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Vereinsexkursion vom 2.4.2022 auf den Braunsberg bei Hainburg

Verfasst: Sonntag 3. April 2022, 07:34
von kurt nadler
Hallo!
Zumal nur wenige Namen von Forumsteilnehmer(inne)n gestern auf der Liste der Ex, aufschienen, nun für euch ein kurzer Bericht hierzu, der sicher bald illustriert werden wird:
Mehr Leute als erwartet trotzten den kühlen, wenn auch trockenen Wetterbedingungen. Kaum war jedoch die Exk. aus, begann der Schneefall und wir quasi vor Ort Wohnhaften durften dann die Bildung einer dünnen Zuckerschneedecke miterleben. Exkursionsinhalte von Wolfgang Willner, der die Exk. ohne den erkrankten Prof Fischer führte, waren in erster Linie Ficaria calthifolia, Gagea-Arten und Corydalis pumila.
Erstes Exk.-Ziel war der Hainburger Friedhof, wo man sich gleich einmal mit Ficaria abgeben konnte und zwar mit einem Mischbestand mit Übergangsformen von F. calthifolia zu F. verna, wo angenommen wurde, dass es sich bei den Zwischenformen um die triploiden Bastarde, wie sie in einer tschechischen Arbeit beschrieben wurden, handeln könnte. Leider waren wetterbedingt alle Blüten geschlossen. Beide Corydalis-Arten konnten vorgestellt werden, die Gageas des Friedhofs wurden aber aus "Windfluchtgründen" hier nicht untersucht. Hierfür bot sich dann ein Wiesen-/Scherrasengebiet um den Freibadparkplatz am Fuß des Braunsbergs an. Dort blühte die erste Salvia pratensis. Erste Cerastien wurden vorgestellt, Die artenreichen halbtrockenrasenartigen Bestände wiesen aber auch die teils schon bekannten Arten Carex stenophylla (massenhaft) und Ranunculus illyricus auf, eine Art, die uns auch später immer wieder in ähnlichen Vergesellschaftungen mit Festuca valesiaca agg. unterkam. herdenweise häufig war dort als kleines "Highlight" Gagea pusilla in längst abgeblühter Form, der auch sicherheitshalber ausgegraben wurde. Ers ist jedoch auch um Einiges früher dran als die derzeit noch blühenden Exemplare aus der G. pratensis-Gruppe, deren Vertreter wir in Hainburg jedoch nicht fanden und den Gebietskennern wie Hermann Falkner im Exkursionszielgebiet nicht bekannt sind.
Fortan schlug dann Hermann die Route vor und führte uns über etliche "Pflanzenschauplätze" zum ersten ästhetischen Highlight, einen Iris pumila-Blütenmeer-Rasen im "silikatischen" Teil des Braunsbergs, von dem wir allerdings aufgrund des Fehlens einer Silikatflora annehmen mussten, dass dieser vielleicht von Marmor oder andrem, sehr basenhaltigen Metamorphgestein gebildet wird. Hier soll es auch abseits des Wegs (im Naturschutzgebiet herrscht ja Wegegebot (obwohl wir vorher vom Friedhof aus Mountainbiker weit abseits des Wegs über den Rasen radeln sahen) auch reichlich Pulsatillen geben.
Dann anfangs schwarzföhrendurchsetzer, sehr artenreicher Flaumeichen-Mischwald auf der Berg-Südflanke, dann abrupter Übergang in sehr artenarmen Linden-Eschenwald (die hier bestandsbildende Sommerlinde weist nicht alle arttypischen Merkmale auf - das konnte aber zu dieser Jahreszeit - deutlich vor dem Austrieb nicht verifiziert werden) auf der Berg-Ostflanke. Im Übergangsbereich Carex alba.Bestände, die laut Wolfgangs Einschätzung auch deutlich auf basischen Untergrund weisen; genau hier auch ausgeprägte Viola mirabilis-Bestände; dann im "Tilio-Acerion" "schattige" Mullhumus-Vegetation mit Leberblümchen usw. Corydalis pumila überall am Berg, im Flaumeichenbestand fast allein vorherrschend, in den "Schattwäldern" dann auch zunehmend mit Corydalis cava durchmischt.
Am windexponierten Gipfelplateau waren wir in den nicht so überweideten oberen Bereichen wieder mit Kleinseggen beschäftigt. Carex stenophylla wechselte mit Carex praecox, und sogar Carex supina konnte bestätigt werden.
Dann kamen die Eschenmischwälder der Nordseite, ein zweites ästhetisches Highlight, nämlich durch den in Vollblüte befindlichen Corydalis cava-Bestand - so weit das Auge reicht - hervorgerufen.
Für den bereits geschrumpften Gruppenrest teilweise neu war dann noch der schöne Donauauenblick des hinteren Röthelsteinfelsens mit seiner Allium lusitanicum-Rasen-Felskuppe. Entlang der Donau ging`s dann - schon ein bissl fluchtartig - nach 16 Uhr zurück. Dabei zeigte Hermann aber noch "seinen" Isopyrum thalictroides-Bestand, unerwartet noch in Blüte befindlich.

Und jetzt hoffe ich auf Bildlieferungen und ergänzende Anmerkungen.

