Pflanze am Acker (Grossenzersdorf bei Wien) (= Bassia scoparia)

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
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Stefan Lefnaer
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Re: rasig wachsende Pflanze am Acker (Grossenzersdorf bei Wien) (= Bassia scoparia)

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 6. Mai 2020, 07:01

Bassia scoparia subsp. densiflora sollte eigentlich schon jeder in Wien und Umland kennen, die ist ja da nicht so selten. Auf Vereinsexkursionen wurde sie auch schon öfters vorgestellt. Die ausdauernde B. prostrata hingegen kennt man nur, wenn man eines der wenigen Vorkommen im Weinviertel besucht hat.

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Hermann Falkner
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Re: Pflanze am Acker (Grossenzersdorf bei Wien) (= Bassia scoparia)

Beitragvon Hermann Falkner » Mittwoch 6. Mai 2020, 19:50

So, jetzt noch die versprochenen Nachträge, von meinem gestrigen Besuch ;-) - noch bevor Stefan das Rätsel gelöst hat, hab ich einige Pflanzen entführt und zu Hause eingetopft.
In der Exkursionsflora steht hier übrigens "im Pann zstr" - könnte man "zumindest" auf "hfg bis zstr" ändern, Bassia scoparia subsp. densiflora ist ja durchaus recht häufig, nicht nur auf diesem Acker. Aber das nur nebenbei.

Der Erdboden ist fast zu Ziegeln "verbacken"; das Erdreich ist so hart, dass es völlig unmöglich war, die Pflanzen unbeschädigt mit dem Stecher auszugraben - und das bei einer Einjährigen! Dabei hat es hier in den letzten Tagen sogar geregnet - aber eben nur sehr wenig. Die heurige Frühlingstrockenheit ist wirklich extrem, so hab ich das seit über 20 Jahren in Wien noch nicht gesehen. Bei einer Pflanze ist ein Erdklumpen im Ganzen mitgegangen, nur bei dieser ist die Wurzel unversehrt geblieben:
20200505_0075_P5050083.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Bassia scoparia subsp. densiflora
20200505_0075_P5050083.jpg (1.91 MiB) 1706 mal betrachtet

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Bassia scoparia subsp. densiflora
20200505_0076_P5050084.jpg (1.54 MiB) 1706 mal betrachtet

Man sieht hier sehr schön, dass die Pflanzen natürlich keine Ausläufer bilden, sondern dass es Einzelpflanzen sind. - Übrigens haben alle die Übersiedlung erstaunlicherweise gut überstanden, ein wenig lassen sie die Köpfe noch hängen, aber sie werden durchkommen.

Hier ein besser entwickelter Bestand als die zuvor gezeigten - mit Fumaria vaillantii dazwischen:
20200505_0065_P5050072.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Bassia scoparia subsp. densiflora
20200505_0065_P5050072.jpg (916.08 KiB) 1706 mal betrachtet

Die sind schon gut 20 cm hoch, während die von mir als "rasig" wachsend empfundenen Bestände kaum höher als 5 cm waren! Sicherlich auch eine Folge der extremen Dürre.

Den Acker hab ich mir jetzt auch noch etwas genauer angesehen - es gibt gute Chancen, dass der vielleicht sogar bis zum Herbst unbestellt bleibt:
Habitatbild #1:
20200505_0001_P5050001.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Habitatbild #1
20200505_0001_P5050001.jpg (1.21 MiB) 1706 mal betrachtet

Habitatbild #2 - mit Massenbestand von Asperuga procumbens im Vordergrund und Robinienforst am linken Bildrand:
20200505_0002_P5050002.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Habitatbild #2
20200505_0002_P5050002.jpg (1.14 MiB) 1706 mal betrachtet

Offensichtlich verwendet der Bauer den Acker seit letztem Herbst als "Kompostierfeld" - aus welchen Gründen auch immer nicht verkauftes Gemüse (zu gross, zu klein, zu viel, zu billiger Herstellerpreis, was auch immer), insbes. massenhaft Zwiebeln, sind hier abgelagert und eingeackert worden; viele Zwiebeln wären übrigens noch immer in gutem Zustand (bei meinem gestrigen Besuch waren auch 3-4 Personen zum Nachklauben auf dem Feld!). - Es wird sicherlich noch mind. einige Monate dauern, bis das Zeug ordentlich kompostiert ist; irgendwann wird dann sicher drübergeackert und wieder eine Feldfrucht angebaut, heuer aber wohl nicht mehr oder wenn dann erst im Herbst. Die Bassia wird also auch auf dem Feld vieltausendfach zur Fruchtreife gelangen.

Bassia scoparia subsp. densiflora ist hier übrigens wirklich massenhaft vertreten - eigentlich überall am Acker, in unterschiedlicher Konzentration.
Ausser dem schon erwähnten Asperugo procumbens habe ich aber weiters keine besonderen Arten festgestellt, wirklich nur Allerweltspflanzen (wobei ich sicher nicht so ein geschultes Auge habe, gerade bei der Segetalflora nicht ;-).

Interessant ist vielleicht aber doch, das ist mir erst gestern so richtig aufgefallen: Chenopodium cf. album und Atriplex cf. saggitata (und/oder andre Chenopodien & Atripleceten ;-) sind zwar vorhanden, aber durchaus nicht zahlreich und auch eher kümmerlich! Bassia scoparia subsp. densiflora kommt mit der extremen Trockenheit sichtlich besser zurecht - vielleicht erklärt sich ihr massenhaftes Auftreten dadurch, normalerweise hätte ich an Standorten wie diesen viel mehr Chenopodium und Atriplex erwartet.

Und, vielleicht war der Acker zuletzt ein Erdäpfelacker, oder es sind auch nur welche dort "kompostiert" worden, jedenfalls sind auch einige (ganz sicher nicht vom Bauern heuer gepflanzte) Individuen von Solanum tuberosum vorhanden.

Einige weitere Bilder der Begleitflora hab ich unter Segetalflora 2020 gepostet.

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Stefan Lefnaer
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Re: Pflanze am Acker (Grossenzersdorf bei Wien) (= Bassia scoparia)

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 6. Mai 2020, 19:55

Die meisten Chenopodien und Atriplexen sind C3-Pflanzen, was sicher einen Unterschied bei Trockenheitsstreß ausmacht.

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Re: Pflanze am Acker (Grossenzersdorf bei Wien) (= Bassia scoparia)

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 6. Mai 2020, 21:29

betreff häufigkeit von bassia scoparia: ich kenn sie derweil ausschließlich von wien-22 (ihr habt sie mir voriges jahr bestimmt).

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Stefan Lefnaer
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Re: Pflanze am Acker (Grossenzersdorf bei Wien) (= Bassia scoparia)

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 6. Mai 2020, 21:32

"Am Land" ist sie sicher nicht so häufig, außer in Schottergruben und anderen extremen Ruderalstandorten.


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