Orobanche sp. - Leiser Berge

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
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Hermann Falkner
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Orobanche sp. - Leiser Berge

Beitragvon Hermann Falkner » Montag 24. Mai 2021, 17:08

Ich bin mir bei dieser Orobanche etwas unsicher - Fundort Leiser Berge (Buschberg); hätte ich eigentlich für gewöhnliche Orobanche lutea gehalten (und gerade Fabaceen bieten sich als Wirt an), aber es mag einiges nicht so recht passen; Funde sind von heute, 24.05.2021:

- Duft: keiner feststellbar! - gut, ich hab nicht gerade die feinste Nase und kalt und sehr windig war es auch, da sind Düfte gar nicht leicht wahrnehmbar, aber auch mit Abschirmung der Blüten hab ich keinen Duft wahrnehmen können
- auch den typischen "Knick" der Kronröhre kann ich hier nicht feststellen
- die Pflanze ist als Ganzes eigentlich zu rötlich, aber offenbar kann O. lutea recht variabel sein: würde ich also nicht als Ausschliessungsgrund sehen
- die Staubfäden sind nur bis zur Mitte behaart (drüsenlos), darüber kahl: auch das passt nicht zu O. lutea
- und schliesslich ist auch der Griffel eher nur spärlich drüsig, sollte bei O. lutea reichlich drüsenhaarig sein; im EfÖLS-Schlüssel bei Punkt 17 (O. alsatica & salviae) ist aber vermerkt, dass O. lutea auch oben nur spärlich drüsenhaarige Staubfäden haben kann

Die Staubfäden sind jedenfalls sehr klar rund 4 mm über dem Grund eingefügt und somit sollte der Bestimmungsweg bis zu Punkt 12 eindeutig sein. Der weitere Bestimmungsweg führt aber "eigentlich" nicht zu O. lutea, ausser mit viel Augen zudrücken und einigem Bauchweh.
"Eigentlich" würde ich bei Punkt 16+ landen = Rückverweis zu O. bartlingii (Punkt 5-) - da fehlt aber nicht nur der Wirt (Seseli libanotis), es müsste ausserdem der Griffel kahl sein, einzig die Geruchlosigkeit würde passen.

Also doch eher eine etwas untypische Orobanche lutea??

Ebenso habe ich am selben Standort eine knallgelbe Sommerwurz gefunden, bei der ich in diesem Zustand noch nicht mal raten kann - die wächst direkt daneben, relativ zahlreich, und noch keine davon blühend.

Zum Vergleich ausserdem Orobanche cf. gracilis - kommt am Buschberg natürlich vor und das abgebildete Exemplar ist wohl so eine, Standort nicht direkt daneben, sondern ein gutes Stück entfernt.
>> Nachtrag dazu: beim nochmals drüberschauen - womöglich ist diese "cf gracilis" doch dieselbe wie die "cf lutea"??
>> und noch ein Nachtrag, weil ich grad gecheckt habe: Orobanche gracilis ist offenbar für die Leiser Berge nicht bestätigt! (Qu. 7464)
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MariaPP
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Re: Orobanche sp. - Leiser Berge

Beitragvon MariaPP » Dienstag 25. Mai 2021, 13:57

Hallo Hermann,
zu Orobanche lutea schreibt Kreutz (1995): „Die Staubfäden sind am Grund reichlich behaart, in der Mitte fast kahl und oben bis zu den Staubbeuteln meist spärlich drüsenhaarig.“ Das kommt bei deinen cf. lutea hin. Weiters schreibt er: „Der Griffel ist vor allem im oberen Teil drüsig behaart“, was m. E. auch zutrifft. Noch ein Zitat aus Kreutz (1995): „Blüten meist geruchlos“.
Ein Knick im vorderen Teil der Krone ist auf deinen Bildern auch sichtbar. Ich bin für O. lutea.
LG Maria

KREUTZ C. A. J. (1995): Orobanche. Die Sommerwurzarten Europas. 1: Mittel- und Nordeuropa. – Natuurhistorisch Genootschap in Limburg, Maastricht, 159 S.

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Stefan Lefnaer
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Re: Orobanche sp. - Leiser Berge

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 25. Mai 2021, 14:28

O. lutea ist natürlich nicht geruchlos, sondern riecht markant nach Maiglöckchen/Zyklamen. Aber bei Regen und wenn die Blüten mehr oder weniger noch geschlossen sind, dann wohl nicht.

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Hermann Falkner
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Re: Orobanche sp. - Leiser Berge

Beitragvon Hermann Falkner » Dienstag 25. Mai 2021, 22:13

Danke euch! Dann wirds wohl O. lutea sein - es kommt ja sonst wirklich nichts in Frage.

Und für Geruchswahrnehmung war das Wetter wirklich absolut nicht ideal.


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