Deutschen Pflanzennamen!

Botanisches, das andernorts im Forum nicht recht passt, kann hier veröffentlicht werden, Terminankündigungen ebenso wie Beiträge über Phytopathogene oder anderes mehr.
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Michael Hohla
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Deutschen Pflanzennamen!

Beitragvon Michael Hohla » Dienstag 12. Mai 2020, 11:32

Liebe Leute, ich hab einige engagierte und interessierte NaturliebhaberInnen auf dieses Forum hingewiesen. Sie sind begeistert vom Forum und haben sich z.T. auch schon angemeldet. Ein Wunsch besteht: Bei den Foreneinträgen vielleicht in Zukunft auch den Deutschen Namen, wo es möglich ist, verwenden. Was meint ihr? Ich denke das macht schon Sinn! Ist ja keine Geheimwissenschaft (mehr), die liebliche Botanik! Liebliche Grüße, Michael ;-)

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Stefan Lefnaer
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Re: Deutschen Pflanzennamen!

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 12. Mai 2020, 11:57

Ich halte davon gar nichts und werde deutsche Pflanzennamen sicher nicht verwenden. Aus meiner Sicht ist das ein unnötiger geistiger Ballast, da man ohne wissenschaftliche Namen sowieso nicht weit kommt und es durchaus sinnvoll ist sich gleich diese zu merken. Einzige Ausnahme sind Nutzpflanzen und wichtige Heilpflanzen, die weithin bekannte deutsche Namen besitzen. Alle anderen Namen sind entweder von Florenschreibern erfundene Kunstprodukte, die völlig unsystematisch sind und wo jede Sippe mit verschiedensten (teils unsinnigen) Namen bedacht wurde und keiner weiß was nun wirklich damit gemeint ist. Oder es sind mundartliche Bezeichnungen, die zwar einen kulturhistorischen Wert haben, aber ebenso uneindeutig sind. Jedenfalls kann mir niemand erklären was an "Sommergrün-Immergrün" besser wäre als Vinca herbacea, "Ästig-Leinblatt" als Thesium ramosum, "Trockenwald-Hainsimse" als Luzula divulgata, "Horst-Rasenschmiele" als Deschampsia cespitosa usw.

kurt nadler
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Re: Deutschen Pflanzennamen!

Beitragvon kurt nadler » Dienstag 12. Mai 2020, 12:16

deutsche pflanzennamen sind schall und rauch - und bei allergrößtem respekt vor der eföls - schreckliche kunstkonstrukte, die mit jeder auflage wechseln. ich bleib, wo´s nicht ganz volkstümlich hergeht, bei den wissenschaftlichen. nix mit echter gemeiner weißtanne und europa-esche und so...
tut leid
k
p.s.: man merkt mir meine traumatischen erfahrungen mit der zwangsverwendung offizieller dt. eföls-namen an.
Zuletzt geändert von kurt nadler am Dienstag 12. Mai 2020, 13:24, insgesamt 1-mal geändert.

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Hermann Falkner
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Re: Deutschen Pflanzennamen!

Beitragvon Hermann Falkner » Dienstag 12. Mai 2020, 12:24

In der Sache hat Stefan natürlich recht, ich kenne und verstehe aber schon auch die andere Seite; interessierte Laien werden durch lateinische Namen abgeschreckt.
Ich kenne auch in meinem Freundeskreis Leute, die mit den lateinischen Namen ein Problem haben (bzw - sind das eigentlich alle, ausgen. Hobbybotaniker ...).

Doppelte Namen dt/lat anführen ist auf Dauer sicherlich mühsam, bei den geläufigeren könnt ich mir das aber schon vorstellen. Ohne lat. Namen geht aber mangels Eindeutigkeit natürlich nix, versteht sich (die EfÖLS-Nanen sind ja auch nicht normiert, sondern nur Vorschläge).

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Re: Deutschen Pflanzennamen!

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 12. Mai 2020, 12:32

Man braucht ja nur den wissenschaftlichen Namen (die meisten Gattungsnamen sind übrigens griechisch, nicht lateinisch) bei Wikipedia etc. einzugeben (per Copy&Paste) und kann dann auch gleich mehr über die Sippe lernen. So gesehen ist das auch überhaupt keine Geheimwissenschaft.

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Michael Hohla
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Re: Deutschen Pflanzennamen!

Beitragvon Michael Hohla » Dienstag 12. Mai 2020, 15:41

Danke für die Diskussion, LG, Michael

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Pablito
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Re: Deutschen Pflanzennamen!

