Viola ambigua

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
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Stefan Lefnaer
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Re: Viola ambigua

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 20. März 2020, 08:06

Für mich sieht das schon alles nach V. ambigua aus. Dass einzelne Individuen Albinos sind oder farblich abweichen kann ja sein. Ich würde nicht überall eine Hybride dahinter vermuten. Und orange/dunkle Drüsenköpfe hatten die Haare auf "meinen" Individuen tlw. auch, siehe hier.

kurt nadler
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Re: Viola ambigua

Beitragvon kurt nadler » Freitag 20. März 2020, 08:30

danke, wir hatten gestern bei der abend-nachlese unserer feld-bestimmungsergebnisse auch mit deinen (und anderen netz-)bildern verglichen und vergeblich ähnliches zu hirta gesucht. letztere wäre für uns aber schon allein des geruchs und der nicht zotteligen jungblätter wegen auszuschließen gewesen.

so schaut nun unser hybridschwarm viola ambigua x viola suavis aus (fotos). die blattform ist meist mehr bei ambigua, die blütenfarben meist etwas mehr bei suavis, und das verzweigungs-/ausbreitungsverhalten liegt mehr bei suavis. beide sind ja gutriecher, so auch alle individuen des etliche m² großen, von einkreuzbaren andren sippen isolierten kleinvorkommens.
nicht untersucht haben wir die nebenblätter; die vorblätter sind bei beiden sippen ganz unten am stiel.
TEIL 1 von 2.
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Viola ambigua auf Löss-Humus.
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Wohl mehr oder weniger reine Viola suavis.
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kurt nadler
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Re: Viola ambigua

Beitragvon kurt nadler » Freitag 20. März 2020, 09:03

TEIL 2 von 2 (Hybridschwarm Viola ambigua x suavis am Spitzerbergabhang am 19.3.2020).
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Hermann Falkner
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Re: Viola ambigua

Beitragvon Hermann Falkner » Freitag 20. März 2020, 18:48

Servus Kurt,

deine erste Serie würde ich so wie Stefan auch als Viola ambigua ansprechen, ohne Hybrideinschlag: ich sähe keinen Grund, hier eine Hybride zu vermuten.

Bei der 2. Serie sähe ich keinen zwingenden Grund, warum hier Viola suavis beteiligt sein sollte - das weisse Zentrum ist durchaus nicht "suavis-ähnlich" (da ist das viel ausgeprägter und grösser), und auf die Blütenfarbe würde ich hier nicht viel geben - alleine der Weissabgleich der Kamera kann ein helleres violettblau vortäuschen, nur im direkten Vergleich (also etwa bei ambigua und suavis auf demselben Bild = mit demselben Weissabgleich) ist dieses Merkmal brauchbar - oder eben, wenn man den direkten Vergleich in der Natur selbst hat, sprich - der Beobachter, das kannst aber nur du beurteilen, ich war nicht dabei und kann nur nach den Fotos urteilen ;-)
Bei der 2. Serie ist lediglich das Auftreten in kleineren und grösseren Trupps "verdächtig", weil das aufgurnd von Ausläufern so sein könnte - und dann wäre in der Tat eine Beteiligung von suavis (oder auch odorata) in Betracht zu ziehen. Ob es aber tatsächlich Ausläufer gibt, kann man auf deinen Bildern ja nicht erkennen.

Sollte es keine Ausläufer geben, dann würde ich auch bei der 2. Serie erst mal auf (reine) Viola ambigua tippen. Eine Hybride mit Viola hirta wäre ebenfalls möglich (soll es lt. Exkursionsflora geben und ich hab schon den einen oder andren "Verdachtsfall" auf diese Hybride gefunden, aber das ist wirklich ein schwieriges Kapitel ...).

Grundsätzlich haben aber die tschechischen Botaniker schon festgestellt, dass die Hybridenbildung bei Veilchen vielfach überschätzt wird und es vielleicht in der Natur gar nicht so viele Hybriden und Hybridschwärme gibt, wie bisher vielfach vermutet wird. Dazu hätte Jiři Danihelka sicherlich mehr sagen können, wenn die Veilchenexkursion zustande gekommen wäre ;-) ich dilettiere auf dem Gebiet der Veilchen-Hybriden natürlich auch nur so dahin :-) - vielleicht sollten wir erst mal versuchen, auf eine "reine Art" zu bestimmen - und nicht gleich auf Hybriden zu kommen, nur weil ein einzelnes Merkmal mal nicht so 100%ig zu passen scheint :-)

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Re: Viola ambigua

Beitragvon kurt nadler » Freitag 20. März 2020, 19:43

wie auch immer, bild 3991 (nachträglich am 21.3. beschriftet) steht am einen extrem dieses kleinbestandes, eine so reine ambigua, wie der spitzergberg halt hergibt, am anderen ende bild 3992, eine suavis, wo´s wenigstens ohne ausgraben keine kontraindikation gibt - siehe den blattschnitt.

