Euphorbie - Bestimmungshilfe

[2045]

Beim Aufarbeiten der Bilder vom Vorjahr sind mir nun einige Aufnahmen einer Euphorbie untergekommen.
Aufnahmeort ein Nassbiotop an der Bundesstrasse Gscheid bei Kernhof nach Terz im Grenzgebiet NÖ / Stmk am 12.05.2018. Die genaue Lage muss ich bei einem weiteren Besuch heuer mit dem GPS aufnehmen, damit ich das genau auf einer Karte hinterlegen kann. Der Standort selbst ist aber durch eine genau Straßenkilometeraufzeichnung gesichert.
In der Nasswiese zahlreiche eindrucksvolle Pflanzen dieser Euphorbie, benachbart große Bestände u.a. von Primula farinosa - Mehl-Primel, Pinguicula alpina - Alpen-Fettkraut , beide damals in Vollblüte und Dactylorhiza majalis - Breitblatt-Fingerwurz (damals in Knospe).
Vor Ort war damals schon keine Zuordnung möglich, und mit dem Schlüssel der EFÖ komme ich auch nicht zu sinnvollen Ergebnissen, vor allem mit dem dazugehörigen Standort.
Zur Info - es hat vorher geregnet, die Pflanzen sind mit einem Wasserfilm überzogen.
Bitte um Hilfestellung, Danke im Vor aus, LG Markus

[Norbert Sauberer]

Das sollte Euphorbia austriaca sein. Nah verwandt mit Euphorbia villosa.

[Stefan Lefnaer]

Euphorbia austriaca wird in der 4. Auflage der Exkursionsflora abgeschafft. Siehe dazu Fischer & Englmaier in Neilreichia 9:

Die beiden Sippen (Euphorbia austriaca und Eu. villosa) lassen sich molekulargenetisch nicht trennen, weshalb neuerdings auf eine infraspezifische Gliederung verzichtet wird (Frajman & al. 2016a). Ob der geringen phänetischen Unterschiede verdienen sie bestenfalls den Rang von Unterarten.

[Norbert Sauberer]

...noch haben wir nur die 3. Auflage von EFÖLS....

[Stefan Lefnaer]

Aber die Neilreichia! Die ist selbstverständlich auswendig zu lernen und immer zu beachten! :-)

[2045]

Ganz herzlichen Dank für die rasche Beantwortung. Für alle, die es in der Neilreichia 9 nachlesen wollen, es steht dort auf der Seite 372.

Vom Standpunkt her würde ja E. villosa bestens passen, ein typischer E. austriaca Standort ist das dort ja nicht gerade.

Wird jetzt E. villosa auch eine Unterart, welche Art bleibt dann "über"?
Im Neilreichia Text steht "verdienen Sie bestenfalls den Rang von Unterarten", das ist in der Mehrzahl geschrieben.

LG Markus

[Norbert Sauberer]

Naja, Euphorbia villosa galt stets als Art der Tieflagen. Dahingegen kommt Euphorbia austriaca in der montanen bis subalpinen Stufe vor. Die Vorkommen sind schon recht deutlich voneinander geschieden. Noch bin ich nicht restlos davon überzeugt, dass da nicht doch ein Unterschied besteht. Die Exemplare von E. austriaca, die ich bisher gesehen habe, sind durchschnittlich auch immer 2-3x so groß wie die Individuen von E. villosa. Hier ein älterer Artikel über diese Verwandtschaft: https://www.zobodat.at/pdf/ANNA_75_0183-0202.pdf

[Stefan Lefnaer]

Lieber Markus,

beide Arten werden zu Unterarten oder Varietäten etc. degradiert werden, d.h. zu Euphorbia villosa subsp./var./f. villosa und Euphorbia villosa subsp./var./f. austriaca. Euphorbia villosa sensu 4. Auflage meint dann das was beide Sippen jetzt gemeinsam sind, d.h. Euphorbia villosa sensu 3. Auflage vereinigt mit Euphorbia austriaca sensu 3. Auflage. Die Vereinigung muss wohl Euphorbia villosa heißen, weil das der ältere der beiden Namen ist. Das ist aber rein zufällig so und sagt nicht, dass Euphorbia villosa sensu 3. Auflage die "typischere" oder "echtere" Sippe ist.

Schöne Grüße
Stefan

[Norbert Sauberer]

Möglicherweise "gewinnt" aber dann der Name Euphorbia illirica Lamarck 1788. In der "offiziellen" Kew-Liste (http://plantsoftheworldonline.org) wird Euphorbia villosa Waldst. & Kit. ex Willd. 1799 nur als Synonym von Euphorbia illirica geführt....

[2045]

Ganz herzlichen Dank an Norbert und Stefan für die weiteren Erläuterungen.
hätte ich diese Pflanzen auf einer Wandertour am Waldrand oder einer alpinen Wiese gesehen, hätte ich vor Ort schon auf Euphorbia austriaca getippt. Die Art haben wir im Mariazellerland im Bereich der Zellerhüte in schönen Beständen schon selbst gesehen.
Was mich an dieser Population halt völlig irritiert hat, ist der Standort in dieser Nasswiese an diesem Ort. Das hat dann mit den Zusatzangaben in der EFLÖ 3. Auflage nicht wirklich zusammengepasst (vom Ötschergebiet bis ins Salzkammergut; lichte Wälder, Hochstaudenfluren, Fettweiden als Zusatzangaben bei E. austriaca).
Danke für die Lösung des Problems.

LG Markus