Muscari: wild oder Gartenflüchtling?
Muscari: wild oder Gartenflüchtling?
Grüß Euch,
Hier im Forum sind ja viele Leute aus dem pannonischen Raum die solche Pflanzen besser kennen. In OÖ sich solche Elemente rarer.
Es geht um ein "Muscari neglectum" mit den typischen schlaffen langen Blättern, jedoch sind die Perigonblätter eher lilablau (so wie bei M. botryoides) und im fertilen Zustand keinesfalls dunkelblau. Die Blüten duften.
Handelt es sich bei einer solchen Forum um einen "Gartenflüchtling"? Oder gibt es Übergangsformen?
Vielen Dank
Daniel
Hier im Forum sind ja viele Leute aus dem pannonischen Raum die solche Pflanzen besser kennen. In OÖ sich solche Elemente rarer.
Es geht um ein "Muscari neglectum" mit den typischen schlaffen langen Blättern, jedoch sind die Perigonblätter eher lilablau (so wie bei M. botryoides) und im fertilen Zustand keinesfalls dunkelblau. Die Blüten duften.
Handelt es sich bei einer solchen Forum um einen "Gartenflüchtling"? Oder gibt es Übergangsformen?
Vielen Dank
Daniel
- Norbert Griebl
- Beiträge: 891
- Registriert: Donnerstag 20. Oktober 2016, 16:59
Re: Muscari: wild oder Gartenflüchtling?
Servus Daniel!
Wahrscheinlich handelt es sich bei diesen Pflanzen um Muscari armeniacum, einem Gartenflüchtling.
Diese Art ist wahrscheinlich häufiger als angegeben, bekannt ist sie beispielsweise vom Zillingdorfer Wald bei Pöttsching im Burgenland (Till 2009), in Haslau an der Donau in Niederösterreich (Essl & Stöhr 2006), Obernberg am Inn, Bahnhof Ried im Innkreis und Ebelsberg in Linz (Hohla 2000, Essl & Rabitsch 2002, Essl 2006), Golling, Kuchl, Bischofshofen, Straßwalchen, Oberndorf und Itzling in Salzburg (Schröck & al. 2004, Pilsl & al. 2002), Zeltweg, Graz, Leoben, Frohnleiten, Graz und Grambach in der Steiermark (Melzer & Bregant 1993, Essl & Rabitsch 2002, Maurer 2006) und Debant, Tristach und Dölsach in Osttirol (Stöhr 2011).
Die südosteuropäisch-vorderasiatische Art ist 1877 nach England gekommen und wurde ein Jahr später beschrieben. Möglicherweise ist sie aber auch schon früher nach Mittel- und Westeuropa gelangt und wurde bis dahin unter dem Namen Muscari neglectum geführt (Krausch 2003). Verwildert vor allem auf Friedhöfen, Bahnhöfen, an Uferverbauungen, Parkanlagen und ähnlichen Standorten und ist gegenwärtig im Gebiet weit verbreitet, lokal auch eingebürgert und in weiterer Ausbreitung begriffen. In England hat sich die Art seit ihrem ersten verwilderten Auftreten 1892 in zahlreichen Gebieten völlig eingebürgert.
Quellen:
ESSL F. & RABITSCH W. (2002): Neobiota in Österreich. – Wien, Umweltbundesamt; 432 S.
ESSL F. (2006): Floristische Beobachtungen aus dem östlichen Oberösterreich und dem angrenzenden Niederösterreich, Teil V – Beitr. Naturk. Oberösterreichs 16: 161–195.
ESSL F. & STÖHR O. (2006): Bemerkenswerte floristische Funde aus Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark, Teil III – Linzer biol. Beitr. 38_1: 121–163.
HOHLA M. (2000): Beiträge zur Kenntnis der Flora des Innviertels und des angrenzenden Bayerns – Beitr. Naturk. Oberösterreichs 9: 251–307.
HOHLA M. (2014): Zobodat-Herbarbelege – http://www.zobodat.at/belege.php?id=100396737
KRAUSCH H.-D. (2003): Kaiserkron und Päonien rot - Von der Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen – Dölling und Galitz-Verlag. 536 S.
MAURER W. (2006): Flora der Steiermark. Band II/2. Einkeimblättrige Blütenpflanzen (Monocotyledoneae). – Eching: IHW-Verlag; 324 S.
