Segetalflora 2020

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kurt nadler
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon kurt nadler » Freitag 29. Mai 2020, 23:04

gestern 28.5. am südrand von prellenkirchen ein paar matricaria chamomilla am wintergerstenfeldrand, vom untersuchungsgebiet der dorfflora leider 2 m straßenbreite entfernt.

und heute 29.5. nördlich oberhalb von jois eine menge tordylium maximum subsegetal (mehrjährige ackerbrache mit (noch) viel offenboden). damit ist auch eine (nicht gepostete) rätsel-jungpflanze vom südlichen ortsrand von breitenbrunn geklärt: dort steht sie auch an einem weingartenrand ziemlich abundant.
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Stefan Lefnaer » Samstag 30. Mai 2020, 06:24

Danke wegen der Rückmeldung zu Bupleurum rotundifolium! Ist Matricaria chamomilla dort angesät oder kommt sie natürlich vor. Im Weinviertel hab ich sie nämlich bisher nur selten und offensichtlich ausgebracht gefunden.

kurt nadler
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon kurt nadler » Sonntag 31. Mai 2020, 00:14

Wieder das notorische "I woars ned"! Und sonst macht das schon gar keiner.
Ich geh daher von Naturvorkommen aus. Da die Population anscheinend (?) klein ist, kann das ein junger Samenübertrag sein. Wie ich schon einmal mit MAF gesprochen habe: Ich kenne über Ö doch rel. verbreitete Vorkommen, in manchen Gegenden als dominante Ackersegetale, mglw. insgesamt eher auf schwereren als leichteren Böden. Damit wundert mich die geringe Weinviertelpräsenz.
Wenn so was mit Mähdreschern wandert, dann ist der potenzielle Ackerpflanzen-Samen-Verbreitungsraum Hochlagen des westlichen Waldviertels bis ins Nordburgenland.

kurt nadler
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon kurt nadler » Sonntag 31. Mai 2020, 00:25

ad bupleurum rot.:
kleines stück zurückrudern meinerseits: fund 1 und 2 sind wahrscheinlich diese art, jedoch stets jungspflanzen. longifolium kann aber nicht mit letzter sicherheit ausgeschlossen werden.
bei fund 1 über kalk handelte es sich um eine einzelne größere herde sämlinge, was b. rot. äußerst wahrscheinlich macht. eine altpflanze der angeblich ausdauernden art longif. ist hier trotz jahrelang wiederholter begehungen nicht bekannt.
fund 2 über silikat waren wenige feldrand-frühlings-jungpflanzen. auch hier kein hinweis auf longif.

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Stefan Lefnaer
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Stefan Lefnaer » Sonntag 31. Mai 2020, 06:34

Bupleurum longifolium tritt zumindest laut Fischer et al. 2008 in der mont–suba Höhenstufe in EL’Wälder, Waldwiesen und Hochstaudenfluren auf. Das würde ja nicht so gut passen.

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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon kurt nadler » Sonntag 31. Mai 2020, 08:33

danke für den ergänzenden hinweis. so weit hatte bei mir das recherchieren nicht mehr gereicht. ich rudere damit wieder ein stück nach vor.

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Hermann Falkner
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Hermann Falkner » Sonntag 31. Mai 2020, 09:58

kurt nadler hat geschrieben:Wieder das notorische "I woars ned"! Und sonst macht das schon gar keiner.
Ich geh daher von Naturvorkommen aus. Da die Population anscheinend (?) klein ist, kann das ein junger Samenübertrag sein. Wie ich schon einmal mit MAF gesprochen habe: Ich kenne über Ö doch rel. verbreitete Vorkommen, in manchen Gegenden als dominante Ackersegetale, mglw. insgesamt eher auf schwereren als leichteren Böden. Damit wundert mich die geringe Weinviertelpräsenz.
Wenn so was mit Mähdreschern wandert, dann ist der potenzielle Ackerpflanzen-Samen-Verbreitungsraum Hochlagen des westlichen Waldviertels bis ins Nordburgenland.

Also früher war Matricaria chamomilla in Dörfern und auch auf Äckern recht verbreitet; am heimatlichen Hof im oberen Mühlviertel etwa sowohl auf Äckern als auch rund um den Misthaufen; ist also wohl auch überdüngungs-verträglich - aber nicht mal die Misthaufen hat man den Pflanzen gelassen: der Mist geht meistens in die Güllegrube, zum Verrühren und Ausbringen auf Silowiesen.
Ich hab Matricaria chamomilla jedenfalls schon länger nicht mehr "wild" gesehen. Wird sicherlich im Mühlviertel schon noch vorhanden sein, aber viel spärlicher.

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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon kurt nadler » Sonntag 31. Mai 2020, 14:10

interessante information aus dem oberen mühlviertel.
leider ists bei mir zu lang her, dass ich die mir untergekommenen kommunen echtkamillen-vorkommen noch verorten könnte. am heißesten sind noch die tipps auf oö. alpenvorland und waldviertel, aber das grenzt schon an offene spekulation. rund um meinen früheren wohnort auerbach bei hirschbach bei freistadt kenne ich glaube ich nur die in der böhmischen masse allgegenwärtige anthemis arvensis. und 1:1 gemischt hab ich die beiden arten eher noch nie gesehen.

damit obiges aus meinem vor-beitrag nicht missverstanden wird: die druschunternehmer, die u.a. im nordburgenland werken, kommen tw. oder vielfach aus dem waldviertel, auch aus dem raum weinsberger wald bis hin nach oö. deren kolonnen werden in kürze an den wochenenden des nächtens prellenkirchen durchqueren oder hier ankommen. der ort hat für sie auch den rübenlagerplatz als großen parkplatz zweckgewidmet.

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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Hermann Falkner » Sonntag 31. Mai 2020, 14:57

M. chamomilla war sicherlich auch in der Gegend, wo ich aufgewachsen bin, nie so hfg wie die heimische Anthemis arvensis, und damit wir uns nicht falsch verstehn, meine Kenntnisse über die Verbreitung sind sehr punktuell und quantitativ somit völlig unzuverlässig. Um den elterlichen Misthaufen herum (den es schon sehr lange nicht mehr gibt - wie die meisten Kleinhäusler haben sie schon lang vor dem EU-Beitritt die Landwirtschaft aufgegeben), hat es vor allem 2 Arten gegeben, Urtica urens und eben die Echte Kamille. (Und Kren, Armoracia rusticana, dass ich den nicht vergesse! - ursprünglich gepflanzt, hat sich dort aber sehr wohl gefühlt und vermehrt.)

Die müssten doch beide in den typischen alten Angerdörfern Ostösterreichs auch hfg gewesen sein?
In den Dörfern ist dafür heutzutage kaum noch irgendwo Platz, und auf den Feldern nachen ihnen Herbizide dasLeben schwer.

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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Oliver Stöhr » Sonntag 31. Mai 2020, 17:04

In Osttirol , "segetales Ödland" - zumindest was die Beikrautflora betrifft, ist Matricaria chamomilla häufiger zu finden als die seltene Anthemis arvensis (siehe aktuellen Beitrag im Bestimmungsforum), va. ruderal und nur untergeordnet auch segetal.
Lg
Oliver


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