Angeregt von
Michael's Frage zur Lobau hab ich wieder mal eine "Pegel-Tour" gemacht - anfangs war heute ja noch prächtiger Sonnenschein, aber kaum bin ich unterwegs, war's damit auch schon vorbei: bewölkter Himmel mit trübem Licht sind keine guten Voraussetzungen für schöne Bilder, die Fotos haben also eher nur dokumentarischen Wert.
Heuer war insbes. der Frühsommer ja durchaus recht feucht und hat das sehr trockene Frühjahr fast vegessen gemacht; später war's dann aber doch sehr lange sehr heiss und auch trocken - bis jetzt, bis tief in den September hinein.
Ausserdem ist heuer die neue Dotierungsleitung von der Neuen Donau in die Panozzalacke gebaut worden - ich weiss allerdings nicht, ob über diese Leitung schon dotiert worden ist - ich vermute eher nicht, weil die Stadt Wien ja peinlich darauf bedacht ist, ja nicht zu viel zu dotieren, damit bloss kein Wasser über den Staudigl-Damm bei der Grossenzersdorfer Uferhausfurt drüberrinnt, weil das ja das Grundwasser in der Unteren Lobau "gefährden" würde (ich würde eher meinen, es könnte das Grundwasser in der Unteren Lobau retten ... aber egal).
Ein bissi was ist heuer trotzdem über die Uferhausfurt drübergeronnen, der feuchte Frühsommer hat den Wiener Grundwasser-Hütern einen Strich durch die Rechnung gemacht - und da wird man ja wohl nicht auch noch über die Panozzalacke dotieren, wenn die Obere Lobau eh "absäufft" ... aber egal, nochmals ...
Nun zu den aktuellen Wasserständen - Freitag, 22.09.2023, astronomischer Herbstbeginn:
Ich war eigentlich schon vor gut einer Woche der Meinung, dass die Dotierung übers Mühlwasser (seit zwei, drei Jahren stark verbessert, davor war die sehr dürftig) schon wieder eingestellt worden ist - die Stadt begründet das damit, so die "natürlichen jahreszeitlichen Schwankungen" der Au zu simulieren. Wahr ist vielmehr, dass die Altarmkette am Rand der Lobau noch vor rund 50 Jahren regelmässig +/- stark durchflossen war, je nach Jahr durchaus fallweise auch im Winter - weiss ich nicht aus eigener Erfahrung, sondern vom Lobaumuseum.
Man beharrt aber trotzdem darauf; man erhält also den (eigentlich) völlig unnatürlichen Zustand einer Kette verbundener Teiche und Tümpel, bei denen vom Frühling bis in den Spätsommer hinein Durchfluss sein "darf", danach gefälligst aber nicht mehr. Ein Fliessgewässer im eigentlichen Sinn ist die Altarmkette von der Alten Donau über Mühlwasser und Schillerwasser/Naufahrt bis Grossenzersdorfer Arm und Kühwörter Wasser ja längst nicht mehr.
Aber zur Esslinger Furt: wie gesagt, vor gut einer Woche war schon fast kein Durchfluss mehr - es gibt aber immer noch geringen Durchfluss. Möglicherweise gibt's also doch immer noch geringe Dotierung übers Mühlwasser:
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Aber schon bei der Kasernbrücke ist gar kein Überlauf:
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Und natürlich auch nicht bei der "roten Linie", bei der Uferhausfurt:
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Bis hierher waren die Becken noch durchaus gut gefüllt - der Oberen Lobau geht es wie gesagt seit zwei, drei Jahren viel besser, was die Wasserversorgung betrifft. Trotzdem beginnen auch hier die Wasserstände bereits recht rasch zu sinken - auf die von der Stadt Wien angestrebten "Winter-Wasserstände".
Hier beginnt nun jedenfalls die Untere Lobau, die von der Dotierung leider nicht profitieren darf.
