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Was kann das sein?

Verfasst: Samstag 17. November 2018, 20:37
von Oliver Stöhr
Liebe alle,

ich stehe gerade auf der Leitung - was kann das sein?

Gesichtet heute an einem Wegrand an der Drau bei Mittewald (Osttirol) im Nahbereich von Gartenaushüben. Ich tippe jedenfalls auf eine verwilderte Gartenpflanze. Die Pflanze war ca. 50-60 cm hoch, mit lang gestielten, gegenständigen Blättern (Blattspreite ca. 15 cm lang); Pflanze durchwegs kahl.

Meinungen & Anregungen nehme ich gerne entgegen!

Viele Grüße
Oliver

Re: Was kann das sein?

Verfasst: Samstag 17. November 2018, 20:57
von kurt nadler
hallo

könnte eine catalpa bignonioides so "beginnen"?
ein baum wirds mit höchster wahrscheinlichkeit.

herzliche grüße
kurt

Re: Was kann das sein?

Verfasst: Samstag 17. November 2018, 21:18
von Oliver Stöhr
Danke, Kurt!

An Catalpa bignonioides habe ich auch schon gedacht - aber passt dazu der doch rel. stark herzförmige Blattgrund? Wäre vermutlich der erste adventive Nachweis in Osttirol. Die Art wird bei uns kaum kultiviert ...

Viele Grüße
Oliver

Re: Was kann das sein?

Verfasst: Montag 19. November 2018, 08:08
von Peter Pilsl
Hallo Oliver,
auch ich würde das als Catalpa bestimmen. Ob es nun C. bignonioides ist oder eventuell eine andere Art ist in diesem Zustand wohl kaum zu sagen.
Grüße

Re: Was kann das sein?

Verfasst: Montag 19. November 2018, 08:59
von Norbert Griebl
Hallo Oliver, liebes Forum!

War gestern auch in Mittewald in Osttirol (allerdings nicht wegen des Trompetenbaumes, sondern als Ausgangspunkt für die Besteigung des Bocksteins). Nach meinen Aufzeichnungen ist das dann ein Neufund für Osttirol. Bisher wurde Catalpa bignonioides ja in allen Ländern Österreichs bis auf Osttirol gemeldet.
Ich hänge dann mal eine kleine Zusammenfassung an:
Echter Trompetenbaum, Catalpa bignonioides Trompetenbaumgewächs

Steckbrief: Bis 15 m hoher und 10 m breiter Baum mit längsrissiger, hell graubrauner Rinde. Blätter groß, gerieben unangenehm riechend, mit 15–30 cm langer, herzförmiger, frischgrüner Spreite. Blüten in aufrechten, vielblütigen Rispen. Einzelblüten glockenförmig, weiß, 3–4 cm lang, innen mit 2 gelben Streifen und purpurnen Flecken. Früchte bis zu 35 cm lange, schmale Kapseln. Blütezeit Juni bis Juli.
Verwechslungsmöglichkeit: Der Kleinblütige Trompetenbaum, Catalpa ovata, unterscheidet sich u. a. durch nur 1,5–2 cm lange Blüten und deutlich 3–5-lappige, unterseits kurzhaarige Blätter.

Heimat: Südöstliches Nordamerika.

Nutzung: Ziergehölz.

Ausbreitung: 1726 durch den englischen Naturforscher Mark Catesby (1683−1749) aus seiner nordamerikanischen Heimat nach Europa gebracht (HILLIER 1981). Gegenwärtig häufig als Zierbaum genutzt, vor allem als Straßenbaum im städtischen Bereich.
ÖSTERREICH:
U. a. in Klagenfurt in der Grinzkeygasse und am Viktringer Ring in Kärnten, am Ufer der Schwechat im gleichnamigen Ort in Niederösterreich, am Ostufer des Traunsees bei Gmunden und im Hafen Linz in Oberösterreich, in der Stadt Salzburg am Mirabellplatz, in der Augustinergasse, Schallmooser Hauptstraße und in der Maxglaner Hauptstraße (Pilsl & al. 2008, Pilsl & Pflugbeil 2012), mehrfach im Grazer Stadtgebiet, so in Eggenberg, St. Leonhard und Andritz und im Murtal bei Frohnleiten in der Steiermark (LEONHARTSBERGER 2015), Innsbruck-Hötting in Nordtirol (Pagitz & Lechner-Pagitz 2004), Mittewald in Osttirol (Stöhr 2018) und am Südufer des Donaukanals, am Laaer Berg und am Ufer des Liesingbaches in Wien (STÖHR & al. 2007). In Südtirol u. a. bei Meran und Branzoll (Wilhalm & al. 2002).

