Die Teiche im Wittingauer Becken
- Stefan Lefnaer
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Re: Die Teiche im Wittingauer Becken
Letzte Woche war ich mit zwei Bekannten in Südböhmen und habe mir eine aufgelassene Sandgrube angesehen, die von den tschechischen Naturschützern zur Kultivierung von Erhaltungskulturen sehr seltener Teicharten verwendet wird.
Folgende Raritäten konnte man dort wie in einem botanischen Garten bewundern:
Centunculus minimus
Cyperus flavescens
Illecebrum verticillatum
Juncus capitatus
Juncus tenageia
Laphangium luteoalbum
Radiola linoides
Tillaea aquatica
Folgende Raritäten konnte man dort wie in einem botanischen Garten bewundern:
Centunculus minimus
Cyperus flavescens
Illecebrum verticillatum
Juncus capitatus
Juncus tenageia
Laphangium luteoalbum
Radiola linoides
Tillaea aquatica
- Stefan Lefnaer
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Re: Die Teiche im Wittingauer Becken
Auch auf österreichischer Seite gibt es solche aufgelassenen Sandgruben, wie dieses Beispiel aus dem Gratzener Ländchen westlich von Gmünd zeigt.
Es gibt dort zahlreiche Quellaustritte und entsprechend nasse Mulden in denen sich ganz von alleine seltene Arten ansiedeln, u.a. Eleocharis ovata EN (neu für Qu. 7255-1; links daneben Gnaphalium uliginosum):
Juncus bulbosus (Wiederbestätigung für Qu. 7255-1):
Hypericum humifusum (neu für Qu. 7255-1):
und im Trockenen Filago minima EN :
Leider werden diese Gruben nach dem Ende des Abbaus aufgeforstet und die Lebensräume gehen für die seltenen Arten daher wieder verloren. Auch hier wäre es durchaus sinnvoll die offenen Flächen zu belassen bzw. offen zu halten und durch das Ausheben kleiner wasserführender Gruben noch zu bereichern. Die Tschechen sind uns hier weit voraus, aber vielleicht bewegt sich ja bei uns einmal auch noch etwas in die richtige Richtung. Wobei aus meiner Sicht auch bei den den meisten Naturschützern der Weitblick dafür fehlt und in erster Linie nur "klassische" Habitate wie Moore und Feuchtwiesen als wertvoll gelten und geschützt werden, nicht jedoch anthopogen geschaffene Habitate wie Abbaugruben, Fischteiche, Äcker usw.
Es gibt dort zahlreiche Quellaustritte und entsprechend nasse Mulden in denen sich ganz von alleine seltene Arten ansiedeln, u.a. Eleocharis ovata EN (neu für Qu. 7255-1; links daneben Gnaphalium uliginosum):
Juncus bulbosus (Wiederbestätigung für Qu. 7255-1):
Hypericum humifusum (neu für Qu. 7255-1):
und im Trockenen Filago minima EN :
Leider werden diese Gruben nach dem Ende des Abbaus aufgeforstet und die Lebensräume gehen für die seltenen Arten daher wieder verloren. Auch hier wäre es durchaus sinnvoll die offenen Flächen zu belassen bzw. offen zu halten und durch das Ausheben kleiner wasserführender Gruben noch zu bereichern. Die Tschechen sind uns hier weit voraus, aber vielleicht bewegt sich ja bei uns einmal auch noch etwas in die richtige Richtung. Wobei aus meiner Sicht auch bei den den meisten Naturschützern der Weitblick dafür fehlt und in erster Linie nur "klassische" Habitate wie Moore und Feuchtwiesen als wertvoll gelten und geschützt werden, nicht jedoch anthopogen geschaffene Habitate wie Abbaugruben, Fischteiche, Äcker usw.
- Stefan Lefnaer
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Re: Die Teiche im Wittingauer Becken
Hier noch ein Beispiel aus Südböhmen, wo ein Naturschutzgebiet zur Beherbergung von Erhaltungskulturen genützt wird. Sehr schön abgelegen im großen Waldgebiet liegt dieser kleine Teich:
Eleocharis acicularis dürfte wohl "echt" sein:
Eine Erhaltungskultur ist hingegen Pilularia globulifera. Auch wenn die Pflanze (noch?) keine "Pillen" ausgebildet hat, kann es aus meiner Sicht aufgrund der wie ein Bischofstab eingedrehten jungen Laubblätter nichts anderes sein. In Österreich fehlt der Pillenfarn, in Südböhmen tritt er auf den Böden abgelassener Fischteiche jedoch auf, ist auch hier aber schon sehr selten geworden.
