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Die Teiche im Wittingauer Becken

Verfasst: Freitag 7. August 2020, 22:45
von Stefan Lefnaer
Da ich schon öfters, so wie auch gestern, Teiche im Wittingauer Becken besucht habe und vorhabe heuer und in Zukunft noch weitere zu besuchen, möchte ich hier einen entsprechenden Thread aufmachen und darüber berichten. Als Übersicht zur in Südböhmen und im Waldviertel seit Jahrhunderten betriebenen Teichwirtschaft und der damit verbundenen bzw. im Zuge dessen entstandenen speziellen Flora der Teiche siehe z.B. Šumberová (2003). An Teichrändern und speziell auf durch Abfischung und Sömmerung trockengelegten Teichböden entsteht eine einzigartige Flora, die andernorts sehr seltene oder fehlende Arten enthält und in ihrer Zusammensetzung wohl einzigartig ist.

Re: Die Teiche im Wittingauer Becken

Verfasst: Freitag 7. August 2020, 23:03
von Stefan Lefnaer
Beginnen möchte ich mit dem Eliasteich bei Schrems, der noch am Rande des Wittingauer Beckens liegt. Die Gegend dort, inklusive der Teichflora, wurde eingehend in Ricek (1982) beschrieben.

Der Eliasteich dürfte normalerweise ziemlich unspektakulär sein, da er als Badeteich und durch Hobbyangelfischer genützt wird und daher wahrscheinlich nie abgelassen wird und zudem ein steiles Ufer aufweist. Ich hatte das Glück, dass der Damm heuer leckte und der Teich zur Reparatur abgelassen werden musste. Der Zubringerbach wird durch ein sinnreiche Konstruktion ausgekehrt und fließt nun im Wald am Teich vorbei:

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Am trockengefallenen Teichboden ist in kurzer Zeit eine reiche Flora entstanden:

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Neben auf verschiedenen nassen Standorten auftretenden Arten wie Gnaphalium uliginosum

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Ranunculus flammula

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Ranunculus sceleratus  VU 

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Juncus bulbosus

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und Lotus pedunculatus  EN 

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fanden sich die typischen Teicharten ein, wie Carex bohemica  VU 

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Eleocharis ovata  EN 

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und Elatine triandra  EN 

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Ich werde den Teich heuer nochmals besuchen, wer weiß was da alles noch so aufgeht. Zudem möchte ich noch die Teiche zwischen Hocheneich und Pürbach inspizieren und dann hier darüber berichten!

Re: Die Teiche im Wittingauer Becken

Verfasst: Samstag 8. August 2020, 07:04
von Jürgen Baldinger
Freut mich sehr, dass wir nun auch (gute) Fotos dieser seltenen Arten haben, danke dafür.

Re: Die Teiche im Wittingauer Becken

Verfasst: Samstag 8. August 2020, 07:31
von Stefan Lefnaer

Re: Die Teiche im Wittingauer Becken

Verfasst: Samstag 8. August 2020, 21:08
von Scotiella
Echt super, offensichtlich können die Samen vieler dieser Arten am Teichgrund viele Jahre (oder gar länger) keimfähig bleiben.

Kleiner off-topic Kommentar: mit dem Begriff "Wittingauer Becken" werden viele Waldviertler wahrscheinlich nichts anfangen können, aber geografisch/geologisch ist er natürlich völlig korrekt. Aber auch Tschechen sind oft verblüfft wenn ich ihnen sage, das ihr "Trebonsko" bis nach Österreich hinein reicht. Mitsamt den ganzen Mücken :-)

LG Daniel

Re: Die Teiche im Wittingauer Becken

Verfasst: Sonntag 9. August 2020, 07:08
von Stefan Lefnaer
Ja, das ist erstaunlich. Auf einem Botanikertag hat einmal jemand aus Tschechien, ich glaube eh Kateřina Šumberová, einen Vortrag darüber gehalten. Dabei wurden die Böden verschiedener Teiche gesiebt und auf enthaltene Diasporen untersucht und die Listen mit den verschiedenen Arten dann vorgestellt.

Die Lainsitz/Lužnice, in die der Eliasteich über den Braunaubach entwässert, ist übrigens neben dem Rhein der einzige Fluss in Österreich der (über die Moldau/Vlatava und Elbe) in die Nordsee und nicht ins Schwarze Meer entwässert.

Re: Die Teiche im Wittingauer Becken

Verfasst: Sonntag 9. August 2020, 23:44
von kurt nadler
da tust du der maltsch/Malše, der etwas kleineren schwester der lainsitz (mit ihren elb-einzugsgebiets-neunaugen als charakterisitischem zoologischem element) in oö. unrecht. das kann ich als ex-oberösterreicher nicht auf mir sitzen lassen...

Re: Die Teiche im Wittingauer Becken

Verfasst: Montag 10. August 2020, 08:06
von Stefan Lefnaer
Stimmt, das war mir bisher gar nicht bewußt! Die Maltsch entspringt bei Sandl, fließt ein paar Kilometer in Österreich und dann noch eine längere Strecke als Grenzfluss.

Re: Die Teiche im Wittingauer Becken

Verfasst: Mittwoch 12. August 2020, 00:45
von kurt nadler
damit wird auch der nicht unprominente braunaubach auflistungsfällig - dieser wieder im waldviertel, aus dem litschauer ländchen ins schremser.

Re: Die Teiche im Wittingauer Becken

Verfasst: Donnerstag 20. August 2020, 23:13
von Stefan Lefnaer
Heute habe ich mir wieder den abgelassenen Eliasteich bei Schrems angesehen. Beim letzten Mal habe ich den Teich ja erst am Nachmittag entdeckt und nur unvollständig untersuchen können und eine weitere Begehung eingeplant. Einige Arten blühten damals noch nicht und waren für mich nicht eindeutig identifizierbar. Bei einigen ist das immer noch der Fall, ich werde daher später nochmals hinsehen. Insgesamt ist die Vegetationsdecke zwischenzeitlich dichter und höher geworden, wie man sieht.

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Wer möchte in diese herrliche Teichflora nicht hineinspringen?

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Zuerst ein paar recht häufige Arten mehr oder weniger feuchter Lebensräume, und zwar Alisma plantago-aquatica...

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...Bidens tripartita (s. str.)...

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...Rorippa palustris...

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...und Spergularia rubra:

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Dann seltenere Arten wie Eleocharis cf. mamillata  VU  (man beachte die unterirdischen Ausläufer!; zur finalen Bestimmung der schwierigen Art brauche ich reife Früchte)...

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...Rumex maritimus  VU ...

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...Elatine hexandra  EN ...

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...und Schoenoplectus mucronatus  CR . Vgl. hier. Da weder Ricek (1982) noch Pölzl (siehe Weber & Niklfeld (2012)) die Art angeben, handelt es sich auch hier wohl um ein adventives Auftreten, möglicherweise durch aus einem Gartenteich verschleppte Früchte.

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