Noch eine Orchidee bei der ich mir unsicher bin

= Blütenpflanzen; Bestimmungsfragen
Gerd4126
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Noch eine Orchidee bei der ich mir unsicher bin

Beitragvon Gerd4126 » Donnerstag 16. November 2017, 20:48

Hallo ,
bitte noch einmal um Bestimmungshilfe,
Handelt es sich dabei um Dactylorhiza x braunii mit D. majalis in Begleitung ?, Bild 3 ist Nahaufnahme von Bild 2.
Beide Vorkommen auf Feuchtwiese, Klostertal, Nö, am 6. Juni.

Danke

Gerd

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Hermann Falkner
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Re: Noch eine Orchidee bei der ich mir unsicher bin

Beitragvon Hermann Falkner » Freitag 17. November 2017, 06:20

Die hellere hätte ich eigentlich für gewöhnliche D. fuchsii gehalten - bin aber kein Orchideenspezialist ;-)
Lg Hermann

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Norbert Griebl
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Re: Noch eine Orchidee bei der ich mir unsicher bin

Beitragvon Norbert Griebl » Freitag 17. November 2017, 12:50

Lieber Gerd!

Ich würde das für eine fuchsii mit Einfluss von majalis halten, dafür würde auch die relativ frühe Blütezeit hinweisen.
Ich kenne die xbraunii auch vom Klostertal, ws. ist sie gegenwärtig die häufigste Orchideenhybride Österreichs:
Dactylorhiza fuchsii × D. majalis (= Dactylorhiza ×braunii)
K, NÖ, OÖ, S, St, T, V.
Zu Ehren des deutschen Botanikers Alexander Carl Heinrich Braun (1805–1877) benannt. Braun war Professor der Botanik in Karlsruhe, Freiburg und Gießen und ab 1851 Direktor des Botanischen Gartens Berlin.
JANCHEN (1956–1960: 871, als Orchis latifolia × O. maculata): zerstreut. Niederösterreich: mehrfach. Oberösterreich: selten, Bad Goisern. Steiermark: mehrfach. Wohl noch anderwärts. Nordtirol (als O. latifolia subsp. alpestris × O. maculata): St. Anton am Arlberg.
JANCHEN (1977: 722): Niederösterreich: Bergwiesen zwischen Hainbach und Steinbach im nordöstlichen Wienerwald, Aggsbachklause bei Preßbaum, am Hals bei Hainbach nächst Pottenstein, im Hofwald bei Schottwien.
HARTL & al. (1992: 401, als D. maculata s. lat. × D. majalis): Kärnten: 9243/4 West-Kärnten, Fund von nach 1945; 9445/2 Südwest-Kärnten, Fund von vor 1900.
POLATSCHEK (2001: 757, als D. maculata subsp. fuchsii × D. majalis): Nordtirol: Ziegelei bei Völs, St. Anton am Arlberg, Issanger im Halltal bei Hall in Tirol, Fimbertal südlich Ischgl, Forststraße zur Verpeilalm im Kaunertal, Stubaital oberhalb Mutters. Osttirol: Hollbrucker Tal bei Kartitsch, Prägraten, Burgertal bei Kals. Vorarlberg: zwischen Schlins und Rabenstein, Fellhorn östlich Riezlern, Aufstieg Gaisbergtobel – Oberlech, Langen am Arlberg bis Langener Wald.
STÖHR & al. (2002: 1425, als Dactylorhiza majalis × maculata): Salzburg: Flachgau, Lamprechtshausen, Maxdorf, Streuwiesenrest gegen Seethal, ca. 430 m - 7943/4. Aufgrund der fehlenden Angaben in JANCHEN (1956–1960) und LEEDER & REITER (1958) wurde zunächst vermutet, dass dieser Fund zusammen mit den Angaben in STÖHR (2001) die ersten Meldungen für Dactylorhiza ×braunii im Land Salzburg darstellen. Diese Vermutung war jedoch irrig, da bereits LEEDER (1922; sub Orchis maculata x latifolia) diese Hybride im Schwarzachengraben bei Saalbach unter den Stammeltern nachweisen konnte.
