Auch eine Yucca?

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
Oliver Stöhr
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Auch eine Yucca?

Beitragvon Oliver Stöhr » Sonntag 15. Dezember 2019, 16:00

Hallo zusammen,

nachdem Pri_Mar gerade erst ein Foto einer Yucca filamentosa (det. Kurt Nadler) gezeigt hat, darf ich mich mit einer ähnlichen Anfrage anhängen. Dieser Fotos einer verwilderten, nicht "filamentösen" Einzelpflanze stammen von einem Ufergehölz nahe Heinfels von vor rd. 1 Jahr. In der Nähe des Wuchsortes sind mehrfach Gartenabfälle und sonstige Neophyten zu finden ...

Bin schon gespannt auf eure Meinung!

Viele Grüße
Oliver
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kurt nadler
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Re: Auch eine Yucca?

Beitragvon kurt nadler » Sonntag 15. Dezember 2019, 21:02

da gibt´s zwei möglichkeiten, die "yuccapalme" yucca elephantipes, die bei uns draußen keinen winter überlebt, auch wenn sie kurz ein paar minus überlebt, oder eben die "gloriosa", die winterharte stammyucca. wenn also deine einen österreichischen winter hinter sich hatte, ist´s letztere. am bild schauts nach herbst aus.
gloriosa wächst wesentlich stauchwüchsiger und untersetzter und allmählich einen ziemlich dicken stamm bildend, elephantipes jedoch stark und schlank stammbildend. der "elefantenfuß" kommt bei etwas älteren Pflanzen als basale stammverdickung.

kurt nadler
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Re: Auch eine Yucca?

Beitragvon kurt nadler » Montag 16. Dezember 2019, 10:50

hab nochmals mit gudula drübergeschaut:
am bild zwei sieht man einen ganz kurzen stammabschnitt, der eindeutig auf die nicht winterharte yucca elephantipes hinweist, da am vglw. schlanken stamm so um 2 cm herablaufende helle blattscheiden erkennbar sind.
dagegen gibts so was bei gloriosa nicht: dort wird der stamm von natur aus gar nicht frei, sondern bleibt vom altlaub bedeckt. lediglich wenn dieses nach jahren vermodert oder vom gartenbaubetreibenden entfernt wird, kommt der extrem gestauchte stamm zutage. er ist aber so breit, dass der blattgrund ihn nicht umfassen kann.
elephantipes wächst letzlich mit größeren internodien baumförmig, gloriosa bleibt ein dichter, niedriger busch mit extrem kurzen internodien.
tendenziell halte ich das laub von elephantipes für kürzer, breiter und heller als jenes von gloriosa.

Oliver Stöhr
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Re: Auch eine Yucca?

Beitragvon Oliver Stöhr » Montag 16. Dezember 2019, 20:27

Danke Kurt (und Gudula) für deine/eure Einschätzung - ich kann angesichts von rd. 40 Yucca-Arten da nichts beisteuern, nur, dass ich dort wiedereinmal hinschauen werde .Aber vermutlich lebt da nichts mehr ... wenn doch, dann berichte ich hier im Forum ;-)
Viele Grüße
Oliver

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Re: Auch eine Yucca?

Beitragvon Oliver Stöhr » Montag 29. Januar 2024, 20:31

Heute habe ich in Debant an einem Waldrand wieder eine verwilderte cf-Yucca gesichtet, die mit rd. 1,5 breiten Blättern vermutlich eine Jungpflanze darstellt. Y. flaccida scheidet aufgrund der nicht fasernden Blattränder aus - vielleicht Y. gloriosa, aber das ist wohl nur spekulativ.

Was meint ihr?
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kurt nadler
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Re: Auch eine Yucca?

