Zwitter bei Valeriana dioica

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Stefan Lefnaer
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Zwitter bei Valeriana dioica

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 17. April 2024, 21:53

Bekanntermaßen gibt es Gattungen in den sowohl diözische als auch monözische Arten vorkommen. Silene ist so ein Fall. Und Valeriana. Es ist zu vermuten, dass ursprünglich alle Vorfahren monözisch waren und sich im Lauf der Evolution, warum auch immer, bei manchen Kladen Diözie herausgebildet hat. Unlängst habe ich hier Valeriana dioica vorgestellt. Ich hatte mir alle Pflanzen, es waren allerdings nicht sehr viele, angesehen und nur solche mit Staubblättern gefunden. D.h. Weibchen waren keine aufzufinden. Als ich mir die Blüten angesehen habe, war allerdings bei allen neben drei Stamina ein kleiner Griffel vorhanden:

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Die EFÖ08 schreibt über die Art: "Pf ± vollkommen 2-häusig (Blü ± vollkommen 1-geschlechtig)". Die Flora Europaea nur lapidar: "Dioecious". Habe ich tatsächlich solch ketzerische Knülche vor mir gehabt, die die heiligen Bücher der Botanik nicht befolgen und sich stattdessen willenlos von der Evolution hin- und hertreiben lassen? Oder ist das eh normal? Wikipedia räumt zumindest ein, es kämen (selten) auch Zwitter vor". Was sind eure Erfahrungen? Sind dann ganze Populationen zwittrig oder immer nur Einzelpflanzen? Und wie schauen (rein) weibliche Blüten aus?

Jedenfalls ein interessantes Thema, finde ich. Ich werde mir die Art im Waldviertel, wo sie häufiger ist als im Weinviertel (noch), heuer genauer ansehen.

kurt nadler
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Re: Zwitter bei Valeriana dioica

Beitragvon kurt nadler » Donnerstag 18. April 2024, 06:33

Mein laienhafter Kommentar: Aha, drum sehen die verblühten Stängel immer so z´rupft aus. Eigentlich noch nie einen Fruchtstand gesehen ... (vielleicht aber bei officinalis agg. auch nicht?).
Danke für den Impuls, einmal genauer hinzuschaun!

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Stefan Lefnaer
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Re: Zwitter bei Valeriana dioica

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 22. April 2024, 21:37

In der Rohrwald-Population fand ich neben Zwittern (ähnlich den oben beschriebenen Pflanzen aus dem westlichen Weinviertel) auch reine Weibchen, die nur Griffel und keine Staubblätter aufweisen:

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Jetzt wäre es noch interessant herauszufinden, ob und wie oft es auch reine Männchen gibt bzw. völlig zweihäusige Populationen (vielleicht müsste ich ihnen aus Weininger vorlesen. Aber dann gehen sie wahrscheinlich ein, die armen Pflänzchen). Eine Theorie, die mir einfallen würde, wäre, dass sich in kleinen Populationen, wie jene im Weinviertel, Monözie (bzw. Gynodiözie) durchsetzt, weil dadurch mehr Nachkommen erzeugt und die Populationen eher gesichert werden können. Inzuchtprobleme, gegen die Diözie wirkt, haben die kleinen Population so oder so. Das spielt also als Nachteil dann keine entscheidende Rolle.


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