Eleocharis acicularis dürfte wohl "echt" sein:
Eine Erhaltungskultur ist hingegen Pilularia globulifera. Auch wenn die Pflanze (noch?) keine "Pillen" ausgebildet hat, kann es aus meiner Sicht aufgrund der wie ein Bischofstab eingedrehten jungen Laubblätter nichts anderes sein. In Österreich fehlt der Pillenfarn, in Südböhmen tritt er auf den Böden abgelassener Fischteiche jedoch auf, ist auch hier aber schon sehr selten geworden.
- Stefan Lefnaer
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Re: Die Teiche im Wittingauer Becken
In diesem Zusammenhang dürfen Bilder aus Wittingau, dem Zentrum der Teichkultur, nicht fehlen. Třeboň ist für mich eine der schönsten Kleinstädte, die Umgebung inklusive dem nordwestlichen Waldviertel eine der schönsten Landschaften. Von Wien ist die Stadt mit dem Auto in rund zwei Stunden zu erreichen, also gar nicht so weit entfernt. Hier der Blick vom Stadtturm auf den Altstadt:
Das Schloss der Rosenberger:
Besonders wichtig in Böhmen ist natürlich die Brauerei:
Hier die Fresken des Klosters. Originell ist der Teufel, der sich die Haare mit einem Lockenwickler zu zwirbeln scheint. Ein anderer spielt dazu ein Liedchen.
Das Schloss der Rosenberger:
Besonders wichtig in Böhmen ist natürlich die Brauerei:
Hier die Fresken des Klosters. Originell ist der Teufel, der sich die Haare mit einem Lockenwickler zu zwirbeln scheint. Ein anderer spielt dazu ein Liedchen.
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Re: Die Teiche im Wittingauer Becken
ad:
"Leider werden diese Gruben nach dem Ende des Abbaus aufgeforstet und die Lebensräume gehen für die seltenen Arten daher wieder verloren. Auch hier wäre es durchaus sinnvoll die offenen Flächen zu belassen bzw. offen zu halten und durch das Ausheben kleiner wasserführender Gruben noch zu bereichern. Die Tschechen sind uns hier weit voraus, aber vielleicht bewegt sich ja bei uns einmal auch noch etwas in die richtige Richtung. Wobei aus meiner Sicht auch bei den den meisten Naturschützern der Weitblick dafür fehlt und in erster Linie nur "klassische" Habitate wie Moore und Feuchtwiesen als wertvoll gelten und geschützt werden, nicht jedoch anthopogen geschaffene Habitate wie Abbaugruben, Fischteiche, Äcker usw.":
Die (naturschutzfeindlichen) bürokratischen Systeme sind bei uns stark ausgeprägt und beinahe unverrückbar (und vielleicht das zugehörige Denken). Das gilt insbesondere, wie Du sagst, für Rekultivierungsverpflichtungen (so nicht sowieso gleich Gewerbegebietswidmung erfolgt), ganz stark für Wiederbewaldungen: niemals die so wertvoillen Sukzessionen = Naturverwaldung, sondern immer die verhasste "Aufforstung", bei jeder Projekt-"Ausgleichs"-Maßnahme, bei Entwicklungshilfe übersee etc., detto - jetzt wieder in Feldkirchen in Kärnten, aber überall, wo in Österreich Weidewirtschaft erfolgt: Die unerträglichen AMA- (= EU-)Weidepflegevorschriften, wo "unternutzte" Bestände mit brutalem Großmaschineneinsatz niedergemulcht werden, mit all den Spinnen und Insekten, alles an feiner, lichtbedürftiger Vegetation erstickend. Dasselbe bei der Pflicht, Blühstreifen ("Biodiversitätsflächen") niederzuhäckseln. Man kann jahrzehntelang in ministeriellen Arbeitgruppen mitreden, doch es hat keinen Sinn und wird trotzdem immer schlechter... Gute landwirtschaftliche Praxis heißt das (lässt sich auch auf Waldviertler Moorwälder anwenden, wo Grabenerrichtungen durch den Torf bis auf den Mineralgrund und das Aufschütten von Gruswällen als Forststraßen als analoge zeitgemäße Forstwirtschaft behördlich abgetan werden).