MELZER H. & BREGANT E. (1993): Bemerkenswerte Funde von Gefäßpflanzen in der Steiermark. – Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 123: 183–205.
PILSL P., WITTMANN H. & NOWOTNY G. (2002): Beiträge zur Flora des Bundeslandes Salzburg III – Linzer biol. Beitr. 34/1: 5–165.
SCHRÖCK C., STÖHR O., GEWOLF S., EICHBERGER C,. NOWOTNY G., MAYR A. & PILSL P. (2004): Beiträge zur Adventivflora von Salzburg I. — Sauteria 13: 221–237.
STÖHR O. (2011): Notizen zur Flora von Osttirol IV – nago Osttirol.www.nago-osttirol.at
TILL W. (2009): Virtual Herbaria JACQ – Muscari armeniacum – https://herbarium.univie.ac.at
LG
Norbert
Wahrscheinlich handelt es sich bei diesen Pflanzen um Muscari armeniacum, einem Gartenflüchtling.
Diese Art ist wahrscheinlich häufiger als angegeben, bekannt ist sie beispielsweise vom Zillingdorfer Wald bei Pöttsching im Burgenland (Till 2009), in Haslau an der Donau in Niederösterreich (Essl & Stöhr 2006), Obernberg am Inn, Bahnhof Ried im Innkreis und Ebelsberg in Linz (Hohla 2000, Essl & Rabitsch 2002, Essl 2006), Golling, Kuchl, Bischofshofen, Straßwalchen, Oberndorf und Itzling in Salzburg (Schröck & al. 2004, Pilsl & al. 2002), Zeltweg, Graz, Leoben, Frohnleiten, Graz und Grambach in der Steiermark (Melzer & Bregant 1993, Essl & Rabitsch 2002, Maurer 2006) und Debant, Tristach und Dölsach in Osttirol (Stöhr 2011).
Die südosteuropäisch-vorderasiatische Art ist 1877 nach England gekommen und wurde ein Jahr später beschrieben. Möglicherweise ist sie aber auch schon früher nach Mittel- und Westeuropa gelangt und wurde bis dahin unter dem Namen Muscari neglectum geführt (Krausch 2003). Verwildert vor allem auf Friedhöfen, Bahnhöfen, an Uferverbauungen, Parkanlagen und ähnlichen Standorten und ist gegenwärtig im Gebiet weit verbreitet, lokal auch eingebürgert und in weiterer Ausbreitung begriffen. In England hat sich die Art seit ihrem ersten verwilderten Auftreten 1892 in zahlreichen Gebieten völlig eingebürgert.
Quellen:
ESSL F. & RABITSCH W. (2002): Neobiota in Österreich. – Wien, Umweltbundesamt; 432 S.
ESSL F. (2006): Floristische Beobachtungen aus dem östlichen Oberösterreich und dem angrenzenden Niederösterreich, Teil V – Beitr. Naturk. Oberösterreichs 16: 161–195.
ESSL F. & STÖHR O. (2006): Bemerkenswerte floristische Funde aus Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark, Teil III – Linzer biol. Beitr. 38_1: 121–163.
HOHLA M. (2000): Beiträge zur Kenntnis der Flora des Innviertels und des angrenzenden Bayerns – Beitr. Naturk. Oberösterreichs 9: 251–307.
HOHLA M. (2014): Zobodat-Herbarbelege – http://www.zobodat.at/belege.php?id=100396737
KRAUSCH H.-D. (2003): Kaiserkron und Päonien rot - Von der Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen – Dölling und Galitz-Verlag. 536 S.
MAURER W. (2006): Flora der Steiermark. Band II/2. Einkeimblättrige Blütenpflanzen (Monocotyledoneae). – Eching: IHW-Verlag; 324 S.
MELZER H. & BREGANT E. (1993): Bemerkenswerte Funde von Gefäßpflanzen in der Steiermark. – Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 123: 183–205.
PILSL P., WITTMANN H. & NOWOTNY G. (2002): Beiträge zur Flora des Bundeslandes Salzburg III – Linzer biol. Beitr. 34/1: 5–165.
