Segetalflora 2020

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Jürgen Baldinger
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Jürgen Baldinger » Freitag 19. Juni 2020, 21:51

Sehr ehrenvoll, der Witterung zu trotzen; nur die Harten kommen in den Garten. Mit Phelipanche purpurea, dieser Schönheit, wurdest Du wahrlich belohnt.

Wie unterscheidet man Chenopodium opulifolium vegetativ von C. album subsp. borbasii?
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Stefan Lefnaer
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 19. Juni 2020, 22:41

Bei Chenopodium opulifolium sind auch die obersten LB ungefähr gleich breit wie lang und gelappt (meist mit zwei größeren Zipfeln).

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Jürgen Baldinger
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Jürgen Baldinger » Samstag 20. Juni 2020, 13:01

Sehr viel Unterschied kann ich nicht erkennen, siehe hier, aber vielleicht kommt das ja noch.
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Stefan Lefnaer
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Stefan Lefnaer » Samstag 20. Juni 2020, 17:03

So hat es mir zumindest Johannes Walter auf Krk erklärt (im Herbst, da sehen die Pflanzen natürlich wieder anders aus). Bei den Pflanzen oben war ich mir auch ganz sicher, v.a. weil die LB etwas zu wenig dicklich waren, allerdings sehr mehlig, gleich breit wie lang und eher klein, was für Ch. opulifolium spricht. Ich werde dann den Beleg nochmals studieren.

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Stefan Lefnaer
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Stefan Lefnaer » Samstag 20. Juni 2020, 17:25

Das oben angesprochene Filago bei Großebersdorf (Bezirk Mistelbach), siehe den Beitrag vom 15. Mai 2020, hat sich nun erfreulicherweise als Massenbestand von Filago vulgaris (= F. germanica)  CR  entpuppt! Ich habe diese Art erst einmal in Österreich gesehen, nämlich bei den Alten Schanzen bei Stammersdorf. Dort allerdings nur sehr wenige Individuen. Hier dürften es hunderte sein. Janchen (1977) schrieb darüber: "NÖ.: Wienerwald: Satzberg, Mauerbach, Hintersdorf; Steinfeld: Weikersdorf am Steinfeld, Neunkirchen; Bucklige Welt: Thernberg, Wiesmath, Edlitz, Aspang; Semmeringgebiet: Prein; Alpenvorland: St. Pölten, Scheibbs; Wachau: Schönbühel, Melk, Scheibenhof bei Krems; nördl. Waldviertel: Klein-Zwettl (nordwestl. v. Thaya); südl. Weinviertel: Rohrwald (auf dem Dobler hfg.), Kreuzenstein; Marchegg.". Also war dieser Fundort damals auch nicht bekannt. Jurasky (1980) gibt die Art für das Weinviertel interessanterweise gar nicht an. Hier noch wetterbedingt schlechte Fotos (anscheinend muss der Leidensdruck groß und nass sein, wenn man solche Raritäten finden will; aber ich mach es ja für die Wissenschaft :-):

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Zudem hat sich das oben erwähnte Einzelstück von Lathyrus aphaca als Vorhut erwiesen. Nun findet sich die Art in der Brache und auf den Äckern herum mehrfach. Auch Legousia speculum-veneris im Pann  VU  und Agrostemma githago  CR , hier auch wohl nicht angesalbt, waren mehrfach vorhanden. Dieses Beispiel zeigt wieder einmal, wie wichtig es wäre den Landnutzungsdruck zu verringern und Äcker zeitweise als Brachen außer Dienst zu stellen (allerdings ist ein gelegentlicher Umbruch nötig um eine Verbrachung und Verbuschung zu verhindern) und in den bewirtschafteten Flächen weniger Kunstdünger und Herbizide einzusetzen. Die Biodiverstät würde sofort zunehmen und noch nicht ganz ausgestorbene Arten könnten wieder größere Populationen aufbauen.

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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Jürgen Baldinger » Samstag 20. Juni 2020, 20:51

Großartiger Fund.

Ich bin punkto Zukunft der Landwirtschaft voll bei Dir. Interessant, dass im Ellenberg, 6. Auflage, die relativ hohe Ausbreitungslimitierung und die kurzlebige Samenbank vieler Segetalarten betont wird. Einmal ausgeräumte Gebiete würden sehr lange für die Wiederansiedlung von Arten brauchen. Einziger nennenswerten Vektor seien landwirtschaftliche Fahrzeuge. Vielleicht ist es ja das, vielleicht kann anthropogen eh viel und schnell wieder "eingeschleppt" werden?
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Stefan Lefnaer » Samstag 20. Juni 2020, 20:58

Vermutlich hängt es auch von der jeweiligen Art ab und die Wiederbesiedelung funktioniert nicht überall gleich gut. Eine andere Möglichkeit wären kleine Populationen, die unbemerkt wo überlebt haben und sich dann wieder ausbreiten.

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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 23. Juni 2020, 07:15

Nachdem ich die letzten zwei Male bei Großebersdorf (Bezirk Mistelbach) im strömenden Regen herumgetaumelt bin, habe ich den gestrigen schönen Abend genützt um mir die Äcker und Brachen nochmals bei Sonne anzusehen. Hier ein paar Fotos. Agrostemma githago  CR :

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Filago vulgaris (= F. germanica)  CR  Massenbestand:

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Lathyrus aphaca, wie schon geschrieben zahlreich, eine mediterrane Art die sich bei uns ausbreiten dürfte:

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Neu für den Quadranten fand ich Lathyrus hirsutus  EN . Auch diese Art dürfte sich ausbreiten, ich finde sie jedenfalls ständig.

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Peter Pilsl
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Peter Pilsl » Dienstag 23. Juni 2020, 11:30

ich beneide euch um die schöne Segetalflora, die aber wohl auch nur in Ausnahmefällen zu finden sein wird. Bei uns in Salzburg gibt es leider im Grünland zunehmend nur einförmig grünen Einheitsbrei und auf den wenigen Äckern müssen wir schon froh sein mal eine Kornblume, Klatschmohn oder Legousia zu finden!
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Re: Segetalflora 2020

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 23. Juni 2020, 19:34

Absolut korrekt Peter - immerhin konnte ich vor kurzem in Anthering ein Bio-Getreidefeld mit Odontites vernus, Aphanes arvensis, Geranium divaricatum und Valerianella cf. dentata sehen. Von solchen Arten kann man auch in Osttirol nur träumen! Hier sucht man schon segetalen Papaver rhoeas vergebens und man begnügt sich mit Arten wie Viola arvensis, Arenaria serpyllifolia, Arabidopsis thaliana oder Capsella bursa-pastoris ...
Viele Grüße
Oliver

P.S: Die oben genannten Beikräuter scheinen im Sbg-Atlas für den Flachgau noch recht verbreitet auf; hier dürfte aber schon ein massiver Rückgang seit der Atlas-Kartierung stattgefunden haben ...
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