Galeopsis-Workshop

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Peter Pilsl
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Peter Pilsl » Freitag 6. September 2019, 09:33

Liebe Galeopsiologen,
ich hab in meinem Herbar einen Galeopsis, den ich als angustifolia angeschreiben habe. Aber die Blätter von dem Ding sind entgegen dem Schlüssel bis zu 1 cm breit (sollen maximal 6 mm Breite haben)? Die Blattzähnung ist meiner Meinung nach aber für angustifolia typisch.
Was ist eure Meinung dazu?
http://131.130.131.10/herbaria/jacq-vie ... lsl_008512
Peter Pilsl
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Oliver Stöhr
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Oliver Stöhr » Freitag 6. September 2019, 16:37

Lieber Peter,

leider kann ich dein Bild nicht einsehen, da erscheint bei mir nur ein schwarzer Bildschirm!?

Dennoch kann die folgende Literatur von Th. Gregor nahelegen: https://www.zobodat.at/pdf/Tuexenia_NS_25_0285-0305.pdf

Dort ist zu lesen: "Das immer wieder genannte Trennungsmerkmal der Blattform ist ein typisches Tendenzmerkmal. Breitblättrige G. angustifolia übertrifft durchschnittliche G. ladanum in der Blattbreite. Unterschiede in der Blattserratur konnten nicht bestätigt werden. Ebenso ist die gelegentlich zur Bestim­mung herangezogene Länge der Blütenröhre kein geeignetes Unterscheidungsmerkmal."

Und weiter: Eine sichere Trennung der beiden Sippen scheint nur nach der Behaarung der Kelchzäh­ne möglich zu sein. Hierbei sind die einfachen Haare diagnostisch wichtig. Abstehende, mehrzellige Drüsenhaare sind bei beiden Sippen vorhanden. G. angustifolia hat anliegende, seltener auch abstehend und durchsichtig. Daher ist der Kelch bei G. angustifolia weißlich und bei G. ladanum grün.

Aber Achtung: es gibt offenbar auch Hybriden, wie in diesem Paper beschrieben...

Viele Grüße
Oliver

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Jonas
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Jonas » Freitag 6. September 2019, 17:15

Lieber Oliver (und auch alle anderen :-))

Würdest du meine Pflanzen vom vorherigen Beitrag denn auch als G. ladanum bestimmen? Die Kelchbehaarung schien mir relativ eineutig zu sein.

Lieber Gruss
Jonas
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Oliver Stöhr
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Oliver Stöhr » Freitag 6. September 2019, 17:54

Hallo Jonas, liebe alle!

Denke auch, dass du mit G. ladanum richtig liegst, sofern die abstehenden Haare nicht Drüsenhaare sind, was ich nicht hundertprozentig erkennen kann. Interessant ist, dass das Indumentum bei deiner Pflanze etwas anders ausschaut als bei meiner aus Lavant.

Ich möchte aber nun den Fokus nochmals auf die scheinbar triviale Galeopsis speciosa lenken, denn vor zwei Tagen habe ich im Salzburger Flachgau in einem größeren Waldgebiet, in dem es neben dieser Art "nur" G. pubescens ssp. pubescens und G. tetrahit gibt, komische Pflanzen dieser Art gesehen. Neben den typischen Formen mit lila Unterlippenfleck fanden sich an zwei Stellen inmitten dieser auch gelbblütige Formen ohne lila Fleck, die auf den ersten Blick G. pubescens ssp. murriana ähneln. Ich denke aber, es handelt sich um Farbvarianten, wie sie in der Literatur auch genannt und als "Übergangsformen" beschrieben sind. Auch Norbert Griebl hat in diesem Beitrag solche Formen als fo. pallida fotografisch dokumentiert ...

Und in einem Bestand fand sich auch eine Pflanze mit hellvioletten Kronen, die ev. eine Hybride mit G. pubescens ssp. pubescens (G. x polychroma) sein könnte. Fotos dazu anbei. Wie würdet ihr diese Pflanze einschätzen?

Viele Grüße
Oliver
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Stefan Lefnaer » Samstag 7. September 2019, 18:14

Liebe Leute,

noch zu G. angustifolia: das Merkmal der LB-Breite stimmt sicher nicht immer, v.a. bei den unteren LB von großen Individuen. Da sind die LB dann zu breit. Das habe ich MAF bereits gemeldet. Hier noch Fotos von den als Unterscheidungsmerkmal dienenden Kelchhaaren:

Galeopsis angustifolia, Kelchblatt (Schnitt) mit anliegenden warzigen, matten Haaren:

Bild

Galeopsis ladanum, Kelchblatt (Schnitt) mit abstehenden glatten Haaren:

Bild

Schöne Grüße
Stefan

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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon kurt nadler » Dienstag 10. September 2019, 17:44

grüß euch

ich hab mir nun kurz die bestimmungskonzepte blumen in schwaben und eföls angeschaut sowie das hiesige thema samt verweis auf ein weitres hier im forum.
nun, mit diesen konzepten kann ich folgende sippe nicht bestimmen. am fundort war mir auch nicht klar, auf drüsenköpfe achten zu sollen. daher hab ich nur stängel: mäßige knotenverdickung, borstenhaare; blütenfarbe: gelblich weiß mit weißlich gerahmtem zweiteiligem violettem Unterlippenfeld; blütengröße: mittel, wesentlich größer als bifida, wesentlichst kleiner als speciosa, lange kronröhre; ich hab keine stechprobe an den kelchen gemacht.
hat jemand eine ahnung, wie sich die pflanze im zentralmitteleuropäischen system einordnen ließe?

galeopsis sp., wegrand, 4.9.2019, standort in den nordostkarpaten an der polnisch-ukrainischen grenze, waldgrenze (aus buche und bergahorn bestehend), ca. 1250 m, untergrund tonstein, leicht basiphile säurevegetation.
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon kurt nadler » Dienstag 10. September 2019, 17:51

hab noch ein (schlechtes) bild gefunden, selbe sippe (die einzige im gebiet, daher wohl keine hybride), etwa 750 m hoch, 3 km weiter südwestlich im naturwaldreservat Stužica.
blattränder mit borsten, leider bedrüsung nicht kenntlich.
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 10. September 2019, 20:20

Hallo Kurt,
spannend, aber diffizil: Auf den Fotos glaube ich keine dunklen Drüsenköpfe zu erkennen. Die Stängel-Verdickungen und die Borsten sind für mich eher schon tetrahit-artig, aber für diese Art passen die doch recht langen Kronröhren nicht unbedingt. Für mich schauen die Pflanzen ein wenig wie jene aus, die ich am Beginn des Threats als Galeopsis tetrahit x speciosa eingeschätzt hätte. Aber das ist wie gesagt nur eine vage Vermutung ...
Viele Grüße
Oliver

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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon kurt nadler » Dienstag 10. September 2019, 20:52

lieber oliver

deinen vom 6.9. schaun sie nicht unähnlich - die blüten.

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Hermann Falkner
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Hermann Falkner » Mittwoch 11. Dezember 2019, 21:02

Nur der Vollständigkeit halber, weil ich die Art am 08.12.19 in Baden oberhalb vom Kurpark auf einer Schautafel gefunden habe: Galeopsis angustifolia kommt lt. dieser Tafel dort auch vor - und das passt ja auch gut zu dem felsigeren oberen Teil dieses Hügels. Vermutlich findet man die Art an vielen solchen Schwarzföhren-Felsstandorten am Alpenostrand.


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