Prunus cerasifera und P. domestica s. lat.
- Jürgen Baldinger
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Prunus cerasifera und P. domestica s. lat.
Wie geht es Euch mit der Abgrenzung von Prunus cerasifera und P. domestica s. lat. (insbesondere var. insititia)? Sind die Indument-Merkmale brauchbar? Wie dienlich ist die Phänologie? Oder geht es letztlich nur mit dem Stein?
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
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Re: Prunus cerasifera und P. domestica s. lat.
Im Feld gelingts auch ohne Früchte fast immer. Ich kann das aber nicht an Einzelmerkmalen, schon gar nicht an Mikromerkmalen festmachen. Recht charakteristisch sind die querliegenden Lentizellen bei cerasifera (besonders an mitteljungen bis mittelalten Stämmen) und das unrunzelige Laub. Manchmal sehe ich aber Übergangsformen oder Pflanzenzustände, die so was vorgeben. Wenn man Früchte hat, dann meine ich, dass cerasifera im Schnitt dünnere und längere Fruchtstängel hat. Domestica hat fast immer deutlich außen nach unten gebogene, mehr oder weniger runzelige - halt zwetschkige - Blätter. Es gibt da auch Übergänge in Richtung P. spinosa. Sprossdornen sind bei cerasifera selten oder fehlen weitestgehend. Bei manchen domesticas aus der Kriecherlgruppe können sie ganz schön ausgeprägt sein, wohl ein spinosa-Erbe.
Die ganzen verschiedenen Ziberl, wie ich diesen Namen im Mühlviertel gelernt hab (cerasifera versus Kriecherl, Zwetschken, Ringlotten - domestica) haben überwiegend gelbe oder rote, teils blauviolette Früchte, rund oder nach unten zu zugespitzt; der Kern geht nur bei wenigen Sippen vom Fruchtfleisch, meist ist er total mit ihm verwachsen. Die Fruchtschale ist meist ausgeprochen (bis extrem) sauer und hebt sich vom tw. süßen Fruchtfleisch geschmacklich ab. Wenn kleinfrüchtige domestica hingegen gelbfrüchtig wird, dann mehr dunkelgelb und länglich rundlich, dann herrscht hingegen lieblicher Geschmack vor. Im Schnitt sind cerasifera-Früchte kleiner, domestica-Früchte größer, z.B. bis Pflaume und Ringlotte. Cerasifera überschreitet selten Großkirschgröße. Nur domestica kann auch betont "asymmetrische" Früchte, wie dies die Zwetschkenverwandtschaft zeigt, ausbilden. Cerasifera ist viel gleichmäßiger rundlich. Fruchtbereifung ist typisch für domestica, ich weiß nicht, ob cerasifera sie jemals aufweist.
Wurzeltriebe sind ein Markenzeichen für domestica, wohl ebenfalls ein spinosa-Erbe. Bei Cerasifera sind sie aber auch nicht ausgeschlossen.
Cerasifera ist ein raschwüchsiges Gewächs, domestica kann da nicht mithalten.
Die ganzen verschiedenen Ziberl, wie ich diesen Namen im Mühlviertel gelernt hab (cerasifera versus Kriecherl, Zwetschken, Ringlotten - domestica) haben überwiegend gelbe oder rote, teils blauviolette Früchte, rund oder nach unten zu zugespitzt; der Kern geht nur bei wenigen Sippen vom Fruchtfleisch, meist ist er total mit ihm verwachsen. Die Fruchtschale ist meist ausgeprochen (bis extrem) sauer und hebt sich vom tw. süßen Fruchtfleisch geschmacklich ab. Wenn kleinfrüchtige domestica hingegen gelbfrüchtig wird, dann mehr dunkelgelb und länglich rundlich, dann herrscht hingegen lieblicher Geschmack vor. Im Schnitt sind cerasifera-Früchte kleiner, domestica-Früchte größer, z.B. bis Pflaume und Ringlotte. Cerasifera überschreitet selten Großkirschgröße. Nur domestica kann auch betont "asymmetrische" Früchte, wie dies die Zwetschkenverwandtschaft zeigt, ausbilden. Cerasifera ist viel gleichmäßiger rundlich. Fruchtbereifung ist typisch für domestica, ich weiß nicht, ob cerasifera sie jemals aufweist.