Da nach STACE (1975) eine hohe Fertilität für Dactylorhiza-Hybriden besteht, darf eine hohe Introgressionswahrscheinlichkeit unterstellt werden, worauf möglicherweise die enorme Variabilität der Fingerknabenkräuter am nördlichen Alpenrand zurückgeht.
STÖHR (2003: 37, als Dactylorhiza majalis × maculata): Salzburg: Streuwiesen im Vorfeld des Untersberges bei Großgmain. Zumindest von drei Streuwiesenflächen konnte die Hybride zwischen Dactylorhiza majalis und D. maculata festgestellt werden. Obwohl diese Kreuzung im Falle gemeinsamer Vorkommen beider Eltern regelmäßig anzutreffen ist (SEBALD & al. 1998), scheint sie in der noch immer jüngsten Flora von Salzburg (LEEDER & REITER, 1958) nicht auf und wird auch von JANCHEN (1956–1960) lediglich aus Nieder- und Oberösterreich sowie von der Steiermark angegeben.
STÖHR & al. (2004: 37): Salzburg: Flachgau, Hof bei Salzburg, Vorderelsenwang, Streuwiesen am Westufer des Fuschlsees, ca. 665 msm - 8145/3.
PERKO (2004: 254): Kärnten: Funde von nach 1970: 9053/2 Nordost-Kärnten; 9054/1 & 9054/3 Nordost-Kärnten; 9055/2 Nordost-Kärnten; 9149/2 Nord-Kärnten; 9243/4 West-Kärnten; 9252/4 Ost-Kärnten. Fund von zwischen 1900 und 1970: 9445/2 Südwest-Kärnten. Fund von vor 1900: 9452/1 Südost-Kärnten. Auch dieser Bastard ist bei gemeinsamen Vorkommen der Elternarten öfter zu erwarten. Bisher wurde er in den Bereichen des Drau- und Gailtals, im Oberen Gurktal, in den Sattnitzbergen (alte Angabe), am Nordostrand des Klagenfurter Beckens, im Görtschitztal sowie auf der Sau- und Packalpe beobachtet.
STÖHR & al. (2007: 190): Oberösterreich: Innviertel, Eggelsberg, Ibmermoos, E Seeleitensee, Feuchtwiese, ca. 425 m - 7943/2. JANCHEN (1956–1960) berichtet erstmals von einem Fund dieser Hybride in Oberösterreich bei Goisern (Morton, briefl., 1959). Auch wenn viele ehemalige Orchideenvorkommen heute nicht mehr existieren, handelt es sich bei den Eltern dieses Mischlings noch um durchaus verbreitete Arten. Aus diesem Grund kann auch noch mit weiteren Funden gerechnet werden. Außerdem darf dieser Nachweis als ein weiteres Beispiel dienen, dass es oft auch in sehr gut untersuchten Gebieten wie im Ibmer Moos noch Neues zu entdecken gibt.
GRIEBL (2013: 77): Kärnten: Drautal, Gailtal, Gurktal, Sattnitzzug, Klagenfurter Becken, Görschitztal, Saualpe, Packalpe, Seetaler Alpen. Niederösterreich: Münichreith am Ostrong, Hainbach, Aggsbachklause, Schottwien, Kaltenleutgeben, Am Hals, Kalte Kuchl, Staff, Obertriesting, Untergrödl, Reisalpe, Neuhaus, Dürrenstein, Hochkar, Rothwald. Oberösterreich: Sengsengebirge, Salzkammergut. Salzburg: Gerlospass, Rauriser Tal, Zell am See, Bernkogel der Hohen Tauern, Steinernes Meer, St. Gilgen am Wolfgangssee, Radstädter Tauern. Steiermark: Ennstal, Seetaler Alpen, Grazer Bergland, Ausseer Land, Totes Gebirge, Hohentauern, Koralpe, Stainz. Tirol: St. Anton am Arlberg, Stubaital, Völs, Kartitsch, Kaunertal, Hall, Achensee, Prägraten, Kals, Lasörlinggruppe, Lienzer Dolomiten, Gailtaler Alpen. Vorarlberg: Schlins, Langen am Arlberg, Großes Walsertal, Riezlern.

