Gentiana brachyphylla vs. orbicularis

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
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Jonas
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Gentiana brachyphylla vs. orbicularis

Beitragvon Jonas » Dienstag 16. Juli 2019, 16:26

Liebes Forum

DIe Bestimmung der alpinen Enzianarten macht mir immer wieder mal Mühe. Besonders gilt dies für die Unterscheidung von Gentiana orbicularis und brachyphylla....
Ich war über das Wochenende im Kanton Graubündenin der Schweiz und konnte zwei verschiedene Populationen dieser Enzianarten aufspüren. Ich habe beide als G.orbicularis bestimmt, bin mir aber sehr unsicher, da die Pflanzen doch etwas verschieden ausschauen....

Zuerst hier die Bilder vom Piz Clünas. Hier bin ich mir "relativ sicher", dass dies G. orbicularis ist. Stimmt das?

Beste Grüsse
Jonas
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Jonas
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Re: Gentiana brachyphylla vs. orbicularis

Beitragvon Jonas » Dienstag 16. Juli 2019, 16:30

Hier noch die zweite Population. Gefunden im Val Sesvenna. Ich bin mir natürlich bewusst, dass meine Bilder hier sehr suboptimal sind, aber vielleicht geht ja dennoch was...

Beste Grüsse
Jonas
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Re: Gentiana brachyphylla vs. orbicularis

Beitragvon Jonas » Dienstag 16. Juli 2019, 16:37

Hmmm..... vielleicht sind die zweiten Pflanzen doch eher G. brachyphylla? Kann man die Kronaussenseite als grünlich bezeichnen?

Gruss Jonas
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Re: Gentiana brachyphylla vs. orbicularis

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 16. Juli 2019, 19:32

Hallo Jonas,

also aufgrund dessen, was man auf den Bildern erkennen kann, würde ich deine Vermutung unterstützen, dass oben Gentiana orbicularis zu sehen ist und unten G. brachyphylla.

Die beiden Arten sind im typischen Ausbildung eigentlich gut unterscheidbar, aber es gibt eben auch "Grenzfälle", deren Zuordnung nicht so klar ist. G. brachyphylla ist an sich eine Art mit relativ schmalen Kronröhren, fast ungeflügelten Kelchen und etwas gestielten Blüten. Im Gegensatz dazu sind die Kronröhren von G. orbicularis breiter (und meist, wie auf deinem Bildern zu sehen, inkl. der Kelche auch dunkler gefärbt), deren Kelche deutlich geflügelt (auch das ist auf den Bildern zu sehen) und die Blüten kaum gestielt. Die Blätter erscheinen bei G. brachyphylla oft "eckiger", sind d.h. rhombisch, während sie bei G. orbicularis gerundeter erscheinen. Standörtlich gibts auch noch gewisse Unterschiede denn G. brachyphylla ist eher auf kalkarmen Standorten zu finden, während Gentiana orbicularis auf basischen, auch kalkreichen Substraten daheim ist.

Viele Grüße
Oliver

PS: Die von dir im deutschen Forum eingestellten Bilder der vermeintlichen Kobresia simpliciuscula zeigen tatsächlich diese Art !

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Re: Gentiana brachyphylla vs. orbicularis

Beitragvon Jonas » Donnerstag 18. Juli 2019, 22:23

Danke Oliver für deine Bestimmung und Erläuterungen! Jetzt wo du‘s so schön erklärst, meine ich auch die Unterschiede langsam zu erkennen! Bin gespannt, ob meine nächste Bestimmung in dieser Gruppe nun klappt!

Beste Grüsse
Jonas
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Re: Gentiana brachyphylla vs. orbicularis

Beitragvon Jonas » Donnerstag 18. Juli 2019, 22:29

Oh habe erst jetzt deine Bestätigung bzgl. der Kobresia gesehen! Du weisst nicht, wie mich das freut :-)
Oje, darf ich dich noch fragen, wie du die Art erkennst? Ich habe es fast ein wenig nach dem Ausschlussprinzip gemacht. Es hat irgendwie nichts anderes gepasst... Verwirrt war ich eben vom „vermeintlichen“ Fruchtschlauch.
Die Art ist laut InfoFlora übrigens noch nicht bekannt aus dem Val Sesvenna.

Beste Grüsse Jonas
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Re: Gentiana brachyphylla vs. orbicularis

Beitragvon Jonas » Donnerstag 18. Juli 2019, 22:30

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Re: Gentiana brachyphylla vs. orbicularis

Beitragvon Oliver Stöhr » Sonntag 21. Juli 2019, 20:16

Hallo Jonas,
diese Art kenne ich wirklich sehr gut, denn ich habe im Auftrag einiger Bundesländer zuletzt den prioritären FFH-Lebensraum 7240 kartiert, der u.a. durch diese Art charakterisiert ist. Rein habituell ist sie schon durch olivgrüne Stängel, den 1-2 cm langen Blütenstand (der in der Mitte oft etwas verdickt wirkt), braune Spelzen und das deutlich erkennbare Tragblatt zu erkennen. Wenn ich mir dann noch das Standortsfoto anschaue, ist dann alles klar, denn die Art besiedelt v.a. Rieselfluren und Schwemmlandflächen, die zuweilen - wenn auch nur ausnahmsweise - schon im Waldbereich liegen können. Aber Achtung: die Art kann in den Kalkalpen auch in trockenen Firmeten und Seslerio-Sempervireten (Kalkmagerrasen) auftreten, dort kennzeichnet sie natürlich nicht den LRT 7240. Dass sie aus deinem Schweizer Gebiet noch nicht bekannt ist wundert mich nicht, denn immerhin ist dieses Sauergras nur wenigen Botanikern geläufig.
Viele Grüße
Oliver

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Re: Gentiana brachyphylla vs. orbicularis

Beitragvon Jonas » Freitag 2. August 2019, 19:16

Lieber Oliver

Leider habe ich deine Antwort erst jetzt gesehen! Möchte mich aber gerne noch für deine Ausführungen bedanken! Dass Kobresia auch in trockeneren Lebensräumen gefunden werden kann, wusste ich nicht. Umso schwieriger ist es natürlich, Sie dort zu erkennen! Ich hoffe, auch mal reife Exemplare zu finden, um noch das Fruchtschlauchmerkmal zu überprüfen!
Freue mich aber sehr, überhaupt mal diese Art gefunden zu haben!

Beste Grüsse
Jonas
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