Beitragvon Pablito » Dienstag 12. Mai 2020, 15:42

Ich stimme da Stefan, voll und ganz zu!
In der Orchideenseite hier werden ja auch immer wieder deutsche Namen verwendet, was ich ziemlich störend empfinde!
Ist für Neulinge sowieso besser sich gleich die wissenschaftlichen Namen zu merken!
Ich habe ein 5-bändiges Werk mit nur deutschen Pflanzennamen und da gibt's für den Almrausch immerhin im deutschsprachigen Raum 5 volle A4-Seiten an unterschiedlichsten Namen :-(
LG Reini BR

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Hermann Falkner
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Re: Deutschen Pflanzennamen!

Beitragvon Hermann Falkner » Dienstag 12. Mai 2020, 16:01

Stefan Lefnaer hat geschrieben:Man braucht ja nur den wissenschaftlichen Namen (die meisten Gattungsnamen sind übrigens griechisch, nicht lateinisch) bei Wikipedia etc. einzugeben (per Copy&Paste) und kann dann auch gleich mehr über die Sippe lernen. So gesehen ist das auch überhaupt keine Geheimwissenschaft.

Völlig richtig, dennnoch ist für viele Leute hier trotzdem eine Hemmschwelle vorhanden, sich hier im Forum aktiv zu beteiligen.
Was auch Vorteile haben kann, weil man dem Forum so manche entbehrlichen Anfragen und Kommentare erspart, wie man sie in anderen Foren, Facebook-Gruppen o. ä. finden kann; es bleibt aber doch auch der Nachteil, dass einige interessierte Laien, die vielleicht doch auch ein Gewinn für das Forum wären, sich vielleicht zwar registrieren und teilweise Diskussionen mitlesen, aber selbst nicht daran teilnehmen.

Dazu müssten sich hier aber besser solche User melden, die diese Hemmschwelle "spüren".
Für mich waren die wissenschaftlichen Namen nie ein Problem - von Anfang an nicht - ausser, dass ich manche immer noch verwechsle (kurioserweise ganz häufige wie Medicago - Luzerne vs. Onobrychis - Esparsette, ohne irgendeine nähere Ähnlichkeit, ausgenommen die Familienzugehörigkeit …; ich "denke" manchmal Medicago, "sage" aber Onobrychis und umgekehrt, irgendwie werde ich das nicht los, eine Art "Legasthenie").

Kürzlich bin ich im Nationalpark Donau-Auen von ein paar Leuten gefragt worden, ob ich denn wisse, wie diese Pflanze hiesse - ein gewöhnliches Symphytum officinale. Der Name (auch der lateinische) ist mir um die Burg nicht eingefallen, ich habe googeln müssen! (Habe die Gattungsübersicht von "Botanik im Bild" gefunden und dann sehr schnell den Namen gehabt.)
Übrigens - bei Erwähnung des deutschen Namens ("Echter Beinwell") hat sich sofort ein Aha-Erlebnis bei der Gruppe eingestellt, der Name ("Beinwell" allein reicht da natürlich aus!) war ihnen bekannt und ist dann doch nicht so "fremd" wie Symphytum.

kurt nadler hat geschrieben:p.s.: man merkt mir meine traumatischen erfahrungen mit der zwangsverwendung offizieller dt. eföls-namen an.

Schlimm ist es natürlich, wenn in Publikationen nur die deutschen Namen verwendet werden (und die sind ja beileibe nicht einheitlich; ausser den EfÖLS-Namen - ja, mit Änderungen zwischen den Auflagen - gibt's noch Rothmaler-Namen und diverse andere …), die sind dann oft wirklich gar nicht mehr eindeutig.
Noch viel schlimmer ist das bei Pilzen, Moosen und Flechten; ich hab einen Bildband über Naturschätze in Oberösterreich, in dem ausschliesslich deutsche Namen verwendet werden; bei den Pflanzen komme ich in der Regel noch auf die richtigen Arten hin (ausser bei taxonomisch schwierigen Sippen), aber bei der "Roten Becherflechte" wird das dann schon eher schwierig!

Auch hier hab ich vollstes Verständnis und auch diese Problematik sehe ich durchaus.


