Arum alpinum?

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
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Josef
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Arum alpinum?

Beitragvon Josef » Freitag 26. April 2024, 18:00

Liebes Forum!
Schon vor etlichen Jahren sind mir auf der Gaiseben bei Eschenau, NÖ, Laubblätter eines Aronstabes aufgefallen. Ich habe den Standort in den nächsten Jahren zur vermeintlichen Blütezeit mehrmals besucht, ohne jemals eine Blüte zu sehen. Heute konnte ich endlich neben mehren Blattrosetten eine knospende Pflanze finden. Standort am Waldrand unter Büschen, eher trocken, aber nährstoffreich; SH ca. 600m, südseitig, im Quadrant 7959/1. Da es lt. EFÖLS Arum maculatum in NÖ nicht geben soll, kann es sich eigentlich nur um A. alpinum handeln, was meint ihr? Ich werde in den nächsten Tagen nochmals hinschauen, um Fotos mit der offenen Spatha zu machen! Bisher habe ich Arum nur 1x im Wienerwald (Peilstein) gesehen, bei uns in den Voralpen ist er mir sonst noch nicht untergekommen.
LG Josef
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Josef
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Re: Arum alpinum?

Beitragvon Josef » Montag 29. April 2024, 18:17

Hallo mitsammen!
Nachdem sich bisher alle mit Diagnosen zurückgehalten haben und auf bessere Fotos warten, bin ich heute nochmals auf die Gaiseben geradelt. Der zuletzt gesehene Blühtrieb war noch unverändert; in der Nachbarschaft entdeckte ich zwar einige weitere, aber alle noch geschlossen. Ich beschloss darauf, den Hang oberhalb zu erkunden, der Weg dorthin war allerdings ein wahrhaft dornenvoller: Brombeeren, Heckenrosen, Brennessel... , aber er hat sich gelohnt! Drinnen entdeckte ich rund um mich zahlreiche vegetative Pflanzen und ca. 20 Blühtriebe, davon einer wenigstens halb geöffnet, den ich auch etwas auseinanderziehen konnte. Als ich nach dem Fotgrafieren schon wieder gehen (bzw. kriechen) wollte, entdeckte ich etwas entfernt noch eine voll erblühte, wunderschöne Pflanze, die mich für alle Mühen entschädigte!
Um festzustellen, ob die Pflanze Rhizom oder Knolle hat, versuchte ich eine auszugraben; erst in 10-12 cm Tiefe stieß ich auf eine weiße Knolle, die allerdings nicht gerade "brotlaibartig" aussah. Ganz ausgraben wollte ich sie nicht, hatte auch nicht das richtige Werkzeug. Weiterführendes Rhizom war so jedenfalls keines zu sehen.
Bitte um eure Kommentare!
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Alexander
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Re: Arum alpinum?

Beitragvon Alexander » Dienstag 30. April 2024, 21:39

Hallo Josef,

da sich bisher noch niemand zu Wort gemeldet hat der Arum cylindraceum (Syn. Arum alpinum) kennt, möchte ich nun doch was dazu schreiben. Eines vorweg: ich kenne Arum cylindraceum nicht, Arum maculatum hingegen schon. Der Blütenstandschaft der von dir gezeigten Pflanzen ist für ein "durchschnittliches" Arum maculatum m. E. zu lang. Ich habe bisher erst ein A. maculatum gesehen, das einen ähnlich langen Blütenstandschaft hatte. Laut älterer Literatur hat das Rhizom von A. maculatum eine braune Farbe. Das ist bei deinen Pflanzen nicht der Fall. Ich würde anhand deiner Bilder also zu A. cylindraceum tendieren.
Aufschlussreicher wäre es wahrscheinlich, den von der Spatha umhüllten Spadix, die Blütenstandachse, zu untersuchen. Laut EfÖLS (2008) ist die Farbe der weiblichen Blüten bei A. cylindraceum "leicht grünlich", bei A. maculatum "weiß". Auch in der Form der Beerenfrüchte sollen sich die Arten unterscheiden.

Grüße
Alexander
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Re: Arum alpinum?

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 1. Mai 2024, 07:31

NÖ ist laut atlasentwurf völlig frei von allium maculatum, sodass schon aus diesem grund cylindraceum naheliegt.

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Re: Arum alpinum?

Beitragvon Oliver Stöhr » Mittwoch 1. Mai 2024, 08:24

Würde auch A. alpinum dazu sagen, auch die randlich leicht rötliche Spatha passt gut dazu
Lg
Oliver

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Re: Arum alpinum?

