Schneeberg-Poacee #1 (cf. Festuca pulchella subsp. jurana)
- Jürgen Baldinger
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Schneeberg-Poacee #1 (cf. Festuca pulchella subsp. jurana)
Gestern sind mir am Nördlichen Grafensteig des Schneebergs, zusammen mit dem Südlichen ein bergumspannender Steig, drei Poaceen aufgefallen, bei denen ich Eure Hilfe brauchen würde. Weil einiges an Fotos zusammengekommen ist, teile ich die Anfrage auf drei Themen auf.
Nummer 1 habe ich im Bereich der Breiten Ries, einer ostseitigen Kalkschuttflur des Schneebergs, die als Abwitterungshalde direkt unterhalb des 2061 msm hohen Kaisersteins beginnt und sich bis hinunter auf etwa 1250 msm erstreckt (daran schließen sich auf Ruhschutt noch Latschenfelder bis etwa 1200 msm), gefunden. Sie stand dort in einem Ruhschuttbereich auf etwa 1270 msm. Die Ährchen dieses "Rispengrases" sind einblütig, die Hüllspelzen etwa so lang wie die Ährchen. Ich würde mit dieser Kombination zunächst einmal Richtung Agrostis denken, aber bei langen Vorspelzen bleiben nur A. capillaris, A. gigantea, A. stolonifera. Die beiden Letzteren würde ich ausschließen, und capillaris ist ja viel feingliedriger, zudem kalkmeidend, auch sind die Rispenäste in meinem Fall hier glatt. unbegrannte Ährchen untere und obere Hüllspelze von außen untere und obere Hüllspelze von innen Deckspelze von außen Vorspelze glatte Rispenäste Blatthäutchen
Nummer 1 habe ich im Bereich der Breiten Ries, einer ostseitigen Kalkschuttflur des Schneebergs, die als Abwitterungshalde direkt unterhalb des 2061 msm hohen Kaisersteins beginnt und sich bis hinunter auf etwa 1250 msm erstreckt (daran schließen sich auf Ruhschutt noch Latschenfelder bis etwa 1200 msm), gefunden. Sie stand dort in einem Ruhschuttbereich auf etwa 1270 msm. Die Ährchen dieses "Rispengrases" sind einblütig, die Hüllspelzen etwa so lang wie die Ährchen. Ich würde mit dieser Kombination zunächst einmal Richtung Agrostis denken, aber bei langen Vorspelzen bleiben nur A. capillaris, A. gigantea, A. stolonifera. Die beiden Letzteren würde ich ausschließen, und capillaris ist ja viel feingliedriger, zudem kalkmeidend, auch sind die Rispenäste in meinem Fall hier glatt. unbegrannte Ährchen untere und obere Hüllspelze von außen untere und obere Hüllspelze von innen Deckspelze von außen Vorspelze glatte Rispenäste Blatthäutchen
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
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Re: Schneeberg-Poacee #1
Hast du auch an Festuca pulchella gedacht?
Lg
Oliver
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- Jürgen Baldinger
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Re: Schneeberg-Poacee #1
Vom Habitus ähnlich, aber Festuca hätte ich wegen der einblütigen Ährchen mit ihren langen Hüllspelzen ausgeschlossen...
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- Stefan Lefnaer
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Re: Schneeberg-Poacee #1
Ich kann konkret dazu nichts beitragen. Aber auf mich wirken die Ährchen nicht einblütig, z.B. auf Bild "poaceae sp. breite ries schneeberg_20200705_101603.jpg". Da scheinen mehr als vier Spelzen (= 2 Glumae + 1 Lemma + 1 Palea) pro Ährchen vorhanden zu sein.
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Re: Schneeberg-Poacee #1
Was wäre mit Poa minor, schaut vom Habitus recht gut aus
Peter Pilsl
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- Jürgen Baldinger
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Re: Schneeberg-Poacee #1
Aber auch hier: Sind die Hüllspelzen nicht zu lang?
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Re: Schneeberg-Poacee #1
stimmt, und die dürfte auch keine Grannen - wie deine Fotos zeigen - haben.
Peter Pilsl
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Re: Schneeberg-Poacee #1
ich kann hier nichts bestimmungsrelevantes beitragen, hätte aber so wie oliver eine präferenz für festuca pulchella; ich hab grad erst letzte woche einige caricetum ferruginae-aufnahmen im gesäuse angefertigt, wo f. pulchella teils das dominante gras war
- Jürgen Baldinger
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Re: Schneeberg-Poacee #1
Ich habe jetzt versucht, mich dem Problem heuristisch zu nähern und habe mir angesehen, welche Arten Dirnböck und Greimler bei ihren Vegetationskartierungen im verkarsteten Quelleinzugsgebiet Wiens, damit also auch von Rax und Schneeberg, auf solchem Standort angeben. In den alpinen (Thlaspion) und subalpinen Schuttfluren (Petasition) sowie in den alpinen und subalpinen Rasen würde ich Helictotrichon parlatorei, Calamagrostis varia, Agrostis alpina, A. rupestris, Poa minor, P. cenisia ausschließen, über blieben Festuca versicolor (sowohl subsp. pallidula als auch subsp. brachystachys), F. pumila, F. pulchella subsp. jurana, F. rupicaprina. F. pulchella sieht vom Habitus tatsächlich ähnlich aus, und vielleicht liegt hier ja ein wenig- und kurzblütiger Ökomorphotyp vor. Nachdem Kind 1 zunehmend bergaffin wird, werde ich künftig hoffentlich wieder öfter in den Hochlagen sein und an der Sache dranbleiben.
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- Jürgen Baldinger
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Re: Schneeberg-Poacee #1
Auf jeden Fall meint Prof. Englmaier auch, dass es sich um Festuca pulchella subsp. jurana handeln dürfte. Die Ährchen seien mehrblütig:
Im Hegi wird die Art so beschrieben: Prof. Englmaier merkt noch an, dass diese Sippe sich künftig unter Lolium finden werde, wie die meisten der heimischen rispigen Festucae mit rinnigem Blattwerk:Von Poa supina unterscheidet sie sich durch die schmaleren Blätter und die bloß 2 unteren Rispenäste. Bei Poa minor ist die Ligula länger und spitz und, wie auch bei Poa supina, die DSp (Deckspelze, Anm.) gekielt. Bei F. pulchella ist das nur angedeutet.
Alternative wäre die Einführung von Amphigenes im Gattungsrang. Zu Leucopoa gehört sie jedenfalls nicht, man wird sehen und weitere Daten abwarten müssen, um zu entscheiden was mit dieser Gattung geschehen sollte.
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