Wurzeltriebe sind ein Markenzeichen für domestica, wohl ebenfalls ein spinosa-Erbe. Bei Cerasifera sind sie aber auch nicht ausgeschlossen.
Cerasifera ist ein raschwüchsiges Gewächs, domestica kann da nicht mithalten.
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Re: Prunus cerasifera und P. domestica s. lat.
Lieber Jürgen,
bei der Lektüre Deines Beitrags ist mir ein Phänomen eingefallen, dass sich vielleicht nicht direkt auf Deine Frage bezieht, aber das Thema Prunus domestica versus P. cerasifera in einer merkwürdigen Konstellation illustriert: Ich habe diesen üppigen Baum am 23.04.2020 im untersten Teil der Perchtoldsdorfer Kleinen Heide - eine Art Streuobst-Wiese - angetroffen. Etwa ein Siebtel des Baumvolumens (re.unten Fotos 1 und 2) zeigte rot überlaufene Blätter und Früchte, die ich als P. cerasifera (Marschner: "Blutkirsche", Foto 4) einstufte, dazwischen zu meiner gänzlichen Verwirrung im Rotlaub-Bereich auch noch die roten länglich-ovalen Früchtchen (unbestimmt Foto 5). Das Kuriosum dabei war, dass das alles aus einem einzigen Stamm, und zwar dem des Hauptbaums, herauswuchs. Die Fragen die sich mir bis heute stellen: Ist der Hauptbaum (damals grüne Früchte Foto 3) richtig bestimmt mit Prunus domestica? Und ist die ganze Angelegenheit Ergebnis eines Aufpropf-Versuchs? Eine andere Erklärung habe ich nicht.
Vielleicht interessiert Dich das in Zusammenhang mit Deiner Frage.
LG
Renate
bei der Lektüre Deines Beitrags ist mir ein Phänomen eingefallen, dass sich vielleicht nicht direkt auf Deine Frage bezieht, aber das Thema Prunus domestica versus P. cerasifera in einer merkwürdigen Konstellation illustriert: Ich habe diesen üppigen Baum am 23.04.2020 im untersten Teil der Perchtoldsdorfer Kleinen Heide - eine Art Streuobst-Wiese - angetroffen. Etwa ein Siebtel des Baumvolumens (re.unten Fotos 1 und 2) zeigte rot überlaufene Blätter und Früchte, die ich als P. cerasifera (Marschner: "Blutkirsche", Foto 4) einstufte, dazwischen zu meiner gänzlichen Verwirrung im Rotlaub-Bereich auch noch die roten länglich-ovalen Früchtchen (unbestimmt Foto 5). Das Kuriosum dabei war, dass das alles aus einem einzigen Stamm, und zwar dem des Hauptbaums, herauswuchs. Die Fragen die sich mir bis heute stellen: Ist der Hauptbaum (damals grüne Früchte Foto 3) richtig bestimmt mit Prunus domestica? Und ist die ganze Angelegenheit Ergebnis eines Aufpropf-Versuchs? Eine andere Erklärung habe ich nicht.
Vielleicht interessiert Dich das in Zusammenhang mit Deiner Frage.
LG
Renate
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- Prunus domestica Kultur-Pflaume mit Prunus cerasifera aufgepfropft), Perchtoldsdorfer Kleine Heide Obstbaumbereicvh 23.04.2020 C5X (4).JPG (488.3 KiB) 2917 mal betrachtet
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- Prunus domestica mit Cornus) mas aufegpropft), Perchtoldsdorfer Kleine Heide Obstbaumbereich 23.04.2020 C5X (4).JPG (411.39 KiB) 2917 mal betrachtet
- Jürgen Baldinger
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Prunus cerasifera und Prunus domestica s. lat.
Ich würde gerne dieses Thema eröffnen, weil es mich seit jeher plagt und ich hier nach wie vor unsicher bin.
Was ist noch Prunus cerasifera und was P. domestica s. lat. (speziell subsp. insititia var. juliana). Zum Beispiel heute am Russbach im Marchfeld diese Pflanze: Für cerasifera spricht: früherer Blühzeitpunkt (ist das richtig?), Blütenstiele kahl, junge Laubblattspreiten unterseits nur basal am Mittelnerv behaart (einige Blätter basal spärlich auf der Fläche), Blüten einzeln, Blüten aller Bäume heute weiß; für domestica spricht: Pflanze bedornt, Jungwuchs ringsum könnte aus Wurzelsprossen stammen, Baum aufrecht, keine überhängenden Äste.