"Leider werden diese Gruben nach dem Ende des Abbaus aufgeforstet und die Lebensräume gehen für die seltenen Arten daher wieder verloren. Auch hier wäre es durchaus sinnvoll die offenen Flächen zu belassen bzw. offen zu halten und durch das Ausheben kleiner wasserführender Gruben noch zu bereichern. Die Tschechen sind uns hier weit voraus, aber vielleicht bewegt sich ja bei uns einmal auch noch etwas in die richtige Richtung. Wobei aus meiner Sicht auch bei den den meisten Naturschützern der Weitblick dafür fehlt und in erster Linie nur "klassische" Habitate wie Moore und Feuchtwiesen als wertvoll gelten und geschützt werden, nicht jedoch anthopogen geschaffene Habitate wie Abbaugruben, Fischteiche, Äcker usw.":
Die (naturschutzfeindlichen) bürokratischen Systeme sind bei uns stark ausgeprägt und beinahe unverrückbar (und vielleicht das zugehörige Denken). Das gilt insbesondere, wie Du sagst, für Rekultivierungsverpflichtungen (so nicht sowieso gleich Gewerbegebietswidmung erfolgt), ganz stark für Wiederbewaldungen: niemals die so wertvoillen Sukzessionen = Naturverwaldung, sondern immer die verhasste "Aufforstung", bei jeder Projekt-"Ausgleichs"-Maßnahme, bei Entwicklungshilfe übersee etc., detto - jetzt wieder in Feldkirchen in Kärnten, aber überall, wo in Österreich Weidewirtschaft erfolgt: Die unerträglichen AMA- (= EU-)Weidepflegevorschriften, wo "unternutzte" Bestände mit brutalem Großmaschineneinsatz niedergemulcht werden, mit all den Spinnen und Insekten, alles an feiner, lichtbedürftiger Vegetation erstickend. Dasselbe bei der Pflicht, Blühstreifen ("Biodiversitätsflächen") niederzuhäckseln. Man kann jahrzehntelang in ministeriellen Arbeitgruppen mitreden, doch es hat keinen Sinn und wird trotzdem immer schlechter... Gute landwirtschaftliche Praxis heißt das (lässt sich auch auf Waldviertler Moorwälder anwenden, wo Grabenerrichtungen durch den Torf bis auf den Mineralgrund und das Aufschütten von Gruswällen als Forststraßen als analoge zeitgemäße Forstwirtschaft behördlich abgetan werden).
- Stefan Lefnaer
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Re: Die Teiche im Wittingauer Becken
Heute habe ich nochmals den oben (8. Aug. 2021) angeführten z.Z. abgelassenen Teich am Rande des Wittingauer Beckens besucht. Xanthium orientale s. lat. ist nun schon deutlich gewachsen, wird es im Waldviertler Klima aber möglicherweise nicht mehr zur Fruchtreife schaffen:
Als zweite Calli konnte ich nun Callitriche palustris s. str. nachweisen:
Schön und neu für den Quadranten ist Bidens radiata VU :
Die eigentliche Sensation war jedoch Cyperus fuscus VU . Andernorts, z.B. im Weinviertel, ist die Art ja keineswegs so selten. In der Böhmischen Masse klafft jedoch bis auf randliche Vorkommen ein Loch. Nur eine einzige Angabe gibt es von nächst Gmünd (Qu. 7256-1), die wohl auf Ricek (1982) (Zitat: "Sehr seltene Art. Bisher nur 1 Fundstelle: Auf Schlick am Ufer des Hoferteckteichs bei Schrems (7256/1), an einer zeitweise überschwemmten Stelle.") zurück geht. Warum die Art gerade in der Böhmische Masse fehlt, erscheint rätselhaft. Laut den Karrerschen Zeigerwerten ist die Art indifferent was die Bodenreaktion betrifft. Also sollte der Silikatuntergrund nicht schaden. Zudem soll sie K4 = subozeanisch sein, was ja im Waldviertel passen würde, im Weinviertel jedoch nicht. Entweder passen die Zeigerwerte hier nicht oder es gibt andere mir unbekannte limitierende Faktoren. Hier jedenfalls noch Fotos:
Als zweite Calli konnte ich nun Callitriche palustris s. str. nachweisen:
