Viola spp. 2022

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Stefan Lefnaer
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Re: Viola spp. 2022

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 4. April 2022, 20:38

Ich darf an dieser Stelle an unsere kurzfristig anberaumte Viola-Spezialexkursion hinweisen. Gerhard Karrer und Jiří Danihelka werden uns bei Mödling führen und hoffentlich einiges Licht in unser Veilchendunkel bringen!

http://www.flora-austria.at/Docs/VA/2022/2022-04-10%20Viola-Spezialexkursion.pdf

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Hermann Falkner
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Re: Viola spp. 2022

Beitragvon Hermann Falkner » Montag 4. April 2022, 21:34

Mist! 10.04., da kann ich leider nicht ......

kurt nadler
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Re: Viola spp. 2022

Beitragvon kurt nadler » Dienstag 5. April 2022, 07:31

und wir sind im leithagebirge im nur am wochenende teilbegehbaren truppenübungsplatz avisiert, um endlich die dortigen veilchen - eh schon spät - in unsrem untersuchungsgebiet durchackern zu können.
ich hoffe auf eine eingehende dokumentation der funde und ansprachen - vielleicht sogar in einer veröffentlichung (BCBEA?)!

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Stefan Lefnaer
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Re: Viola spp. 2022

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 5. April 2022, 07:47

Ich bin eher pessemistisch, dass sich jemand findet der sich die Mühe antut. Die Exkursion ist eher als Diskussionsrunde direkt am Objekt gedacht. Ich werde sicher ein paar Fotos machen und vielleicht auch Belege aber ansonsten versuchen so viel Wissen wie möglich in mich aufzusaugen.

kurt nadler
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Re: Viola spp. 2022

Beitragvon kurt nadler » Dienstag 5. April 2022, 09:50

Hier die Kleinausbeute vom Friedhof Hainburg im Rahmen der Vereinsexkursion. Die Veilchen waren nicht Gegenstand der Exkursion / der Erörterungen.

Der Hybridschwarm zwischen Viola odorata und suavis ist am Friedhof weit verbreitet.
Bild 1 zeigt zwar stark suavis-beeinflusste Blüten, doch odorata-Laub- und -Vorblätter.

Es folgen 4 Bilder eines Albinos, der aufgrund der verfügbaren Merkmale odorata zugeordnet werden kann / muss.

Bild 5 zeigt Viola odorata, wobei die Farbwiedergabe als zu violettarm und blaugetönt bezeichnet werden muss. Meine Fotoapparate tun sich generell mit Violett schwer. (Geringe suavis-Introgression ist weder beweis- noch ausschließbar.)

Die letzten drei Bilder zeigen einen (Teil-) Albino nahe an odorata. Die eher unterständigen Vorblätter, der Blattschnitt und die etwas länglicheren Nebenblätter könnten auf suavis-Einfluss hinweisen.

Am Friedhof kommen an weiteren Veilchen V. hirta (kleinstflächig), der Hybridschwarm x bavarica (mit Merkmalsschwerpunkt bei riviniana) sowie rupestris (kleinstflächig) vor. Alba-Funde stehen aus.
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kurt nadler
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Re: Viola spp. 2022

Beitragvon kurt nadler » Montag 11. April 2022, 15:23

ich kanns nicht erwarten, IRGENDETWAS von der ex. zu erfahren!!! Gesprächsinhalte, fotos, funde ...

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Stefan Lefnaer
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Re: Viola spp. 2022

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 11. April 2022, 15:46

Na ein bisserl muss du schon warten bis ich was zusammengestellt habe. Oder wer anderer. Bitte aber nicht zu viel erwarten, eine solche Exkursion mit "Demonstrationen am lebendingen Objekt" lässt sich schwer zusammenfassen. Zudem haben spontan auftretende Schneestürme das Fotografieren erschwert.

Hier gibt es einmal Fotos von Viola collina, die wir sehen konnten. Dieses stängellose Veilchen ist leicht an der dichten Behaarung, dem auffälligen weißen Sporn und natürlich den bewimperten Fransen an den Stipeln zu erkennen.

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Re: Viola spp. 2022

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 11. April 2022, 16:58

Gestern fand die angekündigte Viola-Spezialexkursion statt. Die Exkursion war sehr gut besucht, es ist erfreulich wie viele BotanikerInnen, sowohl Professionalisten als auch Amateure, sich für diese schwierige Gattung interessieren und sich ernsthaft damit auseinandersetzen. Neben den Exkursionsleitern Gerhard Karrer und Jiří Danihelka waren auch Kurt Zernig und Ilse Wendelin aus Graz, die sich beide mit der Gattung befassen und viele Veilchen in Kultur haben, angereist. Wir haben alle, glaube ich, sehr viel gelernt und vieles ist mir nun klarer. Gerade bei solch schwierigen Gattungen ist der Austausch und die Diskussion mit anderen sehr wichtig, damit man sich nicht in Irrtümer verrennt aus denen man alleine nicht mehr herauskommt und die sich dann in falschen Kartierungsergebnissen etc. niederschlagen. Ich werde im folgenden ein paar Fotos bringen, wichtiger war aber sicher der Informationsaustausch vor Ort, da man auf Fotos nur einen Teil sehen kann. Ich werde auch ein paar mir wichtig erscheinend Aussagen wiedergeben. Ersetzen kann dies die Teilnahme einer solch informativen Exkursion natürlich nicht. Zuerst einmal ein paar (meist nicht besonders gute) Habitusfotos von "reinen" Individuen:

