Chenopodiaceen 2020

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Stefan Lefnaer
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Chenopodiaceen 2020

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 28. April 2020, 21:54

Für meine Lieblinge mache ich für heuer wieder einen eigenen Thread auf. Das erste Chenopodium hat sich ja schon still und leise in die HMF eingeschlichen. Hier geht es nun mit Chenopodium vulvaria weiter, das in Jedlesee nun wieder zahlreich (mir scheint von Jahr zu Jahr zahlreicher) sprießt. Hier einmal ein Foto eines blühenden Individuums vom Vorjahr:

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Die Pflanze bzw. deren Epidermis ist mit zahlreichen Blasenhaaren besetzt. Diese dienen dem Zweck für die Pflanze schädliche Stoffe (z.B. Salze) einzulagern um dann abgeworfen zu werden. Gegebenenfalls können die Blasen auch aufplatzen, sobald sie vollgefüllt sind. Frontal sieht das auf der Laubblattunterseite so aus:

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Fertigt man einen Schnitt durch das Laubblatt an, kann man sich die Blasenhaare von der Seite ansehen. Es handelt sich tatsächlich um kleine Ballone (manche sehen wie Schwammerl aus), die auf einem kurzen Stiel sitzen:

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Viele Chenopodiaceen besitzen solche Blasenhaare, manche allerdings nicht oder kaum, wie z.B. Ch. hybridum, Ch. urbicum, Ch. rubrum und Ch. chenopodioides. Gerade bei letzterem, einem Halophyten, wären aber gerade Blasenhaare zu erwarten. Vermutlich weiß niemand warum dem so ist. Das macht die Chenopodiaceen so faszinierend.

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Stefan Lefnaer
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Re: Chenopodiaceen 2020

Beitragvon Stefan Lefnaer » Sonntag 17. Mai 2020, 22:09

Heute bei Poysdorf zahlreich neben einem Fahrweg am Waldrand Chenopodium opulifolium, bereits mit den typischen Laubblättern (etwas dicklich, stark blasenhaarig, ungefähr gleich lang wie breit, klein und die oberen mit zwei basalen Seitenzipfeln) ausgebildet:

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Re: Chenopodiaceen 2020

Beitragvon kurt nadler » Sonntag 17. Mai 2020, 22:22

danke, meine ist dann definitiv keine c. op. - wie du eh schon festgesetellt hast.
ja derzeit sprießen die verschiedensten chenopodien an allen ecken und enden, in dorf und flur. ich komm beiweitem nicht mehr nach mitm posten.

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Re: Chenopodiaceen 2020

Beitragvon Joachim Brocks » Donnerstag 21. Mai 2020, 13:44

Liebe NaturforscherInnen,
Auf den Alten Schanzen war auf einem kleinen Fleck - begleitet von Anchusa arvensis, Chorispora tenella und Anthemis austriaca - eine großblättrige, dunkelgrüne Chenopodiumart zu sehen, die ich für C. urbicum halten würde: wenige Blasenhaare, gestutzter Spreitengrund, breit dreieckig - ca. 8 x 8 cm. Leider blüht sie noch nicht, dadurch geht ein wichtiges Merkmal verloren ... Was meint ihr?
Chenopodiaceae_Chenopodium urbicum cf 1-2.jpg
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Chenopodiaceae_Chenopodium urbicum cf 2-2.jpg
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Danke und liebe Grüße
Jock

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Re: Chenopodiaceen 2020

Beitragvon kurt nadler » Donnerstag 21. Mai 2020, 15:24

hallo jock
schaut a. sagittata sehr ähnlich: viewtopic.php?f=38&t=1847&p=8376&hilit=Artenportrait#p8374

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Re: Chenopodiaceen 2020

Beitragvon Joachim Brocks » Donnerstag 21. Mai 2020, 16:53

Servus Kurt,
stimmt, das passt auch mit der Blattunterseite besser zusammen - tja, manchmal wünscht man sich was besonderes und dann ist's doch wieder irgendwie "spießig"
Danke und liebe Grüße
Jock

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Re: Chenopodiaceen 2020

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 21. Mai 2020, 20:41

Das ist sicher A. sagittata. Ch. urbicum hat kaum Blasenhaare.

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Re: Chenopodiaceen 2020

Beitragvon Jürgen Baldinger » Donnerstag 11. Juni 2020, 21:49

Chenopodium glaucum, heute, bei Elisabethwiese, Kahlenberg, Wien-Döbling
chenopodium glaucum elisabethwiese kahlenberg_20200611_183459.jpg
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chenopodium glaucum elisabethwiese kahlenberg_20200611_183459.jpg (1.94 MiB) 4517 mal betrachtet
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

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Re: Chenopodiaceen 2020

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 15. Juli 2020, 21:48

An einem Ackerrain zwischen Sojafeld und Feldweg fand ich heute diese Einzelpflanze. Ich hätte ja zuerst an Atriplex sagittata gedacht, aber die dicklichen Laubblätter (v.a. die unteren) passen einfach nicht. Ich habe dann nach meinem Ausflug vor meiner Haustüre Atriplex sagittata eingesammelt und die sieht ganz anders aus. Die LB erscheinen mir oberseits dünkler, unterseits heller, die Spreite länglicher und mit oben weniger hellen Nerven und weniger scharf gezähnelt. Auch der Stängel ist nicht so gefurcht. Ich glaube nun zu 95% an Oxybasis urbica (= Chenopodium urbicum). Was meint ihr? Weiß jemand in dem Zustand ein gutes Differentialmerkmal zwischen den Arten bzw. Gattungen? Ich habe nur ein LB eingesammelt und herbarisiert und werde nochmals hinsehen. Es kann aber sein, dass der Feldrain gemäht wird und dann nichts mehr da ist.

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Re: Chenopodiaceen 2020

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 15. Juli 2020, 22:52

ich würde bei chenopodien dekussation ausschließen, während sie bei der gattung atriplex in frühen entwicklungsstadien gewöhnlich ist.
ich glaube (nix wissen), dass das stützgewebe bei chenopodien grundsätzlich ein äutzl schwächer als bei atriplexarten ist. d.h. stängel mit fingernagel durchtrennen sollte bei chenopodien im optimalfall leichter gehn.
ich glaub (nix wissen), dass du recht hast. ich kenne ch. urbicum nicht, schaut aber im bildvergleich gut aus.


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