Schön und neu für den Quadranten ist Bidens radiata VU :
Die eigentliche Sensation war jedoch Cyperus fuscus VU . Andernorts, z.B. im Weinviertel, ist die Art ja keineswegs so selten. In der Böhmischen Masse klafft jedoch bis auf randliche Vorkommen ein Loch. Nur eine einzige Angabe gibt es von nächst Gmünd (Qu. 7256-1), die wohl auf Ricek (1982) (Zitat: "Sehr seltene Art. Bisher nur 1 Fundstelle: Auf Schlick am Ufer des Hoferteckteichs bei Schrems (7256/1), an einer zeitweise überschwemmten Stelle.") zurück geht. Warum die Art gerade in der Böhmische Masse fehlt, erscheint rätselhaft. Laut den Karrerschen Zeigerwerten ist die Art indifferent was die Bodenreaktion betrifft. Also sollte der Silikatuntergrund nicht schaden. Zudem soll sie K4 = subozeanisch sein, was ja im Waldviertel passen würde, im Weinviertel jedoch nicht. Entweder passen die Zeigerwerte hier nicht oder es gibt andere mir unbekannte limitierende Faktoren. Hier jedenfalls noch Fotos:
- Stefan Lefnaer
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Re: Die Teiche im Wittingauer Becken
Eine schöne Art die an Teichrändern, aber auch an Bächen wächst, ist Cicuta virosa. Die Apiacee ist stark giftig und wurde deshalb in früherer Zeit bewusst ausgerottet. Heute gilt sie in Österreich als "stark gefährdet". Hier Vorkommen bei Litschau und Heidenreichstein:
- Stefan Lefnaer
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Re: Die Teiche im Wittingauer Becken
Calla palustris ist in der Böhmischen Masse rückläufig und deshalb stark gefährdet. Umso mehr freute mich der Fund der Art -- allerdings nur in zwei Individuen -- am Ufer eines Teichs bei Litschau (Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 für Qu. 7056-2):
Nun ein Ausflug in die Zoologie:
Ja, das sind tatsächlich Tiere! Winzige Moostierchen der Art Pectinatella magnifica die sich zu Bryozooenkolonien zusammenschließen und gallertartige Kugeln mit rund 30 cm Durchmesser bilden. In Nordamerika heimisch, wurden sie vor wenigen Jahrzehnten nach Europa eingeführt und breiten sich nun hier aus.
Nun ein Ausflug in die Zoologie:
Ja, das sind tatsächlich Tiere! Winzige Moostierchen der Art Pectinatella magnifica die sich zu Bryozooenkolonien zusammenschließen und gallertartige Kugeln mit rund 30 cm Durchmesser bilden. In Nordamerika heimisch, wurden sie vor wenigen Jahrzehnten nach Europa eingeführt und breiten sich nun hier aus.
- Jürgen Baldinger
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Re: Die Teiche im Wittingauer Becken
Beeindruckend. Moostierchen, ein eigener Stamm im Tierreich... Den ich gar nicht kannte; das ist im Biologiestudium entweder an mir vorbeigegangen oder es wurde nicht angesprochen. Danke somit für das Beseitigen dieser "Wissensunschärfe".
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Stefan Lefnaer
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Re: Die Teiche im Wittingauer Becken
Sie sehen zwar etwas seltsam aus, laut diesem Artikel sind "was die Teichwirtschaft oder den Badebetrieb angeht, durch diesen Organismus wohl keine Probleme zu erwarten". Ob das stimmt? In meiner lebhaft-ängstlichen Phantasie malte ich mir schon aus ich schwömme dort, tauche just an der Stelle des Moostierchens auf und hätte dann die Kolonie als Gallertmütze am Kopf. Andererseits: sie filtern praktischerweise das Wasser um einen herum. Wer weiß, vielleicht würde es das Haarewaschen übernehmen.
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