Viola suavis aus einem Scherrasen im Ort:

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Ausläuferlose Viola odorata, ebenfalls aus de Scherrasen im Ort:

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Viola odorata nochmals, dieses nichtblühende Exemplar ist für Nicht-Spezialisten mehr oder weniger unbestimmbar. Ausschlaggebend ist v.a. die Behaarung der Blattstiele.

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Viola odorata jetzt typisch ausgebildet vom Eichkogel:

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Viola ambigua vom Eichkogel, am Hang weiter oben:

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Viola mirabilis von Anninger:

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Re: Viola spp. 2022

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 11. April 2022, 17:04

Nun noch ein paar Sätze allgemein, die ich mir notiert hatte. Vielleicht bzw. hoffentlich können andere Exkursionsteilnehmer noch weitere Informationen ergänzen.

Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sind bekanntlich die Ausläufer. Allerdings darf man diese nicht überbewerten: erstens können sie bei Ausläufer-Veilchen fehlen, z.B. wenn die Pflanze aufgrund harten Bodens auf deren Ausbildung verzichtet oder Ausläufer durch Mahd in Scherrasen zerstört wurden. Nach wenigen Jahren sterben sie immer ab, da sie dann nicht mehr benötigt werden. Andererseits wächst das Rhizom von ausläuferlosen Veilchen immer weiter, was zu einem aufgelockeren Wuchs führen kann, was aber nicht mit Ausläufern verwechselt werden darf. Die Unterscheidung zwischen ober- und unterirdischen Ausläufern ist ebenfalls schwierig. Bei V. suavis werden die Ausläufer mit einem Jahr Zeitverzug und daher weiter unten am Rhizom und daher unterhalb der Streuschicht (also gar nicht wirklich im Boden) ausgebildet. Bei V. odorata und V. alba werden die Ausläufer sofort ausgebildet und daher eher oberirdisch.

Ein weiteres Merkmal sind die Laubblätter, sowohl Ober- als auch Unterblatt. Hier ist anzumerken, dass sich diese je nach Jahreszeit, in der sie aufgebildet wurden, stark unterscheiden können. Sowohl was die Form als auch die Behaarung etc. anbelangt. Bei manchen Arten überwintern die Laubblätter: bei V. alba zahlreich, bei V. odorata meist einige, bei V. suavis nicht.

Insgesamt ist es schwierig bis unmöglich einen dichotomen Schlüssel für Veilchen zu schreiben, da hier ein Entscheidung anhand eines Merkmals getroffen werden muss, das beim vorliegenden Exemplar fehlen kann (z.B. Ausläufer). Vielversprechender wäre ein Multiselektionsschlüssel, in dem man jene Merkmale angibt die man vor sich hat und dann bekommt man eine Wahrscheinlichkeitsangabe für eine Art oder Elternarten. Vielleicht probiere ich einmal so etwas zu bauen (computergestützt und bebildert).

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Re: Viola spp. 2022

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 11. April 2022, 20:01

Nun zu den Hybriden: laut den beiden Spezialisten gibt es diese und wir konnten auch einige sehen. Allerdings handelt es sich jeweils um einzelne Pflanzen und nicht um große und allgegenwärtige Hybridschwärme, deren Existenz v.a. zurückgehend auf Wiesbaur öfters postuliert wurde und wird. Tripelhybriden dürfen überhaupt sehr selten bis nicht existent sein. I.A. kann man Hybriden am riesenhaften, mastigen Wuchs mit zahlreichen Blüten erkennen. Hybriden können fruchten, allerdings ist die Fertilität der Nachkommen herabgesetzt, weshalb sich Hybriden v.a. vegetativ vermehren. V. suavis hat 40 Chromosomen und hybridisiert daher schlecht mit den anderen stängellosen Veilchen die nur 20 Chromosomen haben. Die Bestimmung der Eltenarten ist bei Hybriden immer mit Unsicherheiten behaftet. Oft kann man einen Elter sicher erkennen, den anderen aber nicht eindeutig. Im Folgenden Fotos von einige Hybriden:

Viola odorata × hirta

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Viola suavis × hirta cf.

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Viola ambigua × odorata oder suavis

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Viola mirabilis × reichenbachiana

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