Weitere Arten:
Der aus China stammende Kleinblütige Trompetenbaum, Catalpa ovata, tritt ebenfalls gelegentlich verwildert auf, so in Würzburg in Bayern (Lippert & Meierott 2014), in Berlin (Seitz & al. 2012), Frankfurt in Hessen (Buttler 2009), Köln in Nordrhein-Westfalen (Sumser & al. 2015), im niederösterreichischen Langenlois (STÖHR & al. 2007), am Albener Hafen in Wien und in der Umgebung von Basel (BRODTBECK & al. 1999).
Aus dem östlichen Nordamerika stammt der Prächtige Trompetenbaum, Catalpa speciosa, der vor allem als Parkbaum angepflanzt wird und vereinzelt verwildert, so in Basel, Genf und in Förrlibuck, Nürenbergstraße und Glattbrugg in Zürich (Landolt 2001).

Quellen:
FISCHER M., OSWALD K. & ADLER W. (2008): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol; 3., verb. Aufl. der „Exkursionsflora von Österreich“ (1994). – Linz: OÖ Landesmuseum; 1392 S.
HILLIER H.G. (1981): Hillier‘s Manual of trees and shrubs; 5th ed. – Newton Abbot: David and Charles; 576 pp.
LEONHARTSBERGER S. (2015): Neues zur Adventivflora von Graz – Joannea Botanik 12: 39–68.
PAGITZ K. & LECHNER-PAGITZ C. (2004): Ergänzungen und Bemerkungen zu in Tirol wildwachsenden Pflanzensippen (III) - Ber. nat.-med. Verein Innsbruck Band 91: 91–101.
PILSL P., GEWOLF S., SCHRÖCK Ch., KAISER R., STÖHR O. & NOWOTNY G. (2008): Neophytenflora der Stadt Salzburg (Österreich) – Sauteria-Schriftenreihe f. systematische Botanik, Floristik u. Geobotanik 17: 1–596.
PILSL P. & PFLUGBEIL G. (2012): Nachträge zur Neophytenflora der Stadt Salzburg, I - Mitt. Haus der Natur 20: 5 – 15.
Stöhr O. (2018): Was kann das sein? - viewtopic.php?f=4&t=1228
STÖHR O., P. PILSL, F. ESSL, M. HOHLA & C. SCHRÖCK (2007): Beiträge zur Flora von Österreich, II – Linzer biol. Beitr. 39/1: 155–292.
WILHALM T., STOCKNER W. & TRATTER W. (2002): Für die Flora Südtirols neue Gefäßpflanzen (2) – Gredleriana 2: 295–318.

Liebe Grüße
Norbert

Re: Was kann das sein?

Verfasst: Montag 19. November 2018, 19:45
von Oliver Stöhr
Lieber Norbert & Peter!

Danke für eure Anmerkungen. Ich lege den Fund einmal als Catalpa cf. bignonioides ab.
Zudem habe ich ein wenig recherchiert und gesehen, dass es von Alois Kofler, der primär zoologisch interessiert ist, offenbar schon einen Beleg dieser Art aus dem Bezirk Lienz (Amlach) vorliegt, der aus den 1980er Jahren datiert. Ob es sich hierbei jedoch um den ersten Adventivnachweis dieser Art handelt, ist fraglich, da keine genaueren Angaben vorhanden sind und Kofler immer wieder auch kultivierte Pflanzen gesammelt hat.

Viele Grüße
Oliver