Orchideen 2023

[Hermann Falkner]

Naja, auf Schritt und Tritt begegnen einem Orchideen am Braunsberg jedenfalls ganz sicher nicht ;-) das ist doch ein riesiger Unterschied zu vergleichbaren Trockenrasen in der Gegend.
Neotinea tridentata ist weder in der älteren Literatur noch in der vorläufigen Florenkartierung aus 2021 drin; natürlich ist beides nicht vollständig und wenn es eine Quelle dafür gibt, dann wird das eine der Lücken sein. Häufig oder auch nur zerstreut ist diese Art dort sicher nicht, dann wäre sie (weniger mir, bin nur selten dort, wohl aber anderen) ganz bestimmt früher aufgefallen.
So wie auch Anacamptis pyramidalis dort ganz bestimmt nicht häufig und noch nicht mal zerstreut vorkommt, sondern wirklich selten ist ;-)

Aber zum Punkt: du hältst die fruchtende Orchidee also für N. tridentata? (Würde mir jedenfalls besser gefallen als N. ustulata. Und bessere Alternative fällt mir auch keine ein.)

[2045]

Bezüglich der Bestimmung Deines verblühten Exemplares.
N. tridentata oder N. ustulata würde ich tendieren. Wirklich sicher kann ich das nicht eingrenzen.
Und gerade heuer gibt (gab) es selbst in Trockenrasen sehr große und kräftige N. ustulata (z.B. noch nicht voll aufgeblüht Ende April im Burgenland mit 22cm Höhe), die haben durch die Niederschläge zum richtigen Zeitpunkt richtig durchgetrieben.
Von N. ustulata konnte ich heuer in etwas feuchteren Wiesen mehrmals Exemplare mit über 30 cm Höhe beobachten.

Die Hainburger Berge sind sicher von der Anzahl der Exemplare kein sehr reicher Orchideen Bereich, die Artenanzahl ist aber doch nicht ganz so klein. Vieles dürfte halt nur sehr punktuell vorkommen, und dann ist viel Glück dabei, das man zur richtigen Zeit, bei richtiger Wetterlage am richtigen Platz (und da ist jeweils sehr viel Fläche vorhanden) vorbei kommt.

Am Spitzerberg waren heuer z.B. 100e A. morio in einem doch flächenmäßig größerem Bereich, A. pyramedalis kommt am Spitzerberg offenbar auch nur an einem Punkt vor (14 Stück voriges Jahr).

Auf der angeführten Homepage gibt es von den Hainburger Bergen folgende Orchideen (ist ein Auszug von einer umfangreichen Pflanzenliste) angeführt, dazu kommt noch der Neufund von Kurt von Orchis simia vom Spitzerberg. Ein Großteil dieser Orchideenarten konnten in den vergangenen Jahren in diesem Bereich auch selbst beobachtet werden, dementsprechend sind die angeführten Orchideen eigentlich sehr plausibel. Es gibt auch auf der HP diverses Fotomaterial und dadurch ist die korrekte Bestimmung auch nachvollziehbar.
Ein nicht bestimmtes Foto von E. palustris findet man auf der HP auch noch, da ist aber kein Fundpunkt vorhanden.

4 der angeführten Arten konnte ich bis jetzt nicht selbst vor Ort beobachten, 2 Begehungen am Schlossberg auf der Suche nach O. purpurata waren heuer nicht erfolgreich.

weiße waldhyazinthe (platanthera bifolia) (hk,sp)
brandknabenkraut (orchis ustulata) (hk,bb)
helmknabenkraut (orchis militaris) (va)
bienenragwurz - ophrys apifera - ei, hk
breitblättrige stendelwurz - epipactis helleborine - hk
violetter dingel - limodorum abortivum - hk, bb
dreizähniges knabenkraut (orchis tridentata) (bb)
purpurknabenkraut (orchis purpurea) (sb)
kleines waldvögelein (cephalantera damasonium) (hk)
vogelnestwurz (neottia nidus-avis) (hk)
adriatische riemenzunge (himantoglossum adriaticum) (sp)
pyramiden-hundswurz (orchis anacamptis pyramidalis) (bb, sp)
Die Legende dazu:
(bb) - braunsberg
(sp) - spitzerberg
(hk) - hundsheimer kogel
(sb) - schlossberg
(tt) - teichtal
(au) - augebiet an der donau
(sv) - sonstiges vorkommen
(va) - verbreitetes auftreten
(ei) - einzelne individuen


Am Braunsberg war ich noch nie zur Orchideenzeit.
Am Hundsheimer Berg habe ich in den letzten Jahren bei verschiedenen Besuchen Orchis militaris, Neotinea ustulata, Neottia nidus-avis, Cephalantera damasonium, Epipactis helleborine und Limodorum abortivum beobachten können.

