Unterarten von Viola canina

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
thomas zimmermann
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Re: Unterarten von Viola canina

Beitragvon thomas zimmermann » Montag 11. Mai 2020, 12:21

Lieber Oliver, geschätztes Forum,

ich glaube, unlängst ebenfalls eine Viola canina subsp. ruppii (oder, wie sie in den alten Florenwerken heißt, Viola montana) gefunden zu haben und würde mich über eine Bestätigung bzw. Korrektur freuen.

Fundort ist der östlichste Zipfel des Südburgenlands in Bildein, 100 m von der ungarischen Staatsgrenze. Standort war ein Grabeneinhang mit dominanter Quercus cerris, der am Grund zeitweise feucht sein muss (Carex vulpina, Carex versicaria, Phalaris arundinacea).

Leider war die Pflanze schon am Verblühen, sodass von der Blüte nicht mehr viel zu sehen war. Auch fehlte der Sporn, den wohl irgendein Insekt abgefressen hat. Soweit ich aber erkennen konnte, sollte die Blüte im innersten Teil weiß und nicht violett gewesen sein.

Eindeutig ist, dass es sich um ein dreiachsiges Veilchen handelt, was die Zahl der Möglichkeiten ja schon mal einschränkt. Auffällig finde ich, neben dem hohen Wuchs, die sehr langen Blattstiele, die großen Nebenblätter (allerdings nicht so groß, dass Viola elatior in Frage käme), sowie die ausgeprägten Kelchblattanhängsel. An weiteren Veilchen, so von mir richtig erkannt, waren Viola reichenbachiana, Viola riviniana sowie ihre Hybride vorhanden.

Herzliche Grüße, Thomas
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Hermann Falkner
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Re: Unterarten von Viola canina

Beitragvon Hermann Falkner » Montag 11. Mai 2020, 19:38

Mit den Unterarten von V. canina kenn ich mich gar nicht aus, aber wenn ich den EfÖLS-Schlüssel ansehe und die Merkmale vergleiche, wäre das doch eher subsp. canina, also die ganz häufige "Nominat-Unterform".
Die Viola-pumila-Gruppe kommt jedenfalls ganz sicher nicht in Frage, die haben immer sehr viel schmälere Laubblätter (und viel längere Nebenblätter bis auf V. stagnina, aber auch V. stagnina kann's laut Schlüssel definitiv nicht sein). Die Gruppe mit V. elatior, pumila und stagnina ist ziemlich schwierig, siehe hier - aber jedenfalls sind diese 3 seltenen Feuchtwiesen-Veilchen im Habitus ganz anders als V. canina.

Oliver Stöhr
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Re: Unterarten von Viola canina

Beitragvon Oliver Stöhr » Montag 11. Mai 2020, 20:20

Lieber Thomas,

danke für deinen Beitrag und dieses interessante Veilchen. Übereinstimmend mit Hermann würde ich die V. pumila-Gruppe jedenfalls ausschließen.
Als Viola canina ssp. canina würde ich das aber auch nicht bezeichnen, die ist - soweit ich diese Unterart aus den Alpen kenne - viel buschiger und v.a. auch niederwüchsiger (s. meine Bilder oben).

Leider sieht man an deinem Beleg die Grundblätter (oder ist hier tatsächlich nur ein Grundblatt vorhanden?) und auch die Farbe des Sporns nicht, sodass eine Unsicherheit betr. Viola canina bleibt. Zudem waren bei mir die Blätter etwas länger, aber dennoch schaut das Längen-Breitenverhältnis noch konform zur EFÖLS aus. Aber auch Viola canina x riviniana, die oft nur verkannt sein soll, soll in etwa so ausschauen ...

Also allles in allem: Ssp. ruppii würde ich nicht ausschließen, aber dann gibt es auch noch die ssp. schultzii und eben die Hybriden.

Hast du ev. noch mehr Bilder, ev. von anderen Pflanzen dieser Population?

Viele Grüße
Oliver

thomas zimmermann
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Re: Unterarten von Viola canina

Beitragvon thomas zimmermann » Montag 11. Mai 2020, 22:28

Lieber Hermann, lieber Oliver,

Viola canina ssp. canina habe ich in meiner eigenen Wiese in Pernegg, die sieht nach meinem Dafürhalten doch deutlich anders aus, nämlich so, wie du sie weiter vorne beschrieben hast. Ich sollte vielleicht noch ergänzen, dass das gegenständliche Exemplar so gerade noch ohne Überstand zwischen zwei A4 Blätter passt, also beinahe 30 cm hoch ist.

