Forum Flora Austria

Liebes Forum,

heute fand im Seewinkel eine von Roland Albert geführte und mit 40 Teilnehmern hervorragend besuchte Exkursion statt. Neben interessanten Grundlagen zur Pflanzenphysiologie (Halophyten, C4-Haushalt usw.) die uns vermittelt wurden bekamen wir einige absolute Raritäten (inkl. einer zoologischen) zu Gesicht. Hier nur eine Auswahl. Vielleicht haben noch andere Teilnehmer Fotos, die sie auch hochladen wollen.


Schöne Grüße
Stefan

Auch von mir ein paar Fotos: Prof. Albert führte in eines der absoluten Top-Gebiete des NP Seewinkel, nämlich u. a. in den Bereich der Wörtenlacken. Thema war der Herbstaspekt der Halophyten-Flora dieses europaweit einzigartigen Gebiets, und wir wurden nicht enttäuscht. Alles, was floristisch Rang und Namen hat, ließ sich blicken. Hier eine Auswahl (man beachte, dass die Verbreitung wie üblich relativ zum Standort zu verstehen ist: "häufig auf wechselnassen Salzstellen" bedeutet demnach häufig auf einem sehr seltenen Standort vorkommend):

Chenopodium chenopodioides (Oxybasis chenopodioides sensu Fuentes-Bazan, Pertti Uotila, Thomas Borsch, 2012 https://dx.doi.org/10.3372/wi42.42101), zerstreut an Altwässern, besonders auf +/- salzhältigen Standorten und über wechselfeuchten Sand- und SchlickbödenSuaeda pannonica, häufig bis zerstreut auf wechselnassen Salzstellen, Sodalacken, salzhältigen Schlickböden (besonders sodareiche Standorte)Tripolium pannonicum, häufig bis zerstreut auf SalzflurenPlantago maritima, im Seewinkel häufig u. a. auf meist stark salzhaltigen, nassen bis wechselfeuchten RasengesellschaftenLotus tenuis, zerstreut bis sehr selten u. a. auf feuchten, salzhältigen Wiesen und WeiderasenCrypsis aculeata, um den Neusiedler See häufig an trocken gefallenen Sodalacken-Rändern, feucht-tonigen Stellen mit stärkerem Salz-(Soda-)GehaltBolboschoenus maritimus, häufig an Sodalacken, nassen Äckern, Niedermoorwiesen; SalzzeigerSüdrussische TarantelTeucrium scordium, selten bis sehr selten auf feuchten bis nassen Wiesen, Ufern, Schlammfluren, Wassergräben; salzzolerantSamolus valerandi, selten bis sehr selten auf schwach salzigen, feuchten Wiesen, Salzsümpfen, auch auf anderen feuchten und moorigen Wiesen (von der Ufermauer des Hansybachs in Bad Vöslau einmal abgesehen)Euphorbia palustris, selten in Auwäldern, nassen, nährstoffreichen Wiesen, RöhrichtenDann ein echtes Highlight, Crypsis schoenoides, sehr selten auf feuchten, sandigen Stellen, zeitweilig überschwemmten Ufern, feuchten Salzfluren, vom Aussterben bedroht, fluktuierendXanthium orientale agg., die genaue Artbestimmung steht noch ausChenopodium glaucum (Oxybasis glauca sensu Fuentes-Bazan, Pertti Uotila, Thomas Borsch, 2012, s. o.), lokal häufig, sonst zerstreut bis selten u. a. an sandreichen, schlammigen, sehr nährstoffreichen, besonders N-reichen (Ammoniak-Pflanze) SalzlackenRanunculus baudotii, selten in Gräben, Viehtränken, Weihern, oft mit salzhaltigem WasserCyperus pannonicus, häufig an sandig-feuchten Sodalacken-UfernRumex palustris, selten bis sehr selten an schlammigen Ufern, feuchten, +/- salzhältigen Äckern und Ruderalstellen, die Quirle voneinander entfernt stehend, fruchtende Pflanze bräunlich- oder rötlichgrünRumex maritimus, selten (+/- fluktuierend) an schlammigen Ufern, feuchten Ruderalstellen und Äckern, oft auf +/- salzhältigen Böden, die Quirle einander oft berührend, der Fruchtstand goldbraunBupleurum tenuissimum, selten bis sehr selten auf salzhaltigen Wiesen, trockenen Grasplätzen, sandigen Stellen, salzertragendMarrubium peregrinum, zerstreut bis selten auf trockenen Ruderalstellen, ruderalisierten Trockenrasen, Hühner- und Pferdeweiden, besonders über LössNoch einige September-Impressionen: Östliche Wörtenlacke

Weitere +/- erwähnenswerte Funde u. a. übrigens: Atriplex prostrata, Centaurea jacea subsp. angustifolia, Centaurium littorale, Schoenoplectus tabernaemontanum, Serratula tinctoria.

Hallo Jürgen!

Vielen Dank für den tollen, umfangreichen Bericht. Sind das Lacken, die man auch privat besuchen kann, oder alle im NP Sperrgebiet?

LG Markus

Die noch verhältnismäßig gut erhaltenen Wörtenlacken sind nicht einmal mit Wegen erschlossen, es gilt unter normalen Umständen ein Betretungsverbot. Ansonsten gilt ohnehin im gesamten NP Wegegebot, was permanent kontrolliert wird. Die NP-Rangers verstehen diesbezüglich wenig Spaß.

Einzelne Führer wie gestern Prof. Albert bekommen eine Sondergenehmigung und für die Dauer der Führung eine spezielle Armschleife.

Nachtrag: Die floristisch nicht übermäßig interessante Sechsmahdlacke dürfte (teilweise?) außerhalb des NP-Gebiets sein. Wir konnten das nicht mit Sicherheit klären. Weiß jemand mehr?

Die Sechsmahdlacke gehört, laut Nationalparkwanderkarte, nicht mehr zu den Bewahrungszonen des Nationalparks.

Mittlerweile dürfte die Sechsmahdlacke in den Nationalpark eingegliedert worden sein, siehe AMAP online: http://www.austrianmap.at/amap/index.ph ... 1147%7E506
Tafeln gab es aber noch keine, vielleicht ist das relativ neu? Man müsste in den Landesgesetzblättern nachschauen.

Man muss aber noch sagen, dass das higheste Highlight der Exkursion, Pulicaria vulgaris, in einer feuchten Senke direkt neben einem erlaubten Weg wächst und Mentha pulegium direkt daneben. Thomas Haberler fand die Pulicaria dort, der Fundort ist aber anscheinend schon bekannt.

Schöne Grüße
Stefan

Feiner Beitrag mit einigen Klassikern der halophilen pannonischen Flora - Danke für die Zusammenstellung!
Aus Osttiroler Sicht kann ich ein Highlight allerdings nicht teilen und zwar Chenopodium glaucum. Diese Art mag im Seewinkel selten(er) sein, aber bei uns ist diese häufig (ev. bezieht sich ja die Angabe "lokal häufig" in der EFÖLS darauf). Sie ist etwa in frischen Ruderalflächen, an Misthaufen, in Hackfruchtäckern und selbst an Straßenrändern verbreitet, durchwegs häufig und auch absolut ungefährdet. Für Oberkärnten gilt selbiges auch ...
Viele Grüße
Oliver