Am Spitzerberg bei verschiedenen Begehungen Anacamptis morio, Himantoglossum adriaticum, Anacamptis pyramidalis (am 17. Juni 2022), Neotinea ustulata und Orchis simia.

Vielleicht besteht die Möglichkeit um Kontakt per PN, der genauere Bereich von A. pyramedalis am Braunsberg würde mich natürlich interessieren.

LG Markus

[Hermann Falkner]

Ich schick dir das per PM.

Solche Daten wären auch für die Florenkartierung relevant, da ist zweifellos einiges unterkartiert ;-)

[Lautaro]

Hilfreich könnte dieses Büchlein sein: Kurt Redl - Identifizierung der heimischen Orchideen-Fruchtstände

Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

Cover Kurt Redl Orchideen Fruchtstände.jpg (1.37 MiB) 885 mal betrachtet

ein paar Fruchtstände für die Hainburger Berge:

Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

2x ustulata.jpg (521.93 KiB) 885 mal betrachtet

Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

pyramidalis.jpg (1.15 MiB) 885 mal betrachtet

Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

militaris + morio.jpg (573.49 KiB) 885 mal betrachtet

[Pablito]

Aus unerklärlichen Gründen steht hier "Lautaro " aber ich bin PABLITO!

[2045]

Danke für die Ergänzungen mit den Bildern der Fruchtstände. Das Büchlein habe ich auch bei mir im Buchregal, das kann man aber eigentlich nur als grobe Orientierung verwenden. Fruchtstände an Plätzen, wo ich die Arten kenne, lassen sich damit vielleicht auseinander sortieren. Dann benötige ich das Buch aber eigentlich nicht mehr. Orchideenfruchtstände bestimmen in der Praxis ohne Kenntnisse der vorkommenden Arten ist damit meiner Meinung nach nicht möglich.

Einige der nun gezeigten Arten kann man im konkreten Fall aber ausschließen.
O. militaris hat andere Laubblätter.
N. ustulata subsp. aestivalis kann dort meiner Meinung nach nicht vorkommen (ich habe noch nie ein Exemplar in einem richtigen Trockenrasen gesehen, kann auch jetzt noch nicht verblüht sein, denn die beginnen erst zu blühen).
A, pyramedalis beginnt gerade zu blühen und hat auch andere Laubblätter.
A. morio hat ebenfalls andere Laubblätter und der verblühte Blütenstand sieht in der Regel auch anders aus, als die Abbildung von Hermann.

O. simia hat übrigens auch andere Laubblätter (ähnlich bis gleich wie O. militaris), habe mir nun die Bilder der verblühten Pflanzen vom Spitzerberg vom Vorjahr gerade angesehen.

Somit bleiben eigentlich nur Neotinea tridentata oder N. ustulata. subsp. ustulata über. Die sehen halt leider von den Laubblättern sehr ähnlich aus.
Im "Schlüssel" im Redlbuch kann ich nicht viele Unterschiede zwischen beiden Arten erkennen, und von N. tridentata gibt es leider gar kein Fruchtstandbild, sondern nur ein Bild mit Blüten in dem Buch.
LG Markus

[Pablito]

Neotinea ustulata ssp. aestivalis kenne ich von der Pischelsdorfer Wiese und blüht dort Ende Juni/Anfang Juli

[Elias Spögler]

Neotinea tridentata hat in typischer Ausprägung Blätter mit schwach violett überlaufenem Rand, was aber nicht immer bzw. an allen Individuen erkennbar ist. Würde daher in diesem Fall eher zu N. ustulata tendieren. Für N. tridentata scheinen mir auch die vertrockneten Lippen zu schmal zu sein.

[kurt nadler]

es ist sich doch noch ein lobau-orchideenbesuch bei mühlleiten ausgegangen, dieselbe orchideenmassenwiese wie die meisten male heuer zuvor, derzeit ein anacamptis pyramidalis-meer. dazu schon himantoglossum adriaticum-vollblüte und in der nähe an einem wegrand die einzige anacamptis coriophora. fruchstände gabs von neotinea ustulata, orchis militaris und - tw. bereits reifenden - anacamptis morio. für uns neu: zerstreute vorkommen von ophrys apifera. fotos von gudula und mir:
teil 1

[kurt nadler]

teil 2