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Bestimmungsfrage zu Geum - eventuell eine Hybride?

Verfasst: Freitag 5. November 2021, 11:24
von Elias Spögler
Liebe Forumsmitglieder,
da ich neu in diesem Forum bin, möchte ich mich zunächst kurz vorstellen: Ich heiße Elias Spögler und komme aus Südtirol. Seit meiner Kindheit begeistere ich mich für die Natur, insbesondere für die Botanik und habe deshalb heuer mit dem Biologie-Studium in Innsbruck begonnen.

Nun aber zu meiner Bestimmungsfrage bzw. zum Foto, das ich gerne zur Diskussion stellen würde:
Vor einigen Jahren bin ich im Sengestal (Seitental des Wipptales, Nähe Sterzing) in Südtirol in einer quelligen Hochstaudenflur auf gut 2000 m auf diese Rosacea gestoßen, die mir nach wie vor Rätsel aufgibt. Die Zugehörigkeit zur Gattung Geum ist wohl eindeutig, allerdings wagte ich bis jetzt keine Zuordnung auf Artniveau, da sich die Pflanze optisch von allen in Südtirol bislang bekannten Arten (G. montanum, G. urbanum, G. rivale, G. reptans) abhebt. Die nickenden Blüten und die standörtliche Einnischung (übrigens ein sehr natürlicher Lebensraum, weit von den nächsten Almen und Gärten entfernt) sprechen für G. rivale, aber ich hab bei dieser Art noch nie so große, ausgebreitete und intensiv gelbe Kronblätter gesehen. Ist eventuell die Hybride G. rivale x Geum montanum (= Geum xsudeticum) denkbar bzw. sind jemandem bereits solche Exemplare untergekommen? Leider habe ich keine weiteren Detailaufnahmen.

Viele Grüße
Elias Spögler

Re: Bestimmungsfrage zu Geum - eventuell eine Hybride?

Verfasst: Freitag 5. November 2021, 11:59
von Norbert Griebl
Servus Elias,

vorerst willkommen im Forum

und ja, das ist Geum x sudeticum, die Hybride aus der Bach-Nelkenwurz mit der Berg-Nelkenwurz.
Ich konnte die Hybride auf der Petzen in den Kärntner Karawanken und auf der Schneealpe in der Obersteiermark finden.
Funde aus Österreich liegen vor:
Geum montanum × G. rivale (= Geum ×sudeticum)
K, NÖ, St, T.
KELLER (1902: 80): Kärnten: In Gruben nahe der Spitze der Mauthneralpe, 1700 m, sehr selten, unter den dort befindlichen Stammeltern.
HAYEK (1911): Steiermark: Unterscheidet sich von Geum rivale durch die später aufrechten, größeren gelben Blüten und das nicht abfallende obere Griffelglied, von Geum montanum durch den meist mehrblütigen Stengel, anfangs nickende Blüten, benagelte Kronblätter und den gegliederten Griffel. Unter den Stammeltern, bisher nur auf der Schneealpe, und zwar auf dem Plateau (Sennholz) und am Abstieg nach Kapellen (Bermann) und bei der Pehoferalm auf der Raxalpe (Ronniger).
STABER (1934: 51, als Geum rivale × Sieversia montana): Kärnten: Martenock, Goldeck.
JANCHEN (1956–1960: 277): Alpen von Niederösterreich, Kärnten, Osttirol, Nordtirol; relativ häufig.
WAGNER & MECENOVIC (1973: 169): Steiermark: im Grübel beim Eisenerzer Reichenstein.
LEUTE & al. (1975: 251): Kärnten: 9246/4 Latschurgruppe: Gusenalm, Quellflur, 1971, leg. S. Wagner (det. H. Melzer), KL.
JANCHEN (1977: 216): Niederösterreich: Rax-Gebiet mehrfach.
HARTL & al. (1992: 402): Kärnten: Funde von nach 1945: 9246/4 West-Kärnten; 9343/3 Südwest-Kärnten; 9454/4 Südost-Kärnten. Funde von zwischen 1900 und 1945: 9246/2 West-Kärnten; 9343/2 Südwest-Kärnten; 9551/1 Südost-Kärnten. Fund von vor 1900: 9248/2 Zentral-Kärnten.
MELZER & BREGANT (1993: 190): Steiermark: Schneealpe, südwestlich der Brandhöhe bei ca. 1700 m im Bereich eines Legföhrenbestandes - 8359/2; Murberge: Lasaberg-Osthang nordwestlich Predlitz, an einem Bächlein in etwa 1650 m Seehöhe - 8949/1. Diese sehr auffallende und leicht kenntliche Hybride wurde oberhalb des Plannersees in den Niederen Tauern festgestellt, wozu TEPPNER (1975: 168) bemerkt, dass sie in der Steiermark offenbar noch wenig beobachtet worden wäre. HAYEK (1909: 867) schreibt bisher nur auf der Schneealpe, und zwar auf dem Plateau und am Abstieg nach Kapellen. JANCHEN (1958: 27) gibt sie von drei anderen Bundesländern als relativ häufig an.
MAURER (1996: 134): Steiermark.
POLATSCHEK (2000: 883): Nordtirol: beim Kreuzbrunnen am Patscherkofel, Gleinser Mähder südlich Schönberg, am Melachbach unterhalb Gries im Sellrain, Lisens, Blaser bei Matrei am Brenner. Osttirol: Gratzwinkel zwischen Ködnitzbach und Kees, Bergertörl nordöstlich Kals, Lesachtörl südöstlich Kals.
Herbarium PILSL:
• 9148/1, 08.07.1979, Kärnten: Nockalpen, Straßenrand N der Erlacherhütte, 13°44'55"E 46°52'08"N, Belegnummer 899.