Das erste Wasser der "Teich-Kette" ist das Eberschüttwasser: im sehr trockenen Winter 2022/23 ist das fast ausgetrocknet, bis auf wenige Lacken; die Kreuzgrundtraverse ist aber offenbar eine ausreichend grossse Barriere, um doch noch immer ein bisserl Wasser zurückzuhalten, selbst in so trockenen Jahren. Heuer ist es (noch) relativ gut gefüllt - die Teichrose blüht zwar nicht mehr, dafür aber noch reichlich Nymphoides peltata, eine Art, von der wohl niemand sicher sagen kann, ob sie in der Lobau "ureinheimisch" ist oder doch eher angesalbt oder Gartenflüchtling; die Seekanne kommt hier im Eberschüttwasser und auch gleich stromauf, im Grossenzersdorfer Arm, vor:
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Von hier ist's dann zurück zur Uferhausfurt gegangen: das Eberschüttwasser ist Fahrradfahren verboten und die unterhalb liegenden Altarme bin ich über den Dammradweg angefahren, wobei ich auch da einen längeren Fussweg gehabt habe.
Am Damm entlang kommt man zuerst beim Lausgrundwasser vorbei, das schon seit Jahren in einem sehr bedauerlichen Zustand ist: der vom Damm aus einsichtige Abschnitt ist schon so stark verschilft und verlandet, dass man das Wasser gar nicht mehr sieht - es ist noch vorhanden und selbst bei den jetzt schon niedrigen Wasserständen auch noch auffindbar, wenn aber nicht bald was geschieht, dann sind die beiden Lausgrundwässern in wenigen Jahren bis auf wenige Lacken komplett verlandet (ein Schicksal, das das gleich nebenan liegende Königswasser teilt):
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Kurz nachher kommt das Schwarze Loch, das im Winter 2022/23 auch schon extrem niedrig war, aber (meines Wissens) zumindest nie ganz ausgetrocknet ist. Der Wasserstand ist hier aber auch jetzt schon sehr tief:
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Von dort aus ist's zu Fuss Richtung Kreuzgrund weitergegangen, laufend hab ich rund 8 km überbrückt.
Bei der Kreuzgrundtraverse ist auch schon länger kein Durchfluss mehr, ein wenig Wasser steht hier noch in Tümpeln, der Pegel ist aber virtuell bei Null:
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Oberhalb von der Kreuzgrundtraverse liegt das Eberschüttwasser; von der Traverse aus war die Wasserfläche nicht sichtbar, im Schilf hat man aber gesehen, dass der Wasserstand zwar niedrig, aber noch nicht katastrophal ist: das hab ich aber eh schon oben gesehen, siehe obiges Bild vom Nordteil vom Eberschüttwasser.
Anders das Mittelwasser, das zwischen Kreuzgrundtraverse und Mühlleitner Furt liegt: dieser Bereich wird von der ganzen Altarmkette der Unteren Lobau am wenigsten mit Frischwasser versorgt - das bissi Dotierung, das über die Uferhausfurt drüberrinnt, bleibt im Eberschüttwasser stecken, und von unten her, vom Schönauer Schlitz, reichen nur grössere Hochwässer auch bis zum Mittelwasser hinauf. Es ist also von diesen Tümpeln vermutlich der mit dem grössten Austrocknungsrisiko - trotzdem habe ich nicht schlecht gestaunt, als es 2022/23 wirklich völlig trocken gefallen ist - ein Altarmtümpel, der gut gefüllt 2 Meter und tiefer sein kann!
Aktuell ist der Wasserstand im Mittelwasser aber noch halbwegs OK:
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Das liegt aber weniger an der Dotierung (von der das Mittelwasser auch heuer wohl fast nichts abbekommen hat) und schon gar nicht am Hochwasser (das Mini-Sommerhochwasser von heuer hat nicht über die Mühlleitner Furt drübergereicht), sondern an einem eifrigen Biber, der vor einigen Jahren knapp unterhalb der Mühlleitner Furt einen Damm gebaut hat.
Das sieht man gut beim Überqueren der Mühlleitner Furt - kein Durchfluss, aber das Wasser steht! Und das bei extrem niedrigem Wasserstand im darunter liegenden Kühwörter Wasser (siehe nächster Beitrag). Der Damm selbst liegt recht unzugänglich im Schilf, heute hätte ich durch Dreck und Schlamm stapfen müssen, um ihn fotografisch einfangen zu können, ich bitte also um Entschuldigung dafür, dass ich den Damm schuldig bleiben muss. Hier der Wasserstand bei der Mühlleitner Furt:
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