4 neue fotos: heute haben wir den zentralen kommunalrasen in prellenkirchen auf seine veilchen untersucht. im herbst erging ja eine vegetative anfrage im forum, wo ich dann meinte, es könnte sich um odoratum handeln. diesem standort am nächsten kommt (geografisch) ein etwas isolierter, mehrere m² großer bestand einer heute für uns NICHT bestimmbaren sippe, die ambigua ähnelt, aber mit runderem, herzbasigerem blattschnitt aufwartet.
die sippe ist (hier) in allen teilen deutlich kleiner als ambigua am spitzerberg, wächst wie jene einzeln, also ohne herdenbildung, sie ist blauer als jene am spitzerberg. dazu ein paar fotos mit der bitte um kommentare und mutmaßungen.
die nebenblattzipfel erwiesen sich wiederum als mit orangen drüsenköpfchen versehen.

ansonsten kommen in geringer zahl hybridschwärme von odorata bis suavis (so wie im benachbarten eigenen hintausgarten) vor. die halten aber so ca. mindestens 20 m abstand und mischen sich in vorgenannten bestand nicht ein.
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Norbert Sauberer
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Re: Viola ambigua

Beitragvon Norbert Sauberer » Donnerstag 2. April 2020, 07:36

Zum Bodentyp auf dem Viola ambigua wächst: Das Steppen-Veilchen braucht offensichtlich etwas tiefer verwitterndes Substrat bzw. Feinsubstrat. Löss ist somit am besten geeignet, wenn man sich auf die Suche nach Viola ambigua begibt.

So kommt Viola ambigua im Steinfeld nur dort vor, wo durch die ehemalige Tätigkeit der Flüsse und Bäche sandige Auflagen angeschwemmt wurden. An der Thermenlinie ist Viola ambigua auch sehr selten und kommt wiederum nur dort vor wo es Lössauflagen oder tiefer verwitterndes Substrat gibt; daher auch eher dort wo es kleinräumig anderes Gestein gibt. Auf Dolomit kommt die Art nicht vor.

Gestern habe ich Viola ambigua auch mit einem winzigen Bestand von ca. 40 Individuen in Traiskirchen gefunden. Zwei schmale Streifen zwischen Wienersdorf und Tribuswinkel wurden offensichtlich niemals umgebrochen und hier haben sich nette Arten wie Veronica prostrata, Thymus kosteleckyanus und Marrubium peregrinum erhalten. Viola ambigua kommt nun hinzu und ist auch neu für das Gemeindegebiet. Die von Stefan erwähnte Torsion ist bei einigen Blüten gut zu sehen. Ein gutes Merkmal?

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Und hier noch ein Vergleichsfoto mit Viola hirta. Die Blüten bei Viola ambigua sind kleiner und deutlich dünkler, was am Foto leider nicht so gut erkennbar ist wie in Realiter. Wichtig ist auf jeden Fall die Blattfolge: Die Spreiten der frühesten Laubblätter sind bei Viola hirta UND Viola ambigua meist leicht eingebuchtet. Während sich die Einbuchtung bei den später austreibenden Laubblättern von V. hirta immer mehr verstärkt, ist bei V. ambigua genau gegenteiliges im Gange und die Spreiten sind am Grunde dann plus/minus gerade abgeschnitten oder nur ganz schwach eingebuchtet.

Viola ambigua - hirta Traiskirchen_20200401_02.jpg
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Stefan Lefnaer
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Re: Viola ambigua

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 2. April 2020, 07:47

Ein wichtiges Merkmal ist - wie von Jiří Danihelka mitgeteilt - die Behaarung (v.a. Blattstiele): V. hirta zuerst kahl, später lang behaart:

Bild

V. ambigua ganz kurz behaart:

Bild

kurt nadler
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Re: Viola ambigua

Beitragvon kurt nadler » Donnerstag 2. April 2020, 08:25

danke für die schönen und instruktiven gegenüberstellungen. eigentlich eh nicht verwechselbar, man braucht aber ein bissl übung und muss immer genau schaun (no na). konnte heuer mit engagierterem veilcheninteresse noch keine gebiete finden, wo hirta und ambigua zusammenkommen, breitenbrunn ist ja hirtabestimmt, prellenkirchen konnte ich wider erwarten hirta nicht (mehr) finden (Korrektur 13.4.2020: am großen innerörtlichen Parkrasen dann doch 1 einziges Exemplar (und die unweit stehenden zuvor hier geposteten unbestimmbaren wohl auch mit hirta-Einfluss)). scheinbar ist das in traiskirchen anders. wäre interessant, wenn wer eine hybride hirta - ambigua auftischen würde.

wenn doch so ein biotop schützbar wäre! vielleicht einen kauf durch den nönb wert? oder doch nur zweitrangig?
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Re: Viola ambigua

Beitragvon Norbert Sauberer » Donnerstag 2. April 2020, 08:31

Diese zwei Heidereste zwischen Wienersdorf un Tribuswinkel sind im Eigentum der Gemeinde Traiskirchen und der zuständige für Natur- und Umweltschutz weiß bereits über die Bedeutung und den Artenreichtum auf diesen Flächen bescheid. Seit dem letzten Jahr findet eine extensive einmalige Beweidung im Hochsommer/Frühherbst statt.

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Re: Viola ambigua

Beitragvon Norbert Sauberer » Donnerstag 2. April 2020, 08:32

Danke Stefan! Das Merkmal mit der Behaarung der Blattstiele schaue ich mir heute noch an!


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