Filago vulgaris, Filago arvensis

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
asta
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Filago vulgaris, Filago arvensis

Beitragvon asta » Mittwoch 19. Juni 2019, 01:46

Liebes Forum!
Dem Filzkraut gefällt es heuer besonders gut. Unter anderem vor meiner Haustüre in Andau. Scheinbar irgendwann mit der Kleidung eingeschleppt, hat sich aus wenigen Exemplaren des Vorjahres, eine richtige kleine Fugen-Population entwickelt von ca 60 Pflanzen. Der provisorische "Pflanzenschutz" in Form eines alten Funkenfängers reicht jetzt nicht mehr aus ;) Denke es handelt sich um Filago vulgaris?
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Letzten Freitag bin ich in Zurndorf über etliche weitere Exemplare gestolpert. Stehen in dichten Büscheln in großer Menge. Leider mit Ablaufdatum. Hier auf weiter Flur entsteht ua ein riesiges Logistikzentrum und bis zum Herbst wird das ehemalige Ackerland vermutlich versiegelt sein. NSG Zurndorfer Eichenwald befindet sich in unmittelbarer Nähe.
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Filago Nr.2 ist hier auch stark vertreten, ist das Filago arvensis?
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Zum Vergleich
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Norbert Sauberer
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Re: Filago vulgaris, Filago arvensis

Beitragvon Norbert Sauberer » Mittwoch 19. Juni 2019, 05:22

Ja, das ist wohl Filago vulgaris. Bei Zurndorf habe ich selbst diese seltene Art mehrfach gesehen. Das Vergleichsbild mit Filago arvensis ist überzeugend. Wo entsteht dieses Logistikzentrum? Direkt beim Bahnhof?

asta
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Re: Filago vulgaris, Filago arvensis

Beitragvon asta » Mittwoch 19. Juni 2019, 10:29

Planiert wird zwischen A4 und Eichenwald, also weit weg von jeder Ortschaft.
Blick Richtung Süden, im Hintergrund das Umspannwerk und das ehemalige Betonwerk vom Windpark:

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und hier Blick Richtung Norden. Die Fläche mit den (ua) vielen Filagos und dem Eichenwald im Hintergrund:

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In den angrenzenden Flächen blühen übrigens zur Zeit hunderte Salvia aethiopis
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das Verbreitungsgebiet finden durch die Baustelle ein jähes Ende. Und gemäht wird natürlich auch schon.
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Wie den Medien zu entnehmen ist, wird hier fleißig weitergeplant. Die Schrägste Idee ist der Wasserpark, was immer das werden soll...

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Hermann Falkner
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Re: Filago vulgaris, Filago arvensis

Beitragvon Hermann Falkner » Mittwoch 19. Juni 2019, 20:49

Liebe Asta,

dein Beitrag hat mich zeitgerecht vor einem Ungarn-Termin erreicht, sodass ich beim Heimfahren dann einfach in Zurndorf vorbeigeschaut habe ;-) den Standort hab ich nicht auf Anhieb gefunden (ist aber auch egal, den hast eh du dokumentiert; jetzt weiss ich, mit deiner zusätzlichen Erklärung, wo der ungefähr zu finden sein müsste), aber egal, ich hab auch noch ein paar nette Sachen gefunden: und zwar unweit vom Naturschutzgebiet (im Naturschutzgebiet und unmittelbar ausserhalb davon übrigens auch reichlich Salvia aethiopis, in Blüte; aber das ist dir eh sicherlich auch bekannt), auf den Äckern auf der andren Strassenseite bei der Kuhweide.
Viel Zeit hab ich leider nicht gehabt, und gesucht hätt ich eigentlich nach Filago sp. - davon dort keine Spur - aber ein bisserl was hab ich trotzdem gefunden.

Am Feldweg schon sehr reichlich Sclerochloa dura (im Sclerochloon-Polygonetum avicularis: durch Stefan's Beitrag bin ich drauf aufmerksam geworden, dass man Sclerochloa dura am leichtesten findet, wenn man an geeigneten Standorten = Wegränder, Trittstellen nach dem Vogelknöterich sucht, der etwas auffälliger ist; auf diesem Feldweg hat man aber nicht lang suchen müssen ;-).

Ein Stückerl weiter dann in einem Roggenfeld (Secale cereale) geradezu massenhaft Agrostemma githago - fast schon "verdächtig", die seltene segetale Art wird manchmal ja auch bewusst ausgesät; der Acker hat jedenfalls nicht "verdächtig" nach Bio-Acker ausgesehen - war mässig verkrautet, so, wie hunderte andere Äcker auch. Dort übrigens schon eher verblüht, es waren aber schon auch noch viele Individuen in Blüte.
Das Vorkommen war übrigens nur auf dieses Feld begrenzt - im benachbarten Rapsfeld war überhaupt fast keine Beikrautflur entwickelt (was ja nicht ungewöhnlich ist), in einem Weizenfeld (Triticum aestivum) und einem weiteren Roggenfeld (eine kleinwüchsigere Sorte) habe ich kein einziges Individuum gesehen.