Re: Vereinsexkursion vom 2.4.2022 auf den Braunsberg bei Hainburg

Verfasst: Sonntag 3. April 2022, 08:23
von kurt nadler
Übersichtskarte und Schauplatz 2 vor der Exkursion:

Re: Vereinsexkursion vom 2.4.2022 auf den Braunsberg bei Hainburg

Verfasst: Sonntag 3. April 2022, 08:54
von kurt nadler
Schauplatz 1:
Friedhof Hainburg, unser mehrjähriges Untersuchungsgebiet (viewtopic.php?f=38&t=2138&p=10445&hilit=Friedhof+Hainburg#p10445 und weitere Suchergebnisse zu "Friedhof Hainburg"); weitgehend ohne Veilchen (viewtopic.php?f=38&t=3342&p=20147&hilit=Vereinsexkursion#p20147); die waren gestern kein spezielles Thema.
Die intermediären Ficarias wurden hier im Forum schon einmal tangiert und von Stefan beantwortet. Hab gestern hier keine Bilder gemacht (am Braunsberg oben schon). Sie zeichnen sich durch F. calthifolia-Habitus aus, weisen jedoch ein basales Stängelblatt auf. Die mir bekannten liegen alle näher bei F. calthifolia als bei F. verna, noch nie hab ich sie allerdings zur Fruchtzeit analysiert. Sie sind typisch für Mischbestände, wo beide Arten mit- und "ineinander" vorkommen.
Fakultative Blattzeichnung bei Ficaria dürfte monopolhaft auf F. verna hinweisen. Gibt´s Gegenbeweise?
Das Viola x bavarica-Exemplar liegt merkmalsmäßig wesentlich näher an riviniana - wie hier im Friedhof üblich (viewtopic.php?f=4&t=206&p=10057&hilit=Friedhof+Hainburg#p10057).

Re: Vereinsexkursion vom 2.4.2022 auf den Braunsberg bei Hainburg

Verfasst: Sonntag 3. April 2022, 09:25
von kurt nadler
Nochmals Schauplatz 2 - die Grünflächen um den Bad-Parkplatz, zeitweise auch Zirkus-Standplatz, ein botanisches Zuckerl-Gebiet!
Zu den Schafen am Felshang und dem Hochplateau siehe viewtopic.php?f=15&t=3336&hilit=Braunsberg.
Bild 6 zeigt natürlich einen Seeadler (über dem Braunsberg kreisend).
Ad Scleranthus: Es wurde zwar Scleranthus annuus s.str. gemunkelt, doch kann ich standörtlich ausschließlich an ein Vorkommen des gesellschaftstypischen Scleranthus verticillatus glauben. Das sollte zu fortgeschrittener Vegetationszeit noch geprüft werden. Bei Sc. annuus wären überdies eigentlich größere vorjährige Pflanzen beigemischt zu erwarten.
Der große Carex stenophylla-Rasen hier muss in ein paar Wochen weiß von Milchsternen sein - also bitte besuchen!

KORREKTUR vom 4.4.2022:
Wolfgang hat mich dankenswerterweise drauf hingewiesen, dass Buglossoides incrassata bzw. arvensis agg. natürlich nicht Lycopsis heißen soll oder fortan wird! Dies ist ein Synonym für die in der Großregion wesentlich seltenere, ganz anders aussehende Anchusa arvensis. wo es ebenfalls Geschwistersippen gibt oder geben soll, was zu Namensverwechslungen führen kann.

Re: Vereinsexkursion vom 2.4.2022 auf den Braunsberg bei Hainburg

Verfasst: Sonntag 3. April 2022, 09:28
von kurt nadler
Fortsetzung Schauplatz 2 und ein paar Zwischen-/Vorausbilder:

Mahonia ist überall verwildert.

Taraxaca gibt´s auf den Rasen, aber auch im Wald die tollsten - wir konnten sie nicht beachten. Hier am End eine spekatakuläre Sippe aus dem Wald:

Re: Vereinsexkursion vom 2.4.2022 auf den Braunsberg bei Hainburg

Verfasst: Sonntag 3. April 2022, 09:54
von kurt nadler
Schauplatz 3: Der Trockenrasen im "Silikatteil", jedenfalls mit basenreichem Untergrund (Marmor??).
Eine rasig wachsende, zarte, aber gut entwickelte, blühende Segge konnten wir dort alle nicht ansprechen - gibt´s das?? Ich hoffe, Stefan wird nachliefern!

Re: Vereinsexkursion vom 2.4.2022 auf den Braunsberg bei Hainburg

Verfasst: Sonntag 3. April 2022, 10:08
von kurt nadler
Schauplatz 3-4: Flaumeichen-Mischwald
Die Scorzonera hispanica-artigen Rosetten waren auf einem kurzen Wegbegleitabschnitt ziemlich häufig. Für mich kam nur diese Art in Frage; es wurde aber vermutet, dass das Laub jener Art glatt sei und dass das der Austrieb von Centaurea triumfettii sein könnte.
Sehr auffällig auch zu dieser Jahreszeit: Der große Lonicera caprifolium-Bestand, sichtbar am vorletzten Bild mit den Leuten.

Re: Vereinsexkursion vom 2.4.2022 auf den Braunsberg bei Hainburg

Verfasst: Sonntag 3. April 2022, 10:20
von kurt nadler
Schauplatz 4: Hin zum Edellaubwald der Braunsberg-Ostflanke:

Re: Vereinsexkursion vom 2.4.2022 auf den Braunsberg bei Hainburg

Verfasst: Sonntag 3. April 2022, 10:29
von kurt nadler
Schauplatz 5 und 5-6 westlich der Straße:
Ganz oben am Berg wachsen Carex stenophylla, C. praecox und C. supina.
Den Weiderasen schauten wir uns nicht an. Die Gruppe war schon ein wenig geschrumpft und vom Seggenkurs am Gipfel durchgefroren.

Re: Vereinsexkursion vom 2.4.2022 auf den Braunsberg bei Hainburg

Verfasst: Sonntag 3. April 2022, 10:39
von kurt nadler
Schauplatz 6: Edellaubwald der Nordflanke: