Hochleithenwald bei Wolkersdorf im Weinviertel

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Hermann Falkner
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Re: Hochleithenwald bei Wolkersdorf im Weinviertel

Beitragvon Hermann Falkner » Samstag 12. Juni 2021, 18:56

Und abschliessend noch eine niedrigwüchsige, extrem grossblütige (bis 7 cm Blütendurchmesser!), stark drüsige, spitzstachelige, und ausgesprochen hübsche Rose - das müsste eigentlich Rosa gallica sein? Ich hab die Art sicher noch nie gesehen, wäre also für mich ein Erstfund. - Die Art wird für 7665/1 in der RL-Karte vom Jänner 2021 noch nicht angeführt, wohl aber für 7565/3+4 = die beiden Quadranten nördlich davon (in die reicht der Hochleithenwald auch hinein); kann wer die Bestimmung bestätigen?
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Das sollte ja eine seltene Art sein - an Wegrändern ist die dort aber, sofern genug Licht vorhanden ist, stellenweise sogar fast häufig!
Wenn ich die richtig bestimmt habe, dann ist die für mich eigentlich das Highlight des Tages.

Sowie abschliessend nochmals Hesperis sylvestris - weil sie halt so schön ist:
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Ich werde dann noch bei Gelegenheit ältere Bilder aus der Gegend posten - bzw. wird's sicherlich nicht mein letzter Besuch im Hochleithenwald gewesen sein.
Es ist wirklich ein Wald, der trotz und auch wegen (!) der Bewirtschaftung eine sehr reiche Flora aufweist - ohne Bewirtschaftung würden sehr viele der hier gezeigten Arten verschwinden oder nur am Saum des Waldes und kleineren Lichtungen existieren.
Der Wald wird zwar intensiv und natürlich auch auf Gewinn bewirtschaftet, aber nicht so, dass das Ökosystem zerstört werden würde.
Was die Wilddichte betrifft, kann ich berichten, dass es eine recht grosse Zahl von Hochständen gibt - die Jagd spielt also ganz sicher eine Rolle - aber auch hier hätte ich keine Anzeichen von grober Übernutzung gesehen, wie man sie in vielen Wäldern sehen kann.
Zuletzt geändert von Hermann Falkner am Samstag 12. Juni 2021, 19:01, insgesamt 1-mal geändert.

kurt nadler
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Re: Hochleithenwald bei Wolkersdorf im Weinviertel

Beitragvon kurt nadler » Samstag 12. Juni 2021, 19:00

hallo hermann!

freut mich immer wieder, wenn ich hier bei dir oder in stefans weinviertler wäldern ganz starke parallelen zu den leithabergwäldern (teils auch zu den hainburg-karpatischen) finde, auch wenn hier der untergrund anders ist. es gibt aber ein paar "trennarten" wie etwa die hesperis und iris variegata (die´s grundsätzlich im lgeb. aber schon gibt, z.b. mannersdorf), mir aber im NO-leithagebirge noch nicht untergekommen ist.

bei der orchideenrosette ohne blüten war ich in wärmeliebenden lgeb.-wäldern auch immer bei purpurea - bis ich auf eine blühende pallens stieß. man sollte sie wohl nicht grundsätzlich ausschließen.

bei polygala bin ich schon stark bei comosum, auch wenn ich die vorspringenden tragblätter an den ährenspitzen zuletzt weder in kärnten noch am leithaberg nachvollziehen konnte. auch wenn vulgaris selten das rosa von comosum annimmt, schaun die comosas (auf basenreichem boden) doch um einiges anders, gestreckter, als die vulgaris der sauren magerstandorte aus.

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Hermann Falkner
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Re: Hochleithenwald bei Wolkersdorf im Weinviertel

Beitragvon Hermann Falkner » Samstag 12. Juni 2021, 19:12

Hallo Kurt,

die Farbe meiner Polygala ist "eigentlich" ganz die von comosum, aber wie du ja selbst schreibst, vulgaris ist recht variabel. Man müsste sich die aber wirklich ganz genau anschaun, und mit dem Schlüssel von Heubl (Systematische Untersuchungen an mitteleuropäischen Polygala-Arten; Mitt. Bot. München 20: 205-428; 1984; hat mir mal Christian Gilli empfohlen) - mithilfe dieses Schlüssels bin ich zur Überzeugung gekommen, dass es in der Lobau sowohl P. comosum als auch P. vulgaris gibt (teils am selben Standort).
Das ist aber natürlich sehr mühsam und so bald tu ich mir das vermutlich nicht mehr an. Vielleicht ein andermal, wenn ich Lust habe, an diesem Tag hat's dafür aber nicht ausgereicht ;-)
Trotzdem Danke herzlich für deine Rückmeldung!

Und zu Orchis purpurea - ich würde meinen, Orchis pallens ist nicht so riesig (Durchmesser ca. 20 cm); ausserdem vielleicht (?) schon am Verwelken? - Orchis pallens hab ich im Weinviertel selbst jedenfalls noch nicht gesehen.