Beitragvon kurt nadler » Montag 29. Januar 2024, 21:16

vorwort - nicht zum neufund:
aus meinem jetzigen informationsstand, der natürlich auch durch neilreichiapublikationen beeinflusst ist, halt ich es nicht für legitim, bei den früher - auch von mir - gärtnerisch filamentosa genannten faserblättrigen sippen (seit bspw. der publikation der hackelsberger individuen) flaccida zu machen. ich glaube dagegen an gärtnerische hybriden oder zuchtformen, was in österreich verbreitet kultivierte und vegetativ verwilderte sippen anbelangt. ich kultiviere seit den späten 90ern 2 traditionelle sorten (aus alten gärten), die sich in den infloreszenzen sehr deutlich voneinander unterscheiden, aber die ich von laub und wuchs (noch) nicht auseinanderhalten kann. beide wie alle, die ich in mitteleuropa bislang gesehen hab, sind steril. das könnte auf den hybridcharakter hinweisen - oder - weniger wahrscheinlich - auf mangel an bestäubern oder bestäubungsmechanismen hierzulande.
ich kartiere die filamentösen derzeit auf "flaccida x filamentosa"-basis und warte auf solide neue erkenntnisse, erwarte mir dabei aber nicht, dass man mit amerikanischen artenschlüsseln auf unkritisierbare ergebnisse bei unsren sippen kommt.

zum neufund:
schaut für mich nach "gloriosa" aus, also nach der winterharten stammbildnerin, die in ö. ebenfalls häufig kultiviert wird, und eben schmallaubig ohne fasern bleibt. die leicht gewellten blattränder und gebogenen blätter schaun ebenfalls sehr danach aus. die filamentösen sind wohl - wie eh festgestellt - eher auszuschließen, elephantipes, die nun glaub ich schon wieder anders heißt, sicher.
der herdige wuchs der jungpflanzen passt allerdings besser zu den filamentösen sippen als zu gloriosa. weiters sind - wenigstens am sonnstandort - gloriosablätter grüner als die gräulicheren der filamentösen - kommt mir jedenfalls so vor.
aber glorisoa scheint ja auch keine wirkliche gloriosa zu sein - hab wohl solche gerüchte vernommen, und sie fruchtet ja auch in ö. nicht. oder hat sonst jemand je wenigstens eine kapsel gesehen?

ich würd cf. "gloriosa" machen, wieder einmal zur vegetationszeit vorbeischaun und schaun, ob sich doch noch eine faser vom blattrand rollt - oder eine mitnehmen und den garten bereichern oder topfkultur machen. hauptsache ein bissl wachsen lassen und in die sonne damit!

vielleicht lassen sich blattrand-feinmerkmale rausschälen. bedingung wäre, dass jemand in mitteleuropa das schon sauber dokumentiert hätte - vergleichend für alle verschiedenen sippen.
schneiden tun sie nämlich schon sehr, da ist bei mir schon blut geflossen. brutal ist elephantipes, die hab ich aber beim ein- und auswintern auch dauernd in den pfoten. die kultivierten filamentösen und gloriosen greif ich weniger an.

und: interessante fundbedingungen, offensichtlich mehrjährig etabliert, aber offenbar unter sommerschatten leidend. dazu noch ein letztes gschichtl: im guten yucca-klima und bei wechseltrockenem, luftigem boden wie bei uns in prelli halten "beide" winterharten unglaublich viel schatten aus.

Oliver Stöhr
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Re: Auch eine Yucca?

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 30. Januar 2024, 07:18

Herzlichen Dank für die Rückmeldung!

Den Namen flaccida habe von Verloove, siehe: https://alienplantsbelgium.myspecies.in ... a-flaccida

Er schreibt dort:
The exact identity of the representatives of series Filamentosae, currently found in the wild in Belgium, long remained uncertain. All known populations are fairly recent and long remained in the non-flowering phase. They were initially ascribed to Yucca filamentosa L. s.l. (e.g. Verloove 2002, Verloove 2006). Most plants seen so far are characterized by inflorescence branches that are pubescent and flaccid, narrow leaves with threads that are not conspicuously curled. These features are characteristic of Y. flaccida, a segregate of Y. filamentosa. Also, Yucca flaccida is a more mountainous species and thus less frost sensitive than genuine Y. filamentosa, a species from coastal plains (Hochstätter 2002). The presence of the latter in the wild in Belgium cannot be excluded, however. It has glabrous inflorescence branches, larger flowers (tepals 50-70 mm long, vs. 30-50 mm) and wider and thicker, more rigid leaves (Hess & Robbins 2002). Both these species have often been considered conspecific. However, molecular studies have shown them to be quite distant (Clary 1997; see also Ward 2011). These studies further revealed that Yucca flaccida is the only dry-fruited species that groups with the fleshy-fruited ones.

Scheint eine taxonomisch schwierig Gattung zu sein …

Viele Grüße
Oliver


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