Ganz "verteufeln" möchte ich die deutschen Büchernamen aber trotzdem nicht.
Vielleicht eines noch dazu von mir - und dann will ich es aber auch schon damit belassen, ich möchte diese Diskussion nicht weiter in die Länge ziehen bzw. auch anderen Gelegenheit geben sich zu äussern - man möge die Perspektive einmal umkehren:

Geologische Fachterminologie etwa: ich hab mich in den letzten Monaten versucht, etwas in Geologie einzulesen, und das ist in vieler Hinsicht für einen absoluten geologischen Laien wirklich sehr schwierig.
Hier wäre ich oft dankbar gewesen, wenn so vieles, was in Fachbegriffe eincodiert oder "zwischen den Zeilen" versteckt ist (weil das Fachleute ja ohnehin wissen), irgendwo erklärt wäre oder sich wenigstens ganz einfach ergoogeln lassen würde.
Besonders schwierig finde ich auch die chronostratigraphische Datierung (hab ich das richtig formuliert??); die werde ich mir sicher nie merken, ich muss immer wieder nachgoogeln, was wohin gehört, aber ich bilde mir ein inzwischen verstanden zu haben, welchen Sinn sie hat: es ist für Geologen wohl effizienter, sich bei der Datierung auf ein Stratum und nicht auf eine Jahresangabe zu beziehen, weil das Stratum eine sichere, invariable Datierung ist - die bleibt theoretisch immer "richtig". Wenn irgendwann später irgendjemand herausfindet, dass das Stratum in Jahreszahlangaben grob falsch datiert worden ist, dann stimmen sogar uralte Publikationen immer noch, wenn sie sich eben auf dieses Stratum bezogen haben. Oder einfacher gesagt: ein ins Pannon datiertes Fossil wird immer richtig datiert sein, egal ob das Pannon nun von 11,608 bis 7,246 Millionen Jahre vor heute angegegeben und mit dem Tortonium paarallelisiert wird (= Wiki DE Stand heute) oder ob 10 oder 50 Jahre in der Zukunft die Zeitspanne womöglich auf 12-9 Mio Jahre korrigiert und dazu auch noch die Parallelisierung mit dem Tortonium als falsch entlarvt wird.

Ich werde mich mit der geologischen Fachterminologie wohl nie anfreunden und auf dem Gebiet der Geologie bis an mein Lebensende sicherlich nichts erwähnenswertes leisten, ich möchte nur ein paar Grundlagen verstehen; aber selbst das ist oft gar nicht so einfach.


Wenn man den Blickwinkel umkehrt und als Botaniker in andere Fächer schaut, dann wird vielleicht klarer, warum so etwas simples wie die wissenschaftlichen botanischen Namen für manche durchaus eine nicht unerhebliche Hemmschwelle darstellen können.

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Stefan Lefnaer
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Re: Deutschen Pflanzennamen!

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 12. Mai 2020, 16:21

Damit das nicht falsch verstanden wird: aus meiner Sicht kann gerne jede/r hier deutsche Namen alleine oder zusätzlich zu den wissenschaftlichen verwenden bzw. beliebig unwissende Fragen stellen usw. Wir werden deshalb niemanden schief anschauen und haben das bisher auch nicht gemacht (ich hoffe zumindest, dass die Selbstwahrnehmung richtig ist). In Diskussionen ist die Verwendung wissenschaftlicher Namen jedoch aus meiner Sicht zwingend nötig, damit alle ein gemeinsames Verständnis haben können. Aber ich verwehre mich gegen eine zwingende zusätzliche Anführung von deutschen Namen, weil ich einfach nicht die Zeit und Lust habe diese immer herauszusuchen und ich sie für überflüssig halte.

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Hermann Falkner
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Re: Deutschen Pflanzennamen!

Beitragvon Hermann Falkner » Dienstag 12. Mai 2020, 17:32

Stefan Lefnaer hat geschrieben:Damit das nicht falsch verstanden wird: aus meiner Sicht kann gerne jede/r hier deutsche Namen alleine oder zusätzlich zu den wissenschaftlichen verwenden bzw. beliebig unwissende Fragen stellen usw. Wir werden deshalb niemanden schief anschauen und haben das bisher auch nicht gemacht (ich hoffe zumindest, dass die Selbstwahrnehmung richtig ist).

Klar :-) hätte ich so verstanden.
In Diskussionen ist die Verwendung wissenschaftlicher Namen jedoch aus meiner Sicht zwingend nötig, damit alle ein gemeinsames Verständnis haben können.

auch das ist sonnenklar!
Aber ich verwehre mich gegen eine zwingende zusätzliche Anführung von deutschen Namen, weil ich einfach nicht die Zeit und Lust habe diese immer herauszusuchen und ich sie für überflüssig halte.

dito - eine Diskussion über Carex muricata agg incl sämtlicher dt Namen wäre eine Zumutung für Schreiber wie Leser :-) - bei solchen Spezialthemen ist "nur wissenschaftlich" nicht nur angenehmer, sondern auch sinnvoller
Zuletzt geändert von Hermann Falkner am Dienstag 12. Mai 2020, 19:08, insgesamt 1-mal geändert.


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