Leider keine zusätzlichen Fotos! Die habe ich ja erst im Zuge der Nachbestimmung angefertigt. Mir ist vor Ort nur dieses eine Exemplar bewusst aufgefallen, eben weil es so besonders groß war. Sonst waren ja auch noch die genannten anderen 3-achsigen Veilchen vorhanden. Falls noch mehr Exemplare des hochwüchisgen da waren, dann ebenfalls nur fruchtend, sonst hätte ich ein blühendes genommen. An die Relevanz der Grundblätter habe ich leider gar nicht gedacht, daher kann ich auch nicht sagen, ob das hier das komplette Veilchen ist oder nicht... schade, wenn es sich nun nicht sicher aufklären lässt!

Jedenfalls vielen Dank für eure Antworten und schönen Abend noch,
Thomas

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Re: Unterarten von Viola canina

Beitragvon Oliver Stöhr » Donnerstag 14. Mai 2020, 20:58

Liebe alle,
meine Kollege Christoph Langer mit seinen botanisch geschulten Luchsaugen hat nach meinem Hinweis nun auch Viola canina ssp. ruppii in Osttirol gefunden und zwar im äußeren Defereggental in einem felsdurchsetzten, lichten (trockenen) Grauerlenhangwald. Anbei drei Bilder zu seinem Fund, wobei die tw. stark stark aufwärtsgerichteten Sporne auffallen, die an ssp. schultzii erinnern, die aber feucht-nass steht und keine so auffälligen (großen) Nebenblätter aufweist. Man beachte die für die ssp. ruppii typischen länglichen Blätter.
Viele Grüße
Oliver
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Re: Unterarten von Viola canina

Beitragvon Jonas » Dienstag 26. Mai 2020, 18:41

Liebes Forum

Hier noch mein Beitrag zur Viola canina-Problematik! Im Kanton Tessin in der Schweiz ist Viola canina eigentlich sogar recht häufig und nicht selten findet man ziemlich aufrecht wachsende Formen so wie diese hier.
Aufgrund des aufrechten Wuchses (ca. 35 cm hoch) würde ich hier V. canina ssp. montana (ssp. ruppii) dazu sagen. Aber ob die anderen Merkmale auch passen? Finde die Interpretation sehr schwierig....
Übrigens wuchs das Veilchen in einer recht wüchsigen Wiese, da muss es ja auch in die Höhe wachsen, um an's Licht zu gelangen... Im Tessin stiess ich oft auch auf Formen dieser Gruppe, denen ich geschwind wieder aus dem Weg gegangen bin....

Beste Grüsse
Jonas
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Re: Unterarten von Viola canina

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 26. Mai 2020, 20:00

Bis auf den vielleicht etwas "buschigen" Wuchs passen für mich alle Merkmale auf die ssp. ruppii: helle Blüten, rechteckiger Blütenumriss in Frontalansicht, hohe und aufrechte Wuchsform, große Nebenblätter mit markanten Zähnen.
LG
Oliver

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Re: Unterarten von Viola canina

Beitragvon Jonas » Dienstag 26. Mai 2020, 20:38

Besten Dank auch hier Oliver!
Ich habe wie gesagt viele V.canina s.l. gesehen während meinem Tessinaufenthalt und habe diejenigen Pflanzen fotografiert, welche meinem Verständnis von V. canina ssp. montana am nächsten kamen. Es hatte aber auch viele merkwürdige canina-Formen, von denen ich mich rasch wieder entfernt habe (fluchend)...

Beste Grüsse
Jonas
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Re: Unterarten von Viola canina

Beitragvon kurt nadler » Dienstag 26. Mai 2020, 21:15

erlaubts mir die laienhafte bemerkung, dass diese caninas wahnsinnig herzförmigen blattgrund aufweisen - und damit für olivers rätselveilchen (viewtopic.php?f=4&t=2211) der canina-anteil aus meiner sicht weiter steigen kann ...

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Re: Unterarten von Viola canina

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 26. Mai 2020, 21:30

Ich sehe aber schon auch Blätter mit +- gestutztem Blattgrund, tw. sind jedoch die Blattspreiten unten nach innen ("tütenförmig") eingebogen - man darf sich da nicht täuschen lassen.
LG
Oliver


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