Im memoriam Harald Niklfeld und Walter Gutermann

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Jürgen Baldinger
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Im memoriam Harald Niklfeld und Walter Gutermann

Beitragvon Jürgen Baldinger » Samstag 2. März 2024, 19:06

Gestern fand am Rennweg das von Luise Schratt-Ehrendorfer organisierte Gedenksymposium für Harald Niklfeld und Walter Gutermann statt. Wieviel die heimische Botanik diesen zwei Großen zu verdanken hat, wurde bei jedem einzelnen der zahl- und lehrreichen Vorträge deutlich unter Beweis gestellt. Auf das Leben!
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"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

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Stefan Lefnaer
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Re: Im memoriam Harald Niklfeld und Walter Gutermann

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 4. März 2024, 12:17

Einer der für mich lehrreichsten Vorträge – aber nicht der einzige – war jener von Prof. Elvira Hörandl über Ranunculus auricomus agg. Das Fazit ist folgendes: es gibt in dieser Artengruppe eine handvoll sexueller Sippen die echte Arten sind. Daneben gibt es einen aus diesen sexuellen Arten entstandenen polyploiden Komplex der sich hauptsächlich asexuell fortpflanzt. Ab und zu kommt es zu sexuellen Fortpflanzungsereignissen wodurch neue Kleinarten entstehen die sich morphologisch geringfügig von den sexuellen Arten und den anderen Kleinarten unterscheiden lassen. Da sich die Kleinarten meist asexuell fortpflanzen, also eigentlich lauter Clone sind, sind die Individuen der jeweiligen Kleinart morphologisch weitgehend identisch und können daher, wenn man will, als Kleinarten beschrieben werden. Man kann sich diesen polyploiden Komplex aus meiner Sicht als Hybridschwarm mit weitgehend asexueller Fortpflanzung vorstellen, weshalb die Hybridisierung im Zeitlupentempo erfolgt und der Schwarm in asexuell entstandene Abstammungslinien (= "Kleinarten") geclustert ist. Die Kleinarten besitzen jeweils nur ein sehr kleines Areal und dürften zudem nach einiger Zeit zerfallen und wieder verschwinden. Aus diesen Gründen stuft Hörandl die Kleinarten als Nothotaxa ein, die keinen wirklichen Wert besitzen und deren Unterscheidung (v.a. bei der Kartierung) keinen Sinn ergibt. Laut Hörandl dürfte es sich bei der Gattung Rubus ähnlich verhalten. Bei Chenopodium album agg. auch, wie Forschungen schon vermuten lassen. Vermutlich auch bei anderen derartigen Komplexen.


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