Scilla cf. siberica

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
Pri_Mar
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Scilla cf. siberica

Beitragvon Pri_Mar » Montag 16. März 2020, 10:21

Hab ich es hier mit Scilla siberica zu tun?
Standort is wohl ein ehemaliger Garten, randlich in einem Gewerbegebiet in Oeynhausen gelegen. Verwildert aber wohl schon seit Jahrzehnten und Scilla breitet sich aus wie "Unkraut"...
Danke
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kurt nadler
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Re: Scilla cf. siberica

Beitragvon kurt nadler » Montag 16. März 2020, 11:14

nein, mit einem schneestolz, früher gattung chionodoxa, im handel traditionell c. luciliae genannt. ob der name auch botanisch gültig war, entzieht sich meinem wissen. deine schaun jedenfalls nicht nach überzüchteten weniger ausbreitungsfähigen rassen aus, die´s auch gibt.
zuletzt wurde chionodoxa in scilla einbezogen. ob das noch gilt, muss man recherchieren.
schneestolze verwildern öfter von gärten ausgehend.
herzliche grüße
kurt

p.s.: zu scilla siberica siehe
viewtopic.php?f=23&t=1937&p=9293&hilit=scilla+siberica#p9293
viewtopic.php?f=4&t=702&p=2608&hilit=scilla+siberica#p2608
viewtopic.php?f=10&t=1964&hilit=braunsberg

Pri_Mar
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Re: Scilla cf. siberica

Beitragvon Pri_Mar » Montag 16. März 2020, 12:23

Herzlichen Dank

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Norbert Griebl
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Re: Scilla cf. siberica

Beitragvon Norbert Griebl » Montag 16. März 2020, 19:06

Servus Martin!

Kann mich hier mit Scilla luciliae-Gruppe Kurt nur anschließen. Durch die weiße Blütenmitte dürfte es sich um den Siehe-Schneestolz handeln. Siehe-Schneestolz, Scilla siehei, ist 10–25 cm hoch, hat 12–19 mm lange Perigonblätter, einen 1–11-blütigen Blütenstand und ein Perigon mit einer deutlich weißen Mitte. Die Perigonblätter sind zu 20–25 % ihrer Länge miteinander verwachsen.
Tmolus-Schneestolz, Scilla tmolii, ist 5–12 cm hoch, hat 14–27 mm lange Perigonblätter, die zu 15–20 % ihrer Länge miteinander verwachsen sind. Sardes-Schneestolz, Scilla sardensis, unterscheidet sich durch ein Perigon ohne weißem Zentrum.

Scilla siehei ist eine kleinasiatische, nach dem deutschen Kaufmann und Pflanzensammler Walter Siehe (1859−1928) benannte Art. Sie tritt vielfach verwildert auf, so etwa Bruck a. d. Leitha im Burgenland (MELZER & BARTA 2008), Straßhof, Pöttsching und Dürnkrut in Niederösterreich (MELZER & BARTA 2001, ESSL & STÖHR 2006), Kirchdorf am Inn und in zahlreichen anderen Friedhöfen in Oberösterreich (HOHLA 2006), mehrfach in der Stadt Salzburg (PILSL & al. 2008), Kaltenhausen bei Hallein im Salzburger Tennengau (ESSL & RABITSCH 2002), Innsbrucker West-Friedhof in Nordtirol (FISCHER & al. 2008, STÖHR & al. 2007), Sillian in Osttirol (STÖHR 2011), Leopoldstadt in Wien (MELZER & BARTA 2005).

LG Norbert

Quellen:
ADLER W. & MRKVICKA Ch. (2003): Die Flora von Wien - gestern und heute – Verlag des Naturhistorischen Mus. Wien, 831 S.
ESSL F. & RABITSCH W. (2002): Neobiota in Österreich. – Wien, Umweltbundesamt; 432 S.
ESSL F. & STÖHR O. (2006): Bemerkenswerte floristische Funde aus Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark, Teil III – Linzer biol. Beitr. 38_1: 121–163.
FISCHER M., OSWALD K. & ADLER W. (2008): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol; 3., verb. Aufl. der „Exkursionsflora von Österreich“ (1994). – Linz: OÖ Landesmuseum; 1392 S.
HOHLA M. (2006): Panicum riparium (Poaceae) – neu für Österreich – und weitere Beiträge zur Kenntnis der Adventivflora Oberösterreichs - Neilreichia 4: 9–44.
LEONHARTSBERGER S. (2015): Neues zur Adventivflora von Graz – Joannea Botanik 12: 39–68.
MATHEW B. (2005): Hardy Hyacinthaceae Part 2: Scilla, Chionodoxa, Chionoscilla – The Plantsman, new series, 4(2): 110-121.
MELZER H. (1988): Neues zur Flora von Steiermark, XXX. – Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 118: 157–171.
MELZER H. & BARTA T. (2001): Cotula coronopifolia, die Laugenblume, neu für Österreich und anderes Neue zur Flora von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland - Linzer biol. Beitr. 33/2: 877–903.
MELZER H. & BARTA T. (2005): Bromus hordeaceus subsp. thominei, die Strand-Weich-Trespe, neu für Österreich, ebenso sechs weitere Sippen und andere floristische Neuigkeiten aus Wien, Niederösterreich und Burgenland – Linzer biol. Beitr. 0037_2: 1401–1430.
MELZER H. & BARTA T. (2008): Cerastium lucorum, das Großfrucht-Hornkraut - neu für das Burgenland und andere Neuigkeiten zur Flora dieses Bundeslandes sowie von Wien und Niederösterreich – Linzer biol. Beitr. 40_1: 517–550.
PILSL P., SCHRÖCK C., KAISER R., GEWOLF S., NOWOTNY G. & STÖHR O. (2008): Neophytenflora der Stadt Salzburg (Österreich). – Sauteria 17: 1–596.
STÖHR O. (2011): Notizen zur Flora von Osttirol IV – nago Osttirol.www.nago-osttirol.at
STÖHR O., PILSL P., ESSL F., HOHLA M. & SCHRÖCK C. (2007): Beiträge zur Flora von Österreich, II – Linzer biol. Beitr. 39/1: 155–292.
STOLLEY G. (2007): Die Schneeglanz-Arten (Chinodoxa Boissier) – Kieler Notizen zur Pflanzenkunde 35: 44−59.
Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien

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Re: Scilla cf. siberica

Beitragvon Oliver Stöhr » Montag 16. März 2020, 20:39

Aufgrund der ziemlich geringen Blütenzahl pro Schaft möchte dazu noch Scilla forbesii (Chionodoxa forbesii) ins Spiel bringen; wenn man sich die Fotos zu S. siehei im Internet anschaut, so ist diese doch deutlich mehrblütiger (vgl. u.a. http://www.blumeninschwaben.de/Einkeimb ... zinthe.htm)
LG
Oliver

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Re: Scilla cf. siberica

Beitragvon Norbert Griebl » Dienstag 17. März 2020, 08:27

Meines Wissens wird der aus West-Anatolien stammende und nach dem britischen Botaniker Edward Forbes (1815−1854) benannte Große Schneestolz, Scilla forbesii, zwar als im Gebiet vielerorts verwildert bis eingebürgert angegeben, das echte S. forbesii hat sich in der Gartenkultur aber als nicht robust und wenig wüchsig herausgestellt und fehlt so im Gartenhandel (MATHEW 2005). Es gilt als wahrscheinlich, dass die Scilla forbesii-Funde tatsächlich zu Scilla siehei gehören (STOLLEY 2007).

Quellen:
MATHEW B. (2005): Hardy Hyacinthaceae Part 2: Scilla, Chionodoxa, Chionoscilla – The Plantsman, new series, 4(2): 110-121.
STOLLEY G. (2007): Die Schneeglanz-Arten (Chinodoxa Boissier) – Kieler Notizen zur Pflanzenkunde 35: 44−59.

LG Norbert
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Re: Scilla cf. siberica

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 17. März 2020, 21:27

Wie auch immer: Stolley unterscheidet beide Arten noch im Schlüssel und lt. diesem sollten die abgebildeten Pflanzen rein formal dieser Art entsprechen. Wenn nicht, ist der Schlüssel hier falsch oder unbrauchbar.
Auch im Rothmaler-Band V wir S. forbesii angeführt und zwar als verbreitete Zierpflanze ..
LG
Oliver

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Re: Scilla cf. siberica

Beitragvon Michael Hohla » Mittwoch 18. März 2020, 22:35

Liebe Kollegen,
ich würde diese Pflanzen ohne Bedenken als Scilla siehei notieren.
Liebe Grüße
Michael

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Re: Scilla cf. siberica

Beitragvon Michael Hohla » Mittwoch 18. März 2020, 22:52

Wegen S. forbesii: Gar nicht wenigblütig ist etwa die Pflanze auf dem Foto auf S. 686 im Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (Haeupler & Muer 2007). Franz Speta hat im Kapitel Hyacinthaceae (Österr. Exk. Flora, Fischer & al. 2008) keine Scilla forbesii angeführt. Wäre diese Art wirklich häufig bei uns verwildert, hätte Franz Speta sie sicher angeführt. Der Schlüssel im neuen Rothmaler-Grundband ist aber in der Tat interessant und die Sippe auf dem Foto auffallend wenigblütig! Bin nun doch etwas verunsichert! Ich werde Elise Speta fragen, ob sie sich erinnern kann, welche Meinung Franz über diese Sippe gehabt hat!

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Re: Scilla cf. siberica

Beitragvon Michael Hohla » Donnerstag 19. März 2020, 10:26

... Ich möchte auf die Publikation von Franz Speta im Naturkundlichen Jahrbuch der Stadt Linz 1975 (21) hinweisen (S. 9-79). Auf Seite 32 findet man folgenden Satz: "Mit S. forbesii hat bisher niemand so richtig etwas anfangen können; selbst Baker wünschte sie 1879 nicht mehr als eigene Art aufgefaßt und führt sie als Syonym zu S. luciliae, ..."
Die Sache ist also alles andere als klar, auch wenn die beiden Arten im Schlüssel des Rothmaler Grundbandes so schön unterschieden zu finden sind.
Ich würde daher mit der Bestimmung bei S. siehei sensu Österr. Exk. Flora (Fischer & al. 2008) bleiben.
Liebe Grüße, Michael


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