Centaurea sp.

[MariaPP]

Die Centaurea-Sippe verursacht auch immer wieder Kopfzerbrechen: Im südöstlichen Oberösterreich, in Laussa bin ich schon mehrfach auf Exemplare getroffen (siehe Fotos) die ich nicht einmal der Art sicher zuordnen kann. Wahrscheinlich wird es auch im Forum keine eindeutige Lösung geben. Trotzdem interessiert mich eure Meinung dazu. Beim Bestimmen nach Eföls komme ich auf C. nigrescens (gescheckte Hülle, ungeteilte LB). Allerdings gefallen mir für C. n. die Hüllblattanhängsel nicht (zu abstehend, zu wenig gefranst, zu hell). Die wiederum sprechen für C. jacea, wären da nicht die gut sichtbaren Basen. Den LB nach käme Centaurea jacea ssp. angustifolia in Frage. Centaurea stoebe kenn ich aus dem Burgenland und aus dem Trauntal als stärker und von unten weg verzweigt und größer und eben mit fiederschnittigen LB. Für die Gegend beschrieben sind alle drei nicht, wie es drüber der Grenze in NÖ mit Nachweisen ausschaut, weiß ich nicht.
Die Fotos stammen von einem trockenen, südexponierten Waldsaum in Laussa vom 28. Juni 2019. Damals war es schon über einen längeren Zeitraum viel zu wenig Niederschläge.
LG
Maria

[Oliver Stöhr]

Hallo Maria!

Hier zwei Links zu früheren Beiträgen über Centaurea jacea ssp. angustifolia hier im Forum:
viewtopic.php?f=10&t=479&p=1951&hilit=Centaurea+jacea+ssp.+angustifolia#p1951
viewtopic.php?f=10&t=1770&p=7869&hilit=Centaurea+jacea+ssp.+angustifolia#p7869

Auch wenn die Hüllblattanhängsel etwas eigenwillig sind und die Hülle gescheckt ist, könnte deine Pflanze eventuell auch diese Sippe darstellen. Da die Aussenhüllblätter nicht kammförmig gefranst sind, ist C. nigrescens aus meiner Sicht auszuschließen. Allerdings gibt zwischen C. jacea und C. nigrescens Hybriden und Übergänge, die das ganze Thema sehr komplex machen. Bei mir in Osttirol herrscht hier so ein Durcheinander in den Merkmalsausprägungen, selbst innerhalb der Einzelbestände, sodass ich Unterarten zum Teil nicht mehr ansprechen kann! Ein Bild einer noch halbwegs typischen Centaurea nigrescens ssp. transalpina aus Osttirol füge ich zu Vergleichszwecken bei.

Anbei noch ein paar Bilder zu typischer angustifolia aus Vorarlberg, wo diese Sippe am Rheindamm nicht selten zu finden ist, und auch aus Salzburg bei Kasern/Hallwang, wo Peter Pilsl die Art an der Bahn wohl auch schon belegt hat (s. Link oben); das Habitusbild der Pflanze zeigt recht deutlich die ganze Schlankheit dieser Sippe, die schmalen Blätter und die "rutenförmigen Triebe" lt. EFÖLS. Kennzeichnend für angustifolia sind aus meiner Sicht auch die rel. kleinen Köpfe und die heller rosafarbenen Blüten.

Viele Grüße
Oliver

[MariaPP]

Vielen Dank Oliver,
für die wie immer sehr informative Antwort.
C. nigrescens kommt wahr scheinlich bei uns (OÖ) und auch im westlichen NÖ nicht vor. Mir würde, eine Kreuzung von C.jacea ssp.angustifolia mit C. stoebe nicht schlecht gefallen. Ist da wem was bekannt?

[Oliver Stöhr]

So eine Hybride gibt es nach dem Janchen-Catalogus jedenfalls, heißt binär C. x beckiana und wurde aus dem Burgenland und NÖ gemeldet.