Beste Grüße
Norbert

Re: Bestimmungsfrage zu Geum - eventuell eine Hybride?

Verfasst: Freitag 5. November 2021, 15:00
von Jürgen Baldinger
Willkommen im Forum, Elias! Verstärkung im Westen, sehr gut.

Re: Bestimmungsfrage zu Geum - eventuell eine Hybride?

Verfasst: Freitag 5. November 2021, 19:17
von Elias Spögler
Vielen Dank!

Re: Bestimmungsfrage zu Geum - eventuell eine Hybride?

Verfasst: Samstag 6. November 2021, 12:01
von Oliver Stöhr
Willkommen im Forum, Elias! Wir kennen uns wohl von einem Vortrag über die Flora Osttirols, den ich vor einigen Jahren in Bozen gehalten habe.
Für alle Mitlesenden: Elias hat schon viele interessante Funde gemacht und sozusagen der „Jungstar“ in Südtiroler Botanikszene.
Fein dass du den Weg ins Forum gefunden hast!
Lg
Oliver

Re: Bestimmungsfrage zu Geum - eventuell eine Hybride?

Verfasst: Samstag 6. November 2021, 19:25
von Elias Spögler
Danke, Oliver, für die Willkommensgrüße! Das mit dem "Star" ist aber wohl etwas übertrieben :-) . An deinen Vortrag in Bozen erinnere ich mich noch gut. Habe deine Beiträge zur Osttiroler Flora im Forum seit einiger Zeit mit Interesse verfolgt.
LG,
Elias

Re: Bestimmungsfrage zu Geum - eventuell eine Hybride?

Verfasst: Samstag 4. Dezember 2021, 21:16
von Scotiella
Hoi Elias,
Nachträglich auch von mir herzlich willkommen im Forum! Viel Erfolg beim Studium in Innsbruck. Die Arbeitsgruppe von Prof. Schönswetter könnte später für Dich von Interesse sein, welche Floristik mit modernen molekularen Methoden kombiniert.
LG Daniel

Re: Bestimmungsfrage zu Geum - eventuell eine Hybride?

Verfasst: Sonntag 5. Dezember 2021, 00:07
von Elias Spögler
Danke, Daniel!
LG

Re: Bestimmungsfrage zu Geum - eventuell eine Hybride?

Verfasst: Sonntag 19. Juni 2022, 13:24
von Jürgen Baldinger
Das ist also auch Geum montanum × G. rivale, wie sie Janchen unter anderem von der Rax beschrieb? Gefunden ebendort gestern in der Nähe der Bergstation.
geum cf. rivale x montanum W bergstation rax_20220618_143130.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
geum cf. rivale x montanum W bergstation rax_20220618_143130.jpg (1.93 MiB) 1360 mal betrachtet

Re: Bestimmungsfrage zu Geum - eventuell eine Hybride?

Verfasst: Sonntag 19. Juni 2022, 15:02
von Oliver Stöhr
Ja Jürgen, das sollte stimmen!
Lg
Oliver