Segetalflora 2023

[Jürgen Baldinger]

Die Nutzung auf sehr vielen Flächen extensivieren? Enteignung! Kommunismus! Und was ist mit der Bevölkerung, denkst du an die gar nicht? Es geht um Ernährungssicherheit, herrschaftzeitennocheinmal; dreimal am Tag Fleisch essen können bedeutet schlicht Freiheit.

[Stefan Lefnaer]

Ich komme mir eh schon ganz böse ünd tyrannisch vor...

[Jürgen Baldinger]

Dieses Mal sei Dir noch verziehen.

[Stefan Lefnaer]

Heute konnte ich im Langen Thal östlich von Hollabrunn auf einer kalkhältigen, sandigen Ackerbrache eine kleine Population von Polycnemum majus  EN  vorfinden. Bisher gibt es von der Art erst einen einzigen rezenten Fundort im zentralen Weinviertel, und zwar in einer kleinen aufgelassenen Schottergrube nächst Zwentendorf, siehe Lefnaer (2020). Aus Quadrant 7463-1, in dem mein heutiger Fund liegt, gibt es laut FKÖ eine Angabe von vor 1990, die somit erfreulicherweise wiederbestätigt werden kann. Die Ackerbrache wurde, wie man auf den älteren Luftbildern von Google-Earth sieht, vor einigen Jahren noch als ein großer Acker bewirtschaftet. Dann wurde der hangwärts obere Teil abgetrennt und seitdem als Ackerbrache regelmäßig umgebrochen, aber nicht direkt landwirtschaftlich genützt. Heuer wurde Luzerne eingesät, die im oberen, ganz mageren Teil aber erfreulicherweise ausfällt. Hier findet das kleine Knorpelkraut ein geeignetes Habitat vor und die Population kann sich möglicherweise, wenn die Bewirtschaftung so extensiv bleibt und der Boden mangels Düngung mit der Zeit aushagert, erholen. Ich werde das beobachten. Die Bemerkung "Ehemals auch segetal" in der RLÖ22 wäre zu korrigieren, da es nun zumindest ein segetales Vorkommen gibt. Hier noch Fotos von der schönen Knorpelkraut-Art:

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[Stefan Lefnaer]

Equisetum arvense subsp. arvense  LC  ist ja was ganz Banales. Aber mit so einem hübschen Halbkugelhabitus, wie ein Steppenroller, habe ich ihn noch nie gesehen.

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[MichaelB]

Servus Stefan,

am ersten Blick schaut das für mich aus wie E. ramosissimum (alleine vom Habitus, die St.scheidenzähne kann ich nicht erkennen - wirst Dir sicher angeschaut haben!)

LG, michl

[Stefan Lefnaer]

Lieber Michl,

ja, ich hatte da eigentlich keine Zweifel. Equisetum arvense findet man ja immer wieder in feuchten Äckern in Massen, ganze Teppiche bildend. Ich mutmaße, dass diese Pflanzen hier von der Hitze und Trockenheit überrascht wurden und nun nicht mehr seitwärts mit ihren Ausläufern in dem sandigen Acker weiterwachsen können, weil der Boden dort nun zu trocken und hart ist. Daher müssen sie "nachverdichten" und in die Höhe wachsen wo schon ein Bestand da ist, der den Boden abdeckt und vor Austrockung schützt. Das wäre zumindest eine Erklärung.

Schöne Grüße
Stefan

[kurt nadler]

jedenfalls zapft er noch bessere wasserquellen in der tiefe an als die andren segetalen.
ganz schön große ackerbrache!
wo ist das?

[Stefan Lefnaer]

Im Langen Thal östlich von Hollabrunn. Die Böden sind dort ziemlich mager und kalkarm.

[kurt nadler]

hatte vorgestern ein paar stunden gelegenheit, mich auf den spuren des herrn L. im weinviertel zu bewegen. wirklich schöne gegenden. z.b. oberhalb oberkreuzstetten:
segetal war aber genau nix los hier, bestenfalls vereinzelt consolida; nur in brachen lokal viel centaurium und an einer stelle in 3 stunden filago arvensis. trocken-bodenrisse 2 cm.