Am Rand dieser Felder, neben dem Weg, dann übrigens auch noch verstreut eine dieser "exotischen" Urgetreide-Sorten, ich glaube, dass es Einkorn ist (Triticum cf. monococcum); offenbar von der vorjährigen Ernte liegengeblieben.
Dateianhänge
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Sclerochloa dura
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Agrostemma githago
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Triticum cf. monococcum
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asta
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Re: Filago vulgaris, Filago arvensis

Beitragvon asta » Donnerstag 20. Juni 2019, 07:51

Lieber Hermann!
Dann war mein Lageplan leider zu ungenau. Dachte auch nicht, dass das gleich jemand besuchen möchte. Das Roggenfeld werde ich mir aber sicher auch noch anschauen!

Ein paar Kilometer weiter, an der ungarischen Grenze, habe ich auch große Bestände von Filago vulgaris gesehen. Allerdings noch nicht so weit entwickelt und "leicht" beeinträchtigt. Derzeit wird das Gebiet "Pannonia Fields ll" genannt und im Juni geht hier das Nova Rock Festival über die Bühne. Ehemals Ackerland und seit der neuen Nutzung 11 Monate im Jahr Brachland.
200.000 Besucher und der ganze Klimbim drum herum hinterlassen Spuren. Hier einige Bilder vom Montag, also der Tag danach...
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An diesen weniger verwüsteten Stellen haben auch ein paar Salvia aethiopis überlebt. Am letzten Bild links im Hintergrund der Karlwald, lt.Literatur immer schon Salvia aethiopis Gebiet? Auf alle Fälle würden ihm die neu entstanden Wiesen hier sehr gut gefallen, auch viele einjährige Pflanzen, trotz Gemetzel!
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Re: Filago vulgaris, Filago arvensis

Beitragvon Hermann Falkner » Donnerstag 20. Juni 2019, 08:58

Wow, so hab ich mir das Nova Rock nicht vorgestellt!!! :-)

Gibt dann vielleicht wirklich längerfristig seltenen ruderalen und segetalen Pflanzen ein Refugium, ein "Ersatzhabitat"; wozu so ein Festival gut sein kann ... ;-)
Den Karlwald kenn ich selbst noch nicht; im Bgld ist Salvia aethiopis aber im Nordbgld bzw insbes. auf der Parndorfer Platte " relativ" häufig (die Bgld-Flora - auf der Vereinsseite verlinkt - gibt auch ausdrücklich das NSG Zurndorf für die Art an).

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Re: Filago vulgaris, Filago arvensis

Beitragvon kurt nadler » Dienstag 6. Oktober 2020, 09:17

ad nova rock:
wie´s so schön schweinebeleidigend heißt: "da mensch is a sau."

ad filago- und salvia-standort:
zu spät im verfahrensverlauf wurde das immens umweltbelastende projekt logistikzentrum XXXLutz von der umweltschutzorganisation alliance for nature beeinsprucht, aber noch vor das landesverwaltungsgericht gebracht, da keine naturverträglichkeitsprüfung durchgeführt wurde - ohne erfolg.
es beeinträchtigt neben den ausufernden windparks zusammen mit dem gleichzeitig benachbart umgesetzten projekt "A-Nobis – Sektkellerei Norbert Szigeti" das direkt angrenzende und von letzterem projekt sogar randlich überbaute natura 2000-vogelschutzgebiet parndorfer platte-leithaauen und wird dauerhaft ein immenses LKW-verkehrsaufkommen hervorrufen, zumal dieses lager auch die verteilerstätte für die nachbarstaaten darstellt und mitten in die "grüne wiese" weit abseits der zivilisation gestellt wurde. aber das passiert, wenn man autobahnen baut, dann kommen die begleitenden gewerbezentren.

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Re: Filago vulgaris, Filago arvensis

Beitragvon asta » Dienstag 6. Oktober 2020, 22:23

Dieses Lutz Lager, wie es umgangssprachlich genannt wird, ist die komplette Katastrophe für die Gegend. Trotz zeitweiligem Baustopp, wegen fehlender Umweltverträglichkeitsprüfung, wie Kurt schon geschrieben hat und Shutdown im Frühling steht ein Teil bereits, zumindest mit Verspätung.
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Das Ding wird so riesig, dass ein Stück der Fläche wortwörtlich "geopfert" werden musste für eine Einflugschneise für Vögel. Und gleich daneben eine Sektkellerei auf Natura 2000 Gebiet, hat auch nicht jedes Bundesland. Ist sowas wirklich nur im Burgenland möglich?

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Re: Filago vulgaris, Filago arvensis

Beitragvon kurt nadler » Dienstag 6. Oktober 2020, 23:12

neueste info:
der fall war auch beim bundesverwaltungsgericht: abweisung der beschwerde, denn eine NGO hat angeblich kein recht, eine NVP einzuklagen, könnte nur die umweltanwaltschaft. diese war wie birdlife österreich mit den geplanten ausgleichsmaßnahmen zufrieden und beide haben sich daher nicht gegen das projekt gewandt.

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Re: Filago vulgaris, Filago arvensis

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 7. Oktober 2020, 06:27

Und gleich daneben eine Sektkellerei auf Natura 2000 Gebiet, hat auch nicht jedes Bundesland. Ist sowas wirklich nur im Burgenland möglich?

In NÖ sicher auch!


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