mich die noch geschlossenen Ährchen irritiert haben. Und festgestellt, dass Melica ciliata - Unterarten in O nicht vorkommen sollen. In den Korrekturen habe ich zwar gefunden, dass M. transsilvanica für O zu streichen ist, aber nichts zu M. ciliata. M. ciliata ist m. E. sobald man bei uns in OÖ in der montanen und submontanen Stufe zu sonnenbeschienenen Kalkfelsen kommt eher kommun.
Leider habe ich keine Fotos "meiner" Pflanze aus Reichraming (südexp. Hang über Kalkschotter). Die MMe sprachen für M. ciliata ssp. ciliata: Ä'ch 6 - 6,5 mm, allseitswendig, 2 astlose Knoten unter der Rispe. M. ciliata weil GrundBScheiden kahl. Allerdings waren die Spreiten oberseits behaart, was laut Rothmaler für Melica transsilvanica sprechen würde.
LG Maria

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Hermann Falkner
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Re: Melica ciliata

Beitragvon Hermann Falkner » Samstag 30. Mai 2020, 09:48

Hallo Maria,

da hast du natürlich recht, wenn Melica ciliata u/o transsilvanica in Reichraming vorkommt, dann stimmt was nicht mit der Eföls-Korrektur in der Neilreichia 5, weil ciliata ja für O gar nicht angegeben wird.

Hier in und um Wien kommen beide Sippen vor, manchmal sogar "fast" im selben Habitat (nebeneinander hab ich sie noch nie gesehen, aber mit relativ geringem Abstand zwischen beiden Individuen).Das Merkmal der Grundblattscheiden funktioniert normalerweise gut, aber allein schon im Habitus sind beide Arten doch deutlich verschieden, wenn ich mir vom Habitus her sicher bin, schau ich mir meist die GrundBScheiden gar nicht mehr an (nur fallweise checke ich dann auch noch dieses Merkmal).

So ein Standort mit +/- beiden Arten ist eine Heisslände in der Unteren Lobau, unweit Gänshaufen-Traverse - die angeblich eher kalkliebende M. ciliata ist dort stellenweise gut vertreten (insgesamt allerdings nicht häufig), und an wenigen Stellen findet man auch die lt Eföls kalkärmere Standorte bevorzugende M. transsilvanica (vielleicht Stellen, an denen Kalk ausgewaschen worden ist? ebenso möglich ist versehentlicher künstlicher Eintrag über Schotter, die Lobau-Wege werden regelmässig neu geschottert).

Die Bilder anbei sind vom 21.06.2011, von diesem Standort aus der Lobau.
Das jeweils obere Indiividuum ist M. ciliata, das untere M. transsilvanica.

Die in Eföls 3 angeführten Merkmale passen dabei meiner Meinung nach nicht immer; M. ciliata kann durchaus auch das sein, was ich als eher "grasgrün" bezeichnen würde (durchaus nicht graugrün; so auch hier im Bild). Hingegen passt das Behaarungsmerkmal bei den Grundblättern wie gesagt gut, meiner Meinung nach.
Auf das Hüllspelzen-Merkmal würd ich mich nicht 100%ig verlassen, hier ist der Unterschied tendentiell schon vorhanden, also bei M. ciliata geringerer Längenunterschied (M. ciliata: untere 3/4-1x so lang wie obere; vs. M. transsilvanica 1/3-2/3x so lang wie obere), aber bei diesem Individuum ist die Länge der unteren DSp bei M. transsilvanica eher am oberen Ende (also sagen wir halt, sie hält sich an den Schlüssel und liegt bei so rund 2/3), der Unterschied zu den für ciliata angegeben 3/4 (an die sich diese M. ciliata hält ;-) ist aber sehr gering. Ich verlasse mich hier daher auf die Ähre - der Unterschied zwischen lockerer Ährenrispe mit sichtbarer Spindel (oben) vs. der sehr dichten unteren ist meist auch von Weitem schon zu erkennen.

Deinen Fund aus Reichraming willst du vielleicht Christian Gilli melden? Der kann checken, ob es womöglich wirklich ein Neufund ist bzw. was hinter der Streichung von Melica transsilvanica für Oberösterreich steht.
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MariaPP
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Re: Melica ciliata

Beitragvon MariaPP » Samstag 30. Mai 2020, 10:50

Hermann, vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Ein Neufund ist es wohl nicht, denn die meisten MMe sprachen für M. ciliata s.l. und von Michael Hohla gibt es Belege in der Zobodat aus der Gegend. Die basalen Blattscheiden waren durchwegs kahl, nur die Behaarung der Spreitenoberseiten war ungewöhnlich, die vermutlich nicht aussagekräftig ist, da im Eföls-Schlüssel gar nicht erwähnt.
LG Maria


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