Quellen:
GRIEBL N. (2013): Die Orchideen Österreichs mit 72 Orchideenwanderungen – Freya-Verlag, Linz. 479 S.
HARTL H., KNIELY G., LEUTE G.H., NIKLFELD H. & M. PERKO (1992): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Kärntens. — Klagenfurt, 451 S.
JANCHEN E. (1956–1960, 1963, 1964, 1966, 1967): Catalogus Florae Austriae (dazu 1., 2. und 3. Ergänzungsheft und Generalindex). — Springer, Wien.
JANCHEN E. (1977): Flora von Wien, Niederösterreich und Nordburgenland, 2.Auflage – Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. 758 S.
PERKO M. L. (2004): Die Orchideen Kärntens.- Arge Naturschutz, Klagenfurt.
POLATSCHEK A. (2001): Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg, Bd. 4. — Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck. 1083 S.
STÖHR O., SCHRÖCK C. & W. STROBL (2002): Beiträge zur Flora der Bundesländer Salzburg und Oberösterreich. — Linzer biol. Beitr. 34/2: 1393–1505.
STÖHR O. (2003): Vegetationskundliche Untersuchungen an Streuwiesen im Vorfeld des Untersberges bei Großgmain (Salzburg, Österreich) und Marzoll (Bayern, BRD). — Stapfia 81: 1–231.
STÖHR O., SCHRÖCK C., PILSL P., GEWOLF S., EICHBERGER C., NOWOTNY G., KAISER R., KRISAI R. & A. MAYR (2004): Beiträge zur indigenen Flora von Salzburg. — Sauteria 13: 15–114.

Liebe Grüße
Norbert
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Gerd4126
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Re: Noch eine Orchidee bei der ich mir unsicher bin

Beitragvon Gerd4126 » Freitag 17. November 2017, 15:50

Hallo Norbert,

Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort.

Da ich seit Jahren meine engere Heimat ( Triestingtal und Piestingtal) mir systematisch anschaue wird schon noch die eine oder andere Frage in Zukunft auftauchen mit der ich mich wieder an dich wenden darf, hoffe ich zumindest.

Zu den Fundortbezeichnungen aus den Literaturangaben sei halt vermerkt, zB. JANCHEN 1977, die sind jetzt 30 Jahre alt und zu einem Großteil nicht mehr vorhanden, aber es tauchen bei genauerer Suche immer wieder neue kleinräumige Biotope auf die ergiebig sind. So gibt es im Bereich Hals bei Pottenstein keine D. majalis mehr.

Was mich aber im Nahbereich brennend interresieren würde ist - du vermerkst in deinem Buch die Orchideen Österreichs unter Frauenschuh auf der Karte im Schwechattal einen Fundort für Frauenschuh und auch westl. von Triesting u. Schwchaturprung ist ein Fundort eingetragen, kannst du mir darüber näheres berichten ?, trotz intensiver Recherche habe ich bis dato nichts darüber gefunden.

Vielen Dank und liebe Grüße
Gerd

Gerd4126
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Re: Noch eine Orchidee bei der ich mir unsicher bin

Beitragvon Gerd4126 » Freitag 17. November 2017, 15:52

Danke Hermann,

da war wohl bei mir ein bissl Wunsch Vater des Gedankens....

liebe Grüße
Gerd

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Norbert Griebl
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Re: Noch eine Orchidee bei der ich mir unsicher bin

Beitragvon Norbert Griebl » Montag 20. November 2017, 15:25

Servus Gerd!

Zu diesen Fundorten kann ich dir leider nichts Näheres sagen, sie sind nicht von mir.
Etliche der niederösterreichischen Funde habe ich von Walter Vöth übernommen, sowohl von seinem Buch über die Orchideen Niederösterreichs als auch von seinen Fundaufzeichnungen. Vielleicht sind auch diese schon von alten Quellen übernommen worden und gegenwärtig vielleicht gar nicht mehr existent. Da müsste man sich intensiv auf die Suche machen, vielleicht gibt es das eine oder andere Vorkommen ja doch noch.
Beste Grüße
Norbert
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Gerd4126
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Re: Noch eine Orchidee bei der ich mir unsicher bin

Beitragvon Gerd4126 » Dienstag 21. November 2017, 14:58

Lieber Norbert,

Danke für den Hinweis auf Vöth.

viele Grüße
Gerd


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