Beitragvon GuentherBlaich » Freitag 11. August 2023, 01:38
Kurze Zusammenfassung der Erkenntnisse zu den im September 2022 am Hundsheimer Berg fotografierten zwei großen Rosetten:
1. bis 3. und 5. Foto, alle von derselben Pflanze: Es sind nicht nur der Hauptnerv und dessen Seitennerven, sondern auch die kleinen Nerven dazwischen tief eingesenkt (siehe mein 5. Bild), sodass das ganze Blatt runzelig wirkt. Diese Rosette haben wir als sehr wahrscheinliche Verbascum lychnitis angenommen. In der Mitte dieser Rosette steht auch der kräftige Stängel, den wir dieser Königskerze zuordnen.
Das kleine 4. und das große 6. Foto zeigen eine andere Rosette ohne Stängel, bei der von oben keine eingesenkten kleinen Nerven zu sehen sind, sondern nur der Hauptnerv und dessen Seitennerven, die letzteren aber aber deutlicher (heller) als bei der anderen Rosette. Diese ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Kreuzblütler, weil mehrere, aber nicht alle Blätter, das für Kreuzblütler mit ganzrandigen Blättern typische Kennzeichen einer kurzen angedeuteten Zähnung nahe dem Blattgrund aufweisen. Der Blattumriss passt gut zu der dort vorkommenden Hesperis tristis, aber auch zu der dort bisher nicht kartierten Isatis tinctoria. Nur können wir zur Zeit nicht erklären, warum bei der eigentlich wahrscheinlicheren Hesperis, die eine zweijährige Pflanze ist, die Blätter im Herbst des ersten Jahren kahl sein sollen (siehe mein großes Foto, das 6.), aber ein halbes Jahr später um die Blütezeit im Frühjahr die Blätter laut den Vergleichsfotos aus dem Internet flaumig oder samtig behaart sind. Deshalb schließe ich für diese Rosette auch die am Hundsheimer Berg noch nie gesehene, aber nach Kurts Worten in einigen Kilometer Entfernung in der Nähe der Autobahn nach Ungarn inzwischen angesalbte Isatis tinctoria mit ihren kahlen Blättern nicht aus.
Kurt hatte die Idee, die Fundorte ins Forum zu stellen, weil "doch immer wieder Forumsteilnehmer/innen auf den Berg" kommen. Vielleicht kann im Sommer die Königskerze Verbascum lychnitis (bei der oberen Markierung) verifiziert werden.
Im Herbst, Winter und Frühjahr wäre interessant, ob und wie die Blätter der Blattrosetten der Trauer-Nachtviole Hesperis tristis behaart sind, von denen ich am Hundsheimer Berg in mittlerer bis hoher Höhenlage mehrere gesehen habe. Im Frühjahr wäre auch von Interesse, ob jemand in der Gegend der Hainburger Berge inzwischen eventuell eingewandertes Färberwaid Isatis tinctoria findet.
Leider gibt es in der Gegend des Bergs, wo ich im Herbst 2022 die beiden Rosetten fotografierte, in der Landschaft wenig Orientierungspunkte. Deshalb habe ich auch die OpenTopoMap-Karte beigefügt, die wenigstens ungefähre Höhenangaben liefert, die mit GPS-Geräten oder manchen modernen Kameras nachvollzogen werden können, sodass man weiß, wo man sich ungefähr befindet.
Für mich ist der Besuch der pannonischen Region immer mit einer Anfahrt von 900 km verbunden, das habe ich in den letzten anderthalb Jahren drei Mal gemacht, und vor vielen Jahren auch schon einige Male. Ich fahre da auch wieder hin, weil ich noch mehrere Pflanzen sehen will, die es bei uns nicht gibt, wann weiß ich noch nicht, vielleicht schon im nächsten Frühjahr.