Beitragvon Alexander » Mittwoch 1. Mai 2024, 14:50

Oliver Stöhr hat geschrieben:Würde auch A. alpinum dazu sagen, auch die randlich leicht rötliche Spatha passt gut dazu


Hallo Oliver,

an der rötlichen Spatha würde ich das nicht fest machen. Zumindest in den Populationen von Arum maculatum unweit von Bregenz haben einige Individuen eine rötlich bis purpurn überlaufene Spatha. Die Hochblätter der meisten Pflanzen hier haben auch diesen rötlichen bis rotbraunen Blattsaum. Arum maculatum hat ein sehr großes Spektrum was die innerartliche Diversität betrifft, so dass man meinen könnte, man hätte verschiedene Arten vor sich. Der innerartliche Unterschied der sofort ins Auge fällt ist m. E. sogar noch größer als der mancher Individuen von Arum maculatum gegenüber Arum cylindraceum.

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Innerartliche Diversität von Arum maculatum, April/Mai 2023, Bregenz

Grüße
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Re: Arum alpinum?

Beitragvon Josef » Mittwoch 1. Mai 2024, 17:41

Hallo mitsammen!

Danke für eure Einschätzungen und besonders Alexander für die aufschlußreichen A. maculata - Vergleichsfotos! Alles in allem dürfte es sich doch um Arum alpinum/cylindraceum handeln, die Größenverhältnisse Blütenschaft/Blattstiel und Spatha-Ober/Unterteil passen ja auch gut zu den EFÖLS-Angaben. Auch habe ich bei den dortigen Pflanzen (inklusive der vegetativen ca. 60-80 Stk.) nur ungefleckte Laubblätter gesehen; die sollen zwar auch bei maculata vorkommen, würde mich aber interessieren, wie oft ihr die in maculata-Populationen antrefft? Wie oft seht ihr Arum sp. überhaupt?
Lt. der vorläufigen Verbreitungskarte, die mir von Markus dankenswerterweise übermittelt wurde, ist A. alpinum rund um Wien ja offenbar recht häufig, im Rest von NÖ eher spärlich vertreten, im Quadranten 7959 fehlt eine Angabe. Wenn Arum immer solch "mühsame" Habitate besiedelt, ist wohl von vielen unentdeckten Standorten auszugehen; selbst eingefleischte Botaniker kriechen ja nicht immer in Brombeerhecken herum...
LG Josef

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Re: Arum alpinum?

Beitragvon Alexander » Mittwoch 1. Mai 2024, 21:48

Hallo Josef,

Josef hat geschrieben:Auch habe ich bei den dortigen Pflanzen (inklusive der vegetativen ca. 60-80 Stk.) nur ungefleckte Laubblätter gesehen; die sollen zwar auch bei maculata vorkommen, würde mich aber interessieren, wie oft ihr die in maculata-Populationen antrefft? Wie oft seht ihr Arum sp. überhaupt?


ich habe bisher nur A. maculatum gesehen, und diese hatten stets ungefleckte Hoch- und Laubblätter. In der (älteren) Literatur wird immer wieder angegeben, dass die gefleckten Populationen hauptsächlich in den atlantisch beeinflussten Regionen Europas verbreitet wären.
Mit einer Einschätzung, wie häufig die Art im Allgemeinen in meiner Gegend vorkommt, tu ich mir schwer. Es gibt jedoch zumindest im Rheintal mehrere Vorkommen in den dortigen Au- und Buchen- bzw. Buchenmischwäldern. Laut "Aktualisierte Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Vorarlbergs" (2016) ist die Art in weiten Teilen Vorarlbergs anzutreffen, weist im Verbreitungsgebiet aber meist nur kleine, wenig ausgedehnte Populationen auf.
Die Vorkommen bei Bregenz sind übrigens mühelos erreichbar. Solltest du einmal in Vorarlberg sein, kann ich sie dir gerne persönlich zeigen.

Grüße
Alexander
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Re: Arum alpinum?

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 1. Mai 2024, 23:35

arum cylindraceum, kaisersteinbruch, leithagebirgsfuß, 2024-05-01: so schaun die letzten blühenden in unserer region aus. die art ist in mullhumuswäldern weithin recht verbreitet, insbes. in hartholz-auwäldern und edellaubwäldern, auch in entsprechenden hecken und feldgehölzen.
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DSCN1088 arum cylindraceum, kaisersteinbruch, 2024-05-01.jpg
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Re: Arum alpinum?

Beitragvon Josef » Donnerstag 2. Mai 2024, 20:04

Danke Kurt, für A. cylindraceum aus Kaisersteinbruch, und Alexander für die Anmerkungen zu A. maculatum in Vorarlberg und das nette Angebot! Leider komme ich sehr selten nach Voralberg, so dass sich kaum Gelegenheit ergeben wird, es anzunehmen.
Liebe Grüße
Josef


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