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Segetalflora 2020

Verfasst: Montag 13. April 2020, 20:08
von Stefan Lefnaer
Heute war ich (gut und reichlich verproviantiert, falls Norbert danach frägt) wieder im Weinviertel unterwegs. Die Kartierung, auch für die Rote Liste, muss ja weitergehen. Südlich von Paasdorf nächst Mistelbach herrscht die übliche Agrarwüste vor:

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Es gibt nur wenige Fleckerl, denen es noch besser geht. Dies sind meistens steile Flächen oder Kuppen, oft auch mit für die Landwirtschaft schlechten Böden. Auf einer solchen Fläche, ein ehemaliger Weingarten, wie ich an den Weinstockstümpfen und später im Franziszeischen Kataster sah, stand ich nun. Laut Bodenkarte handelt es sich um einen "Paratschernosem aus feinen über groben, kalkfreien Sedimenten (kalkfrei)".

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Gut, viel kann man da nicht sehen, außer eine Frühlingsanuellenflur. Aber ich roch etwas, ich roch Androsace elongata  EN . Ich dachte mir, die würde hier perfekt herpassen. Auch wenn das natürlich unwahrscheinlich ist. Etwas am Boden herumgekrochen fand ich tatsächlich die ersten zwei winzigen Pflänzchen!

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Neben Alyssum alyssoides befand sich A. elongata zudem in der Gesellschaft von u.a. Veronica triphyllos, V. triloba, Holosteum umbellatum, Erodium cicutarium s. str., Lamium amplexicaule (mikroskopische Individuen!) und Cerastium semidecandrum  VU . Je mehr ich herumkroch, desto mehr Mannschilde fand ich. In Summe werden es wohl über hundert sein. Auch größere waren vorhanden:

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Manche waren fast kleine Riesen:

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Jedenfalls ist das mein zweiter Fund der Art im Weinviertel. Für den anderen siehe hier. Auch wenn man die Art leicht übersehen kann und sie überhaupt nur kurze Zeit lebt, dürfte sie doch keineswegs häufig sein.

Re: Segetalflora 2020

Verfasst: Montag 13. April 2020, 20:16
von Norbert Sauberer
Da hast ja eh genug Vegetabiles vor Ort zur Verköstigung gehabt und damit die vielen Kilo Proviant im Rucksack erspart! Wenn auch das vor Ort vegetierende Grünzeug ein wenig ausgedörrt wirkt (siehe Fotos) ....

Gratulation zum Fund!!

Heute habe ich dafür endlich Hornungia petraea in Traiskirchen gefunden.

Re: Segetalflora 2020

Verfasst: Montag 13. April 2020, 20:18
von Stefan Lefnaer
Ebenfalls Gratulation!

Ich habe tatsächlich Allium sativum (nicht ausgedörrt) gefunden und heute Abend gleich verkocht.

Re: Segetalflora 2020

Verfasst: Montag 13. April 2020, 20:25
von Oliver Stöhr
Gratulation euch beiden und fein, dass ihr auch der Rote Liste wegen so euer Immunsystem stärkt :-)

Re: Segetalflora 2020

Verfasst: Montag 13. April 2020, 20:36
von Scotiella
Mir gefällt das mit der Erkundung per Nase sehr gut! :-)

Und auch die Nachkontrolle in der Urmappe wie diese Fläche einst bewirtschaftet wurde ich auch immer ein wertvoller Hinweis.

LG Daniel

Re: Segetalflora 2020

Verfasst: Montag 13. April 2020, 22:10
von Stefan Lefnaer
Mir ist jetzt gerade aufgefallen, dass man auf einem Foto die Früchte von Medicago minima  VU  sieht (vermutlich gehören auch die Fabaceen-Blätter zu der Art). Den Zwerg-Schneckenklee hatte ich bisher im Quadranten auch noch nicht.

Re: Segetalflora 2020

Verfasst: Donnerstag 16. April 2020, 21:32
von Stefan Lefnaer
Für meine Lieblingshabitate eröffne ich ein neues Thema für 2020. Heute nichts so besonderes, obwohl im Weinviertel doch selten. Auf einem schottrigen Acker in der Hollabrunn-Mistelbach-Formation ("Paratschernosem aus feinen über groben, kalkfreien Sedimenten (kalkfrei)" laut Bodenkarte) nächst Schrick Scleranthus annuus (s. str.)...

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...und Filago arvensis (links im ersten Bild die häufige Descurainia sophia, am zweiten hat sich Veronica triphyllos dazugedrängt):

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Re: Segetalflora 2020

Verfasst: Donnerstag 16. April 2020, 21:54
von kurt nadler
unbesonders, aber aus der stellaria media-gruppe gibt´s am rand der intensiväcker SW prellenkirchen nur stellaria pallida.

Re: Segetalflora 2020

Verfasst: Samstag 18. April 2020, 20:55
von Stefan Lefnaer
Oft finde ich die Schmankerl am Schluss meiner Exkursionen. Heute war es genau umgekehrt! In einer wunderbaren aufgelassenen Schottergrube nächst Gnadendorf (Bezirk Mistelbach) stieß ich auf einer Abbauböschung gleich in der Früh auf mehr als ein Dutzend Pflänzchen von Androsace maxima  CR . Eine Schottergrube ist zwar kein Segetalhabitat, aber in einem solchen habe die A. maxima noch nie gefunden. Vermutlich wurde die Art durch Herbizide und Düngung in den Äckern, Weingärten usw. fast ausgerottet und kann nur mehr in solchen Ausweichquartieren bestehen. Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?

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Auf einer ebenen, schottrigen Brache dann Erysimum repandum  VU . Diese Art sehe ich etwas häufiger, aber auch nicht wirklich oft.

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Re: Segetalflora 2020

Verfasst: Sonntag 19. April 2020, 08:22
von kurt nadler
In Breitenbrunn steht Androsace maxima nur mehr ausnahmsweise an (oberen) Ackerrändern, nämlich einerseits, weil es sich an entsprechenden Standorten vielfach um Weingartenbrachen handelt bzw. andererseits der Ackerbau von solchen (bei uns Kalkgrus-) Standorten längst zurückgewichen ist.