Forum Flora Austria

Wie kommt ihr mit Carex brizoides agg. zurecht? Ich sehe auf u.a. verdichteten Wegrändern im Offenland immer welche mit dunkelbraunen Deckblättern, wo die Merkmale von C. praecox gut passen. Allerdings sind auch hier manchmal die Ähren nach außen gekrümmt, wie bei C. brizoides. Alle die ich in Wäldern sehe, oft gar nicht an so nassen sondern eher trockenen Stellen, haben helle Deckblätter, also wie C. brizoides. Je dunkler der Wuchsort ist, desto heller sind meist die Deckblätter. Wobei es ja auch von C. praecox eine obskure Schattenform ("f. pallida") mit hellbraunen Deckblättern geben soll. Die Länge des Schlauchs war bei mir bisher immer im Bereich von C. praecox, vermutlich habe ich bisher immer zu junge Pflanzen untersucht und man muss ganz reife Schläuche messen. Die Abgrenzung von C. curvata ist aus meiner Sicht sowie homöopathisch.

Jedenfalls frage ich mich, ob es die Arten wirklich gibt und es sich nicht nur um Standortsmodifikanten handelt. Dass Pflanzen im Wald, im Schatten heller sind, höherwüchsiger, ev. mehr Ähren entwickeln usw. wäre ja nicht so unwahrscheinlich. Auch in der Exkursionsflora sind C. praecox und C. curvata mit einem ⏹ als taxonomisch kritisch markiert. Was habt ihr da für Erfahrungen gemacht?

Laut den provisorischen Verbreitungskarten für die RL vikariieren die Arten übrigens: C. praecox ist vornehmlich pannonisch, C. briziodes vornehmlich antipannonisch verbreitet. C. curvata tritt sehr sporadisch und ohne erkennbares Muster in N und O auf.

Und curvata und brizoides kennst Du? Funktionieren die anderen Merkmale wie die Schlauchflügelung?

C. curvata habe ich noch nie bewusst wahrgenommen. Die Schlauchflügelung sieht man wohl auch nur bei reifen Schläuchen wirklich gut.

von mir kein fachkommentar möglich, nur erfahrungsbericht:
aus der angewandten botanik kommend kam ich noch nie in versuchung, hierbei bestimmen zu müssen. seegrasteppiche decken gefühlt das halbe mühlviertel, zumindest in den höheren plateaulagen. eine stau-/wechselfeuchte liebende, helle, großwüchsige, extrem konkurrenzfähige und beinah stets monodominanzbestände bildende art, sei es unter (laubmisch-)feldgehölzen, im (nadel-)wald oder - seltener - auf der wiese.
praecox ist ein vegetativ im grünland übersehbarer dunkler zwerg der pannonischen halbtrockenrasen mit vorkommensablegern an wegsäumen und - nach deinen sehr überzeugenden bildern - in collinen laubwäldern, die wohl höchstens als bodenfrisch zu bezeichnen sind. nur dort scheint sie monodominanzbestände bilden zu können.
curvata wurde mir aus den traun-donauauen bei linz aus einem auwiesenrand gezeigt, na ja, immerhin kein klassischer brizoidesstandort. eine spezifische ökologie kann ich daraus mangels erfahrung nicht ableiten. aussehen: naja.
in den südtennengauer alpen konnte ich einmal in einer feuchtweide einen horst (!) brizoidesartigen aussehens finden. mit dem hab ich mich außer foto nicht näher befasst.
ich werd also im pannon hinkünftig drauf achten, ob mir nicht einfach zuordenbare sippenvorkommen unterkommen. danke für die zurdiskussionsstellung.