Re: Die Wälder der Hollabrunn-Mistelbach-Formation
Verfasst: Sonntag 7. März 2021, 20:21
Da dies nun angesprochen wurde noch ein paar Worte zur Mittelwaldbewirtschaftung: diese stellt, wie der Name andeutet, ein Mittelding zwischen Hochwald und Niederwald dar. Ein Mittelwald besteht aus einem Oberstand aus Kernwüchsen, darunter versteht man Bäume die aus einer Frucht gekeimt und "schön gerade" gewachsen sind, dessen Kronen rund 30-50% der Fläche abdecken. Diese Überhälter, in den Wäldern der HMF meist Trauben-Eichen, werden in einem Zyklus von ungefähr 100-200 Jahren geschlagen und als Wertholz (Bauholz) verwertet. Darunter gibt es einen Unterstand aus "krummen" Stockausschlägen der im Zyklus von ungefähr 10-20 Jahren geschlagen und als Brennholz verwertet wird. Die im Boden verbleibenden kräftigen Wurzelstöcke schlagen im nächsten Jahr sofort wieder aus und können in relativ kurzer Zeit wieder größere Stämme hervorbringen. Möglich ist dies allerdings nur mit ausschlagfähigen Arten, darunter Eichen, Linden, Hainbuche und Hasel. Mittelwälder sind in Schläge eingeteilt die in einem Zykus geerntet werden, jedes Jahr ein Schlag. Dort wird dann zuerst der Unterstand auf Stock gesetzt und das Holz entfernt. Danach werden selektiv einige alte Überhälter geschlagen. Mittelwälder sind in ihrer Bestandsstruktur und Alterszusammensetzung sehr heterogen - jeder Schlag befindet sich in einem anderen Sukzessionstadium - und bieten vielen Arten, v. a. lichtbedürftigen, einen Lebensraum. Rein optisch ähneln sie einem Park oder einer Waldsteppe. Aufgrund ihres Mosaiks an Sukzessionsstadien haben sie eine große Bedeutung für die Erhaltung der Biodiversität und leisten einen wichtigen Beitrag als stabiles Ökosystem. Das gilt insbesondere für Eichen, auf denen von allen europäischen Baumarten die meisten Insektenarten, darunter 500 holzbesiedelnde Käfer und fast 180 Großschmetterlingsarten, viele davon monophag nur an Eichen fressend, leben. Im folgenden noch einige Fotos aus dem Glasweiner Wald, die dies verdeutlichen (über mir kreisten übrigens währenddessen 13 Kolkraben und einige Bussarde):