Der in den Hecken auch vertretene Prunus spinosa hat fast durchgehend noch geschlossene Blüten.
Woran kann man die Arten wirklich gut unterscheiden? Oder sind sie züchterisch ohnehin so überprägt, dass eine Bestimmung manchmal kaum möglich ist? Phänologie, Fruchtstein? Behaarung der jungen Äste und Laubblätter? Andere Frage: Ist das ein Steinmarder?
Was ist noch Prunus cerasifera und was P. domestica s. lat. (speziell subsp. insititia var. juliana). Zum Beispiel heute am Russbach im Marchfeld diese Pflanze: Für cerasifera spricht: früherer Blühzeitpunkt (ist das richtig?), Blütenstiele kahl, junge Laubblattspreiten unterseits nur basal am Mittelnerv behaart (einige Blätter basal spärlich auf der Fläche), Blüten einzeln, Blüten aller Bäume heute weiß; für domestica spricht: Pflanze bedornt, Jungwuchs ringsum könnte aus Wurzelsprossen stammen, Baum aufrecht, keine überhängenden Äste.
Der in den Hecken auch vertretene Prunus spinosa hat fast durchgehend noch geschlossene Blüten.
Woran kann man die Arten wirklich gut unterscheiden? Oder sind sie züchterisch ohnehin so überprägt, dass eine Bestimmung manchmal kaum möglich ist? Phänologie, Fruchtstein? Behaarung der jungen Äste und Laubblätter? Andere Frage: Ist das ein Steinmarder?
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- Hermann Falkner
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Re: Prunus cerasifera und Prunus domestica s. lat.
Ich kann nur Prunus spinosa vom restlichen Konvolut sicher unterscheiden, erst recht jetzt im Frühjahr .....
- Jürgen Baldinger
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Re: Prunus cerasifera und Prunus domestica s. lat.
Lasst mich noch einmal nachfragen: Haltet Ihr die Arten für gut unterscheidbar?
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
Re: Prunus cerasifera und Prunus domestica s. lat.
Was den Marder betrifft, spricht die weiße Kehle für einen Steinmarder.
LG M
LG M
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Re: Prunus cerasifera und Prunus domestica s. lat.
da nochmals nachgefragt wurde: in 95 % der fälle: ja. kann dem in den letzten jahren dazu geposteten nix mehr hinzufügen.
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Re: Prunus cerasifera und Prunus domestica s. lat.
Hallo Jürgen,
meiner Meinung nach kann man sie ganz gut unterscheiden, speziell wenn auch Früchte drauf sind. Bei den Blättern hast du die Behaarungsmerkmale eh schon genannt. Aber auch im blühenden Zustand erscheint mir die Unterscheidung möglich, wobei die Phänologie ein wichtiger Hinweis ist.
meiner Meinung nach kann man sie ganz gut unterscheiden, speziell wenn auch Früchte drauf sind. Bei den Blättern hast du die Behaarungsmerkmale eh schon genannt. Aber auch im blühenden Zustand erscheint mir die Unterscheidung möglich, wobei die Phänologie ein wichtiger Hinweis ist.
Peter Pilsl
SABOTAG
SABOTAG
- Jürgen Baldinger
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Re: Prunus cerasifera und Prunus domestica s. lat.
Danke, das heißt, was jetzt blüht, auch der Baum oben, ist cerasifera?
Beziehst Du Dich bei der Unterscheidung der Früchte auf den Stein, Peter? Der fade, wässrige Geschmack, der für cerasifera genannt wird, trifft auch auf deren Kultursorten zu? Bei domestica s. lat. geht es mir wie gesagt um die Kriecherl.
Beziehst Du Dich bei der Unterscheidung der Früchte auf den Stein, Peter? Der fade, wässrige Geschmack, der für cerasifera genannt wird, trifft auch auf deren Kultursorten zu? Bei domestica s. lat. geht es mir wie gesagt um die Kriecherl.
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