SCHRÖCK C., STÖHR O., GEWOLF S., EICHBERGER C,. NOWOTNY G., MAYR A. & PILSL P. (2004): Beiträge zur Adventivflora von Salzburg I. — Sauteria 13: 221–237.
STÖHR O. (2011): Notizen zur Flora von Osttirol IV – nago Osttirol.www.nago-osttirol.at
TILL W. (2009): Virtual Herbaria JACQ – Muscari armeniacum – https://herbarium.univie.ac.at
LG
Norbert
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- Muscari.armeniacum - verwildert Grambach.JPG (605.4 KiB) 3462 mal betrachtet
Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien
Re: Muscari: wild oder Gartenflüchtling?
Vielen Dank, Norbert, für die ausführlichen Schilderungen. Das war sehr hilfreich ist sehr plausibel. Und der Standort am Waldrand war zudem in Siedlungsnähe.
Danke
Daniel
Danke
Daniel
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Re: Muscari: wild oder Gartenflüchtling?
lieber daniel
von den "gängigen arten" kommt nur armeniacum in frage, aber andere vorderasiaten etc. kenn ich nicht.
verwilderungen insbesondere in räumlicher nähe zu ursprungsbeständen häufig.
noch nie irgendwelche hybridisierungen oder verdachtsfälle in ost-ö. gesehen.
gestern übrigens in neusiedl /burgenland an zwei stellen nach oben hin weiß werdende neglectum in normalen populationen eingestreut gesehen. (aber keine reinen albinos, die hab ich bei neglectum noch nicht gesehen.)
herzliche grüße
kurt
von den "gängigen arten" kommt nur armeniacum in frage, aber andere vorderasiaten etc. kenn ich nicht.
verwilderungen insbesondere in räumlicher nähe zu ursprungsbeständen häufig.
noch nie irgendwelche hybridisierungen oder verdachtsfälle in ost-ö. gesehen.
gestern übrigens in neusiedl /burgenland an zwei stellen nach oben hin weiß werdende neglectum in normalen populationen eingestreut gesehen. (aber keine reinen albinos, die hab ich bei neglectum noch nicht gesehen.)
herzliche grüße
kurt
Re: Muscari: wild oder Gartenflüchtling?
kurt nadler hat geschrieben:lieber daniel
verwilderungen insbesondere in räumlicher nähe zu ursprungsbeständen häufig.
herzliche grüße
kurt
Diese Tatsache bzw. der Satz hat es in sich. Denn in OÖ findet man in Magerrasen der Flusstäler immer wieder M. neglectum und botryoides. Nun kann man über den autochthonen Status beider Arten für diese Gegend trefflich diskutieren :-)
LG
Daniel
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Re: Muscari: wild oder Gartenflüchtling?
Hallo Daniel,
dazu kurz meine Auffassung: Die meisten verwilderten Muscari-Pflanzen sind nach meinen Erfahrungen zu M. armeniacum zu stellen, die anderen Arten werden bei uns seltener kultiviert und verwildern somit auch kaum. Soweit ich die (letzten) Mager- und Trockenrasen der OÖ. Flusstäler kenne (v.a. untere Traun und Enns), sollten die Muscaris dort weitgehend auch autochthon sein und passen gut zu den anderen dortigen Trockenelementen wie Pulsatilla vulgaris & Co.
Glaube daher nicht, dass man den Status von botryoides und neglectum dort diskutieren muss.
Viele Grüße
Oliver
dazu kurz meine Auffassung: Die meisten verwilderten Muscari-Pflanzen sind nach meinen Erfahrungen zu M. armeniacum zu stellen, die anderen Arten werden bei uns seltener kultiviert und verwildern somit auch kaum. Soweit ich die (letzten) Mager- und Trockenrasen der OÖ. Flusstäler kenne (v.a. untere Traun und Enns), sollten die Muscaris dort weitgehend auch autochthon sein und passen gut zu den anderen dortigen Trockenelementen wie Pulsatilla vulgaris & Co.
Glaube daher nicht, dass man den Status von botryoides und neglectum dort diskutieren muss.
Viele Grüße
Oliver
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Re: Muscari: wild oder Gartenflüchtling?
tschuldigts bitte missverständliche aussage von mir. ich meinte die ARMENIACUM-verwilderungen.
herzliche grüße
kurt
herzliche grüße
kurt
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