Puschkinia

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
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Norbert Griebl
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Puschkinia

Beitragvon Norbert Griebl » Sonntag 22. März 2020, 20:11

Liebes Forum,
weil zurzeit gerade Puschkinia im Garten blüht und mancherorts auch verwildert auftritt, ein kurzer Beitrag zu dieser nur 3 Arten umfassenden Gattung:
Obwohl es sich um eine sehr kleine Gattung innerhalb der Spargelgewächse handelt, ist ihre Gliederung umstritten. Lange Zeit galt Puschkinia als monotypisch. Mitte des 19. Jahrhunderts trennte Joseph Gerhard Zuccarini eine Puschkinia libanotica und 1871 John Gilbert Baker eine P. hyacinthoides von der Nominatform ab, die heute als Varietät bzw. als Synonym von P. scilloides gewertet werden. 2007 wurde dann P. peshmanii und 2014 P. bilgineri von P. scilloides abgetrennt und diese gelten als gute Arten. Puschkinia scilloides tritt in zwei Varietäten auf, wobei vor allem die var. libanotica Eingang in die Gärten gefunden hat. Sie unterscheidet sich von der Nominatform durch höheren Wuchs, breitere Blätter und Kronblätter, die an der Basis zu einem Viertel oder Drittel ihrer Länge röhren- bis glockenförmig miteinander verwachsen sind, währen diese bei der var. scilloides bis etwa zur Hälfte verwachsen sind. Botanisch scheint die Abtrennung der var. libanotica kaum gerechtfertigt, weil im Verbreitungsgebiet der Art fließende Übergänge zu finden sind.

Benannt wurde die Gattung vom deutsch-russischen Botaniker und Naturforscher Michael Friedrich Adams (1780−1838) zu Ehren des russischen Chemikers, Geologen und Forschungsreisenden Graf Apollos Mussin-Puschkin (1760−1805), der die Kaukasus-Expedition leitete, im Zuge derer die Pflanze im Jahr 1800 von Adams entdeckt wurde. Einer der größten Erfolge Adams war die Bergung eines Wollhaarmammut-Skeletts im Nordosten Sibiriens, dass er 1806 komplett nach Sankt Petersburg brachte und das den Namen Adams-Mammut erhielt.

Arten: Neben der weit verbreiteten Puschkinia scilloides, die bei uns in Österreich auch regelmäßig subspontan auftritt, gibt es noch folgende 2 "junge" Arten:
Puschkinia peshmenii: Die Art mit grünlich-weißen Blüten wurde 1974 vom türkischen Botaniker Hasan Peşmen (1939–1980) in Anatolien entdeckt und 2007 von Martyn Rix und Brian Mathew zu Ehren des Erstfinders, der früh bei einem Verkehrsunfall starb, benannt. Die Blüten der Art öffnen sich erst nach der vollen Blattentfaltung. Beheimatet ist die Peşmen-Puschkinie in den Gebirgen Südost-Anatoliens und Nordwest-Irans.

Puschkinia bilgineri: Die Art wurde von dem Hobby-Botaniker Ali Riza Bilginer 2009 in Südost-Anatolien gefunden und 2014 ihm zu Ehren neu beschrieben. Sie unterscheidet sich von P. scilloides unter anderem durch einen mehr kugeligen Blütenstand und schmälere Blütenblätter und ist bisher nur von zwei Lokalitäten in der Provinz Van bekannt.

LG Norbert
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Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien

Oliver Stöhr
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Re: Puschkinia

Beitragvon Oliver Stöhr » Sonntag 22. März 2020, 20:42

Wonderful - danke Norbert!

kurt nadler
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Re: Puschkinia

Beitragvon kurt nadler » Montag 23. März 2020, 08:51

hoffe auf weitere solche lehrreichen und hübschen ?"corona-effekte"!


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