Übrigens, vom Leithagebirge kenn ich Iris variegata gar nicht, obwohl ich schon auch gelegentlich in Mannersdorf war. Steht die irgendwo um den alten Steinbruch herum?

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Re: Hochleithenwald bei Wolkersdorf im Weinviertel

Beitragvon kurt nadler » Samstag 12. Juni 2021, 22:17

will dir pallens keinesfalls einreden.

polygala: als mühlviertel-geprägter und ökologe tu ich mir schwer, vulgaris mit comosa zu verwechseln. als botaniker kann ich nicht ausschließen, dass sich da was tut irgendwo zwischen den beiden. schöne comosa am leithaberg (allerdings mit dem nicht passenden hochblattmerkmal) hatte auch völlig anderes laub (siehe viewtopic.php?f=38&t=2883&start=30#p17277), nämlich sehr schmale und sehr reichliche beblätterung, wie ich sie bei vulgaris (der sauren collin-hochmontanen sippe subsp. vulgaris) noch nie gesehen hab.
2 rosa polygalasippen in der lobau am gleichen standort: da werd ich wieder zum ungläubigen, bis ich von den fakten regelrecht erschlagen werde.

ja, mitten im steinbruch auf einer betriebenen verkehrsfläche mussten wir einmal einen herumliegenden grasoden mit variegata retten. vielleicht war das auch schon das ende des vorkommens.

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Re: Hochleithenwald bei Wolkersdorf im Weinviertel

Beitragvon Stefan Lefnaer » Samstag 12. Juni 2021, 23:03

Ja, das ist Rosa gallica. Die ist im Weinviertel in trocken-warmen Wäldern und auch auf Ackerböschungen keneswegs so selten.

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Re: Hochleithenwald bei Wolkersdorf im Weinviertel

Beitragvon Hermann Falkner » Sonntag 13. Juni 2021, 08:14

Wiederum Danke, Stefan! ;-)

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Re: Hochleithenwald bei Wolkersdorf im Weinviertel

Beitragvon Hermann Falkner » Sonntag 13. Juni 2021, 08:18

kurt nadler hat geschrieben:2 rosa polygalasippen in der lobau am gleichen standort: da werd ich wieder zum ungläubigen, bis ich von den fakten regelrecht erschlagen werde.

in der Lobau "wie es sich gehört", zB am Fuchshäufl:
> P. vulgaris blau
> P. comosa rosa
Dh also (dort) nicht beide rosa ;-)

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Re: Hochleithenwald bei Wolkersdorf im Weinviertel

Beitragvon kurt nadler » Sonntag 13. Juni 2021, 20:53

danke für zusatzinfo, hermann!

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Re: Hochleithenwald bei Wolkersdorf im Weinviertel

Beitragvon Hermann Falkner » Sonntag 4. Juli 2021, 21:59

Am 04.07.21 war ich mal wieder im Hochleithenwald: überwiegend nix aussergewöhnliches gefunden, und die geraden, trockenrasenähnlichen Schneisen waren gemäht.

Mit Lavatera thuringiaca hab ich gerechnet, es waren aber relativ wenige Individuen, häufig dürfte die also nicht sein:
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Kleiner Beifang - ein Käfer mit Rüssel, ich hab Null Ahnung von den Dingern, aber wenn wer was dazu sagen kann, bitte ;-)
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Auch nicht häufig, aber vorhanden, Chamaecytisus supinus:
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Zumindest für meine Begriffe dagegen eindrucksvoll, wie häufig Stachys germanica ist - jetzt, wo er blüht, muss man ihn gar nicht lange suchen, er gedeiht hier zahlreich und üppig:
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Ansonsten eigentlich keine wirklichen Highlights - eine sehr schöne pannonische Flora, aber nichts, das wirklich ganz aus dem Rahmen fallen würde, und stellenweise auf den Äckern ausserhalb des Waldes, schönes wie Nigella arvensis:
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Bis ich dann mit Allium rotundum doch noch eine grössere Seltenheit gefunden habe: jedoch nur ein einziges Individuum am Rand eines Waldschlags, der überwiegend mit Erigeron annuus überwuchert war. Das Staubblatt lässt keinen Zweifel über die Bestimmung zu:
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Die Art ist ja im pannonischen Raum relativ weit verbreitet, aber ich sehe die wirklich sehr selten - an der Thermenlinie vielleicht ein wenig häufiger, aber kaum mal im Marchfeld und Weinviertel.
Dateianhänge
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Re: Hochleithenwald bei Wolkersdorf im Weinviertel

Beitragvon Stefan Lefnaer » Sonntag 4. Juli 2021, 22:30

Allium rotundum ist keine wirkliche Seltenheit, das ist ein Fehler in der Exkursionsflora. Die Bestände sind allerdings immer klein, das ist richtig. Hier meine